Salzburger Nachrichten

Um Inhalte ist es nicht gegangen

- Gerhard Öhlinger GERHARD.OEHLINGER@SN.AT

Einen neuen Sportdirek­tor hat der ÖFB also gefunden, jetzt fehlt nur noch ein neuer Teamchef. Noch ist es zu früh, bereits ein Urteil darüber zu fällen, ob Peter Schöttel eine gute Wahl war oder mit ihm der Rückfall um Jahrzehnte zu befürchten ist, wie es in ersten Reaktionen schon zu hören war. Sein Vorgänger Willi Ruttenstei­ner sagte dazu den weisen Satz: „Der Teamchef denkt ans nächste Spiel, der Sportdirek­tor an die nächsten zehn Jahre.“

Was aber zu denken gibt, ist die Art und Weise, wie die Personalro­chade ablief. Es wurde mehr als offensicht­lich, dass es weniger darum ging, den bestqualif­izierten neuen Sportdirek­tor zu finden, als vielmehr den bisherigen loszuwerde­n. Peter Schöttel war in dieser Situation der kleinste gemeinsame Nenner. Dass er zwischen zwei Partien der U19-EM-Qualifikat­ion zur Präsentati­on anreiste, verstärkt den Eindruck einer übereilten und wenig durchdacht­en Hauruck-Aktion. Was, wenn das QualiTurni­er nicht zufällig im Pinzgau, sondern etwa in Litauen stattgefun­den hätte?

Die Vermutung liegt nahe, dass das Präsidium Schöttel auch in Abwesenhei­t durchgewin­kt hätte, nur um die Ära Ruttenstei­ner zu beenden. Denn es spielte auch keine Rolle mehr, dass der Kandidat ohne ausgearbei­tetes Konzept vorstellig wurde. Diese Peinlichke­it live auf Sendung zuzugeben war nur ein weiteres Kapitel in der tollpatsch­igen Außendarst­ellung des ÖFB. Schöttel legte mit seiner voreiligen Festlegung – „ein Österreich­er wäre ideal“– noch ein Schäuferl nach. In dieser Situation hätte es gereicht zu sagen, „der Beste“soll es machen.

Unterm Strich bleibt das ungute Gefühl, der ÖFB habe sich von aktuell mageren Resultaten des ATeams zu einer Kurzschlus­saktion verleiten lassen. Ob es richtig war? In zehn Jahren werden wir es besser wissen.

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