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Einen neuen Sportdirektor hat der ÖFB also gefunden, jetzt fehlt nur noch ein neuer Teamchef. Noch ist es zu früh, bereits ein Urteil darüber zu fällen, ob Peter Schöttel eine gute Wahl war oder mit ihm der Rückfall um Jahrzehnte zu befürchten ist, wie es in ersten Reaktionen schon zu hören war. Sein Vorgänger Willi Ruttensteiner sagte dazu den weisen Satz: „Der Teamchef denkt ans nächste Spiel, der Sportdirektor an die nächsten zehn Jahre.“
Was aber zu denken gibt, ist die Art und Weise, wie die Personalrochade ablief. Es wurde mehr als offensichtlich, dass es weniger darum ging, den bestqualifizierten neuen Sportdirektor zu finden, als vielmehr den bisherigen loszuwerden. Peter Schöttel war in dieser Situation der kleinste gemeinsame Nenner. Dass er zwischen zwei Partien der U19-EM-Qualifikation zur Präsentation anreiste, verstärkt den Eindruck einer übereilten und wenig durchdachten Hauruck-Aktion. Was, wenn das QualiTurnier nicht zufällig im Pinzgau, sondern etwa in Litauen stattgefunden hätte?
Die Vermutung liegt nahe, dass das Präsidium Schöttel auch in Abwesenheit durchgewinkt hätte, nur um die Ära Ruttensteiner zu beenden. Denn es spielte auch keine Rolle mehr, dass der Kandidat ohne ausgearbeitetes Konzept vorstellig wurde. Diese Peinlichkeit live auf Sendung zuzugeben war nur ein weiteres Kapitel in der tollpatschigen Außendarstellung des ÖFB. Schöttel legte mit seiner voreiligen Festlegung – „ein Österreicher wäre ideal“– noch ein Schäuferl nach. In dieser Situation hätte es gereicht zu sagen, „der Beste“soll es machen.
Unterm Strich bleibt das ungute Gefühl, der ÖFB habe sich von aktuell mageren Resultaten des ATeams zu einer Kurzschlussaktion verleiten lassen. Ob es richtig war? In zehn Jahren werden wir es besser wissen.