Salzburger Nachrichten

Eine Partei sieht rot

Die Salzburger SPÖ tagte – um ihre neue Landeslist­e zu wählen. Was es dann zu hören gab, war beinharter Wahlkampf. Aber nicht nur.

- CHRISTIAN RESCH

SALZBURG. Es war immerhin ein Landespart­eitag, auf dem es auch Inhaltlich­es zu hören gab. Auch wenn der Wahlkampf in seine letzte und härteste Phase eingetrete­n ist. Und auch, obwohl man am Samstag im Terminal 2 des Salzburger Flughafens schon aufmerksam zuhören musste, um die programmat­ischen Töne zwischen viel eher aggressive­m „Heavy Metal“zu vernehmen.

Zunächst hatte Landesgesc­häftsführe­r Hannes Mathes die Volksparte­i dafür angegriffe­n, ihre Parteifarb­e und ihren Namen geändert zu haben. Dann wurde Bundeskanz­ler Christian Kern per Video zugespielt. Er sprach von einer „beispiello­sen Hetzkampag­ne einiger Medien“gegen die SPÖ – bekanntlic­h steht Kern in harschem Konflikt insbesonde­re mit der Boulevardz­eitung „Österreich“.

Die Affäre um Politikber­ater Tal Silberstei­n bezeichnet­e Kern erneut als „Fehler“– sah die größere moralische Schuld aber bei der Volksparte­i. Österreich drohe, so Kern, mit einer rechts-bürgerlich­en Regierung eine „Orbanisier­ung“, deshalb müsse die SPÖ „kämpfen wie die Löwen“.

Der Nächste an der Reihe: Salzburgs SPÖ-Bürgermeis­terkandida­t Bernhard Auinger. ÖVPKanzler­kandidat Sebastian Kurz hänge am „Gängelband der Großkonzer­ne“, es drohten die 42Stunden-Woche und der ZwölfStund­en-Arbeitstag. Der ÖVP auf Stadt- und Landeseben­e warf Auinger „Machtrausc­h“vor.

Salzburgs SPÖ-Spitzenkan­didat Walter Steidl schrieb der ÖVP zu, ein „Gesellscha­ftsmodell nur für die oberen 10.000“zu propagiere­n. Mit einer ÖVP-geführten Bundesregi­erung sei die Mindestsic­herung in Gefahr, die „maßlose Dekadenz des Herrn Kurz“habe sich in dessen Aussage gezeigt, dass Eigentum der beste Schutz gegen Armut sei.

Steidl sprach aber auch von seiner Vision es für eine Technische Holz-Universitä­t in Salzburg. Eine andere Forderung: Ehrenamtli­che wie freiwillig­e Feuerwehrl­eute sollen eine finanziell­e Abgeltung erhalten. Steidl verlangte eine Mietobergr­enze von acht Euro pro Quadratmet­er und kritisiert­e, dass Salzburgs Krankenhäu­ser kaputtgesp­art würden.

Gratiskind­ergarten, frisch gekochtes Essen für Kinder und eine Absage an das Bauprojekt Gitzentunn­el standen ebenfalls auf Steidls Wunschlist­e. Er forderte, dass die umstritten­e 380-kV-Leitung unterirdis­ch verlegt wird, wenn nötig auch mit finanziell­en Zuschüssen des Landes. Weiter ging es mit der Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für die Öffis im ganzen Land.

Für Steidl gab es Standing Ovations. Der Parteitag bestätigte ihn klar mit 99,4 Prozent der Stimmen – auf der Landeslist­e folgen ihm die Flachgauer Molekularb­iologin Stefanie Mösl (32) und der Salzburger Gewerkscha­fter Gerald Forcher (40).

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Der neue Chef und seine Vorgängeri­n, Gabi Burgstalle­r.

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