Salzburger Nachrichten

Ziemlich beste Feinde

Kanzler Kern gegen FPÖ-Chef Strache im ORF-TV-Duell.

- Wahlkampf im TV a.k.

Gemessen im Ton, aber hart in der Sache trafen Montagaben­d Bundeskanz­ler Christian Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im ORF-Wahlkampfd­uell aufeinande­r. Kern, der am Abend zuvor auf auf Puls 4 Sebastian Kurz allzu aggressiv begegnet war und dafür schlechte Zensuren erhalten hatte, gab sich im Gespräch mit Strache weit staatsmänn­ischer, wenngleich wohleinstu­dierte Spitzen nicht fehlten. „Wenn Sie ein Vertreter des kleinen Mannes sind, gewinnt FC Simmering die Champions League“, hielt er etwa dem freiheitli­chen Parteichef entgegen, und er sparte auch nicht mit Hinweisen auf die FPÖ-Mitverantw­ortung für das Hypobank-Desaster.

Und sonst? Freunde werden die beiden Herren wohl nicht mehr. Nach der pflichtgem­äßen Erledigung des Themas Dirty Campaig- ning erwies sich Strache beim eigenen Wirtschaft­sprogramm als nicht ganz firm („Das habe ich jetzt nicht im Kopf“, musste er bekennen – Sekunden, nachdem er Moderatori­n Claudia Reiterer vorgehalte­n hatte, das Wirtschaft­sprogramm nicht zu kennen). Kern steckte sich das Federl der sinkenden Arbeitslos­igkeit und das geplante voestalpin­e-Werk in Kapfenberg an den Hut seiner Regierung, Strache plädierte für einen Beitritt Österreich­s zur Visegrad-Gruppe, also zur losen Vereinigun­g der osteuropäi­schen Staaten. Strache kritisiert­e Missstände im Wiener Gesundheit­swesen, Kern nannte das „Wien-Bashing“.

Und die Koalitions­frage? Kern will nicht mit Strache regieren („Uns trennen Welten“), Strache will die FPÖ so stark machen, dass schlicht kein Weg an der FPÖ vorbeiführ­t.

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