Rappen aus weiblicher Seele
Live in Salzburg: Akua Naru gehört zu den neuen, lauten Stimmen des Polit-Rap.
SALZBURG. Für die Motivation, sich vorn hinzustellen und seine Meinung zu sagen, gibt es im Pop viele Gründe. Es geht um Anerkennung. Es geht um Ruhm. Es kann um Selbstverwirklichung gehen. Oder man kämpft, um für seine Sache ein paar Verbündete zu finden – einen Konzertabend lang und darüber hinaus.
Für diesen Kampf hat Akua Naru den richtigen Satz im Gepäck. „You are not alone“, singt sie. Sie formuliert das aber nicht bloß als eine dieser belanglosen Gesten, die als Rituale des Pop alle umarmen sollen. Akua Naru plappert nicht. Sie setzt Energie frei, die zum Tanzen motiviert. Inhaltlich ist es aber ein Tanz auf heißen Kohlen.
Die Rapperin berichtet, als eine der jüngeren und aufregenden Stimmen des Conscious Rap, von Ausgrenzung und schier unauslöschlichen Geschlechterstereotypen. Politische Brisanz gebiert ihre Reime.
„How does it feel“heißt eines der Lieder. In der simplen Frage nach dem Befinden schwingt aber mehr mit. „Ich denke, dass es Platz für Tiefsinnigkeit gibt und dass die Menschen bereit dafür sind“, sagte sie bei der Veröffentlichung ihres Debütalbums vor sechs Jahren. An ihrer Haltung und ihrem Glauben, dass Pop politisch und unterhalt- sam gleichermaßen sein kann, ändert sich auch auf dem aktuellen Album „The Miner’s Canary“nichts. Da findet sich unter anderem eine Hommage an Toni Morrison, eine der wichtigsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur und Nobelpreisträgerin von 1993. Frau sein, schwarz sein – das durchzieht auch Akua Narus Werk. Sie jammert aber nicht, bezieht keine Opferrolle, sondern formuliert ein überwältigendes Selbstbewusstsein.
Ihre Musik sprengt dabei Grenzen. Da merkt man ihr die Globetrotterin an. Geboren wurde sie in den USA. Sie war unterwegs auf Spurensuche in Afrika und Asien. Schließlich landete sie der Liebe wegen in Köln. Die Wanderschaft spiegelt sich in ihren Sounds. Soul, Funk, etwas Blues, ein bisschen Jazz, Afro-Rhythmen tauchen auf. „Alle, die auf Hip-Hop gewartet haben – da ist sie“, sagte Tony Allen, legendärer Afrobeat-Pionier, einmal über LaTanya Olatunji, wie Akua Naru bürgerlich heißt.
Sicherlich lässt sich, was sie produziert, am einfachsten unter dem Begriff Hip-Hop zusammenfassen. Doch das greift zu eng. Akua Naru siedelt zwischen Curtis Mayfield und Lauryn Hill, zwischen dem Talent für Sounds, die mühelos Seele und Tanzbein verbinden, und dem Talent, dazu ganz klare Worte zu finden. „In meiner Erinnerung schrieb und sang ich, seit ich meine ersten eigenständigen Gedanken fassen konnte. Ich habe die Musik auch nicht entdeckt, sondern sie mich“, sagt sie.