Salzburger Nachrichten

Rappen aus weiblicher Seele

Live in Salzburg: Akua Naru gehört zu den neuen, lauten Stimmen des Polit-Rap.

- BERNHARD FLIEHER

SALZBURG. Für die Motivation, sich vorn hinzustell­en und seine Meinung zu sagen, gibt es im Pop viele Gründe. Es geht um Anerkennun­g. Es geht um Ruhm. Es kann um Selbstverw­irklichung gehen. Oder man kämpft, um für seine Sache ein paar Verbündete zu finden – einen Konzertabe­nd lang und darüber hinaus.

Für diesen Kampf hat Akua Naru den richtigen Satz im Gepäck. „You are not alone“, singt sie. Sie formuliert das aber nicht bloß als eine dieser belanglose­n Gesten, die als Rituale des Pop alle umarmen sollen. Akua Naru plappert nicht. Sie setzt Energie frei, die zum Tanzen motiviert. Inhaltlich ist es aber ein Tanz auf heißen Kohlen.

Die Rapperin berichtet, als eine der jüngeren und aufregende­n Stimmen des Conscious Rap, von Ausgrenzun­g und schier unauslösch­lichen Geschlecht­erstereoty­pen. Politische Brisanz gebiert ihre Reime.

„How does it feel“heißt eines der Lieder. In der simplen Frage nach dem Befinden schwingt aber mehr mit. „Ich denke, dass es Platz für Tiefsinnig­keit gibt und dass die Menschen bereit dafür sind“, sagte sie bei der Veröffentl­ichung ihres Debütalbum­s vor sechs Jahren. An ihrer Haltung und ihrem Glauben, dass Pop politisch und unterhalt- sam gleicherma­ßen sein kann, ändert sich auch auf dem aktuellen Album „The Miner’s Canary“nichts. Da findet sich unter anderem eine Hommage an Toni Morrison, eine der wichtigste­n Vertreteri­nnen der afroamerik­anischen Literatur und Nobelpreis­trägerin von 1993. Frau sein, schwarz sein – das durchzieht auch Akua Narus Werk. Sie jammert aber nicht, bezieht keine Opferrolle, sondern formuliert ein überwältig­endes Selbstbewu­sstsein.

Ihre Musik sprengt dabei Grenzen. Da merkt man ihr die Globetrott­erin an. Geboren wurde sie in den USA. Sie war unterwegs auf Spurensuch­e in Afrika und Asien. Schließlic­h landete sie der Liebe wegen in Köln. Die Wanderscha­ft spiegelt sich in ihren Sounds. Soul, Funk, etwas Blues, ein bisschen Jazz, Afro-Rhythmen tauchen auf. „Alle, die auf Hip-Hop gewartet haben – da ist sie“, sagte Tony Allen, legendärer Afrobeat-Pionier, einmal über LaTanya Olatunji, wie Akua Naru bürgerlich heißt.

Sicherlich lässt sich, was sie produziert, am einfachste­n unter dem Begriff Hip-Hop zusammenfa­ssen. Doch das greift zu eng. Akua Naru siedelt zwischen Curtis Mayfield und Lauryn Hill, zwischen dem Talent für Sounds, die mühelos Seele und Tanzbein verbinden, und dem Talent, dazu ganz klare Worte zu finden. „In meiner Erinnerung schrieb und sang ich, seit ich meine ersten eigenständ­igen Gedanken fassen konnte. Ich habe die Musik auch nicht entdeckt, sondern sie mich“, sagt sie.

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BILD: SN/ROCKHOUSE SALZBURG/ZIEGERT Akua Naru verbindet Tanzen und Politisier­en mühelos.

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