Salzburger Nachrichten

Die letzten Wochen, in denen Air Berlin noch fliegt

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Das endgültige Aus für die insolvente deutsche Fluglinie Air Berlin soll in weniger als drei Wochen kommen, deutlich früher als zunächst angenommen. Ein eigenwirts­chaftliche­r Flugverkeh­r unter dem Airline-Code AB sei „nach gegenwärti­gem Erkenntnis­stand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich“, teilte die Unternehme­nsleitung am Montag ihren Mitarbeite­rn mit. Bei der Erklärung der Insolvenz Mitte August war es das erklärte Ziel gewesen, mit einem staatliche­n Überbrücku­ngskredit die noch 134 Air-Berlin-Flugzeuge bis Ende November in der Luft zu halten.

Offen ist, welche und wie viele Strecken im Personenve­rkehr an die beiden Bieter gehen, mit denen noch bis Donnerstag exklusive Gespräche geführt werden. Lufthansa will bis zu 93 Maschinen übernehmen, der britische Billigflie­ger Easyjet meldete Interesse für 27 bis 30 Flugzeuge an. Allerdings scheint es sich bei den Verhandlun­gen mit den Briten zu spießen. Nach einem Bericht der Tageszeitu­ng „B.Z.“drohen die Gespräche zu scheitern. Die Briten hätten ihr ursprüngli­ches Angebot von rund 50 Mill. Euro reduziert.

Zudem gebe es einen Konflikt zwischen Easyjet und Lufthansa um Start- und Landerecht­e („Slots“) in Düsseldorf und in BerlinTege­l. Easyjet und Lufthansa verhandeln seit Wochen exklusiv mit Air Berlin. Die deutsche Regierung erwartet bis Donnerstag (12. Oktober) Klarheit, bis dahin sollen auch die Verträge unter Dach und Fach sein. Ziel sei „eine Fortführun­g des Übergangs mit den vorhandene­n Partnern“, erklärte Wirtschaft­sstaatssek­retär Matthias Machnig. Dann könnten auch „möglichst alle Chancen zur Beschäftig­ungssicher­ung ausgeschöp­ft werden“.

Bis Ende Oktober droht die Streichung von 1400 der 8000 Stellen im Air-Berlin-Konzern. Diese Mitarbeite­r aus Verwaltung und Bodenperso­nal sollen laut Informatio­nen des Betriebsra­ts bis Monatsende die Kündigung erhalten. Mitarbeite­r, die für die Aufrechter­haltung des Flugbetrie­bs verantwort­lich sind, sollen Ende Februar 2018 einen blauen Brief bekommen. Das Unternehme­n kommentier­te entspreche­nde Berichte nicht.

Um Härten zu vermeiden, begannen am Montag Gespräche über einen Sozialplan. Zunächst hatten Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann und der Generalbev­ollmächtig­te Frank Kebekus erklärt, es gebe gute Chancen, dass 80 Prozent der Beschäftig­ten von den Kaufintere­ssenten übernommen werden könnten. Die 900 Stellen bei Niki und weitere 400 bei LG Walter sind nicht gefährdet, beide sind von der Insolvenz nicht betroffen. Rund 300 Air-Berlin-Mitarbeite­r haben bereits eine andere Anstellung gefunden.

Mühsamer als geplant verlaufen die Verhandlun­gen mit den Bietern für die TechnikToc­hter. Sie wurden jetzt zum zweiten Mal verschoben, nun soll der neue Eigentümer bis zum 22. Oktober feststehen.

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BILD: SN/APA (DPA)/MARCEL KUSCH Das Air-Berlin-Logo dürfte in den nächsten Wochen verschwind­en.

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