Filmstudio feuert Weinstein
Sexuelle Übergriffe: In einem Zeitungsbericht erhoben frühere Mitarbeiterinnen und Schauspielerinnen massive Vorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten.
Nach Belästigungsvorwürfen wurde einer der einflussreichsten Hollywood-Produzenten, Harvey Weinstein („Pulp Fiction“), von seinem eigenen Filmstudio gefeuert. Angesichts neuer Vorwürfe zum „Fehlverhalten“Weinsteins hätten die Direktoren der Weinstein Company den CoGründer informiert, dass seine Beschäftigung mit sofortiger Wirkung beendet sei, erklärte der Aufsichtsrat laut US-Medien.
Weinstein soll mehrere Frauen, darunter bekannte Schauspielerinnen, sexuell belästigt haben. Die „New York Times“hatte die Vorwürfe kürzlich enthüllt. Der Filmproduzent soll Frauen versprochen haben, ihnen im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bei ihrer Filmkarriere zu helfen. Unter den mutmaßlichen Opfern sind die Schauspielerinnen Ashley Judd und Rose McGowan. Manche Vorfälle reichen laut NYT fast drei Jahrzehnte zurück. Mit mindestens acht Frauen habe Weinstein sich außergerichtlich geeinigt. Der Filmmogul räumte nach den Enthüllungen ein, dass sein Verhalten „viel Schmerz“verursacht habe und er sich „aufrichtig“entschuldigen wolle. Außerdem versprach er, sich einer therapeutischen Behandlung unterziehen zu wollen. Der 65Jährige erklärte, er respektiere alle Frauen und hoffe auf eine zweite Chance – aber „es ist noch viel zu tun, um das zu verdienen“. Bereits am Donnerstag hatte er sich ent- schuldigt und eine Auszeit angekündigt, um seine „Dämonen“in den Griff zu bekommen. Weinstein ist seit 15 Jahren in zweiter Ehe mit der Modeschöpferin Georgina Chapman verheiratet. Mit der Britin hat er zwei Kinder.
Nach den Enthüllungen der NYT, die wie eine Bombe einschlugen, traten fünf der neun Mitglieder des Weinstein-Aufsichtsrats zurück, der nur aus Männern besteht. Bereits am Freitag hatte Weinstein Company erklärt, eine interne Untersuchung eingeleitet zu haben: „Die nächsten Schritte werden von dem therapeutischen Fortschritt Harveys und von dem Ergebnis der unabhängigen Untersuchung des Verwaltungsrats abhängen.“
Die Schauspielerin und Feministin Lena Dunham sprach nach Bekanntwerden der Vorwürfe den mutmaßlichen Opfern Weinsteins ihre Bewunderung aus: „Das ist we- der lustig noch einfach“, schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Twitter. Es sei „mutig“von den Frauen, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Die Schauspielerin Evan Rachel Wood („Westworld“) fordert ihre männlichen Kollegen zur Unterstützung im Kampf gegen sexuelle Belästigung in der Unterhaltungsbranche auf. „Männer, wir brauchen euch als Verbündete“, begann die 30-Jährige eine Reihe von Twitter-Nachrichten.
Der Skandal um Weinstein weist zudem auch eine hochpolitische Komponente auf. Da der Produzent die Demokraten mit großzügigen Spenden unterstützt hat, versuchen nun viele von ihnen, auf Abstand zu gehen. Mehrere Kongressabgeordnete kündigten nach Bekanntwerden der Vorwürfe an, von Weinstein erhaltene Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen weiterzuleiten.