„Es gab keinen Grund, nervös zu werden“
Michael Hayböck meldete sich als Doppelstaatsmeister eindrucksvoll zurück.
Nicht Weltmeister Stefan Kraft und auch nicht Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer holten die ersten Saisontitel im Skispringen. Den Österreichischen Meisterschaften (auf Mattenschanzen) drückte der lachende Dritte Michael Hayböck seinen Stempel auf. Der 26-jährige Wahlsalzburger gewann Gold sowohl auf der Großschanze in Bischofshofen (vor Schlierenzauer) als auch auf der Normalschanze in Villach (vor Kraft). Dabei ist Hayböck bis vor Kurzem noch völlig neben der Spur gestanden. SN: Am meisten überrascht von Ihren beiden Siegen waren Sie selbst. Warum? Hayböck: Vor allem der Titel auf der Großschanze kam sehr überraschend. In letzter Zeit waren die guten Sprünge bei mir sehr, sehr rar. Aber jetzt habe ich meine Sachen wieder beisammen und weiß nach diesem Superwochenende, dass ich konkurrenzfähig bin. SN: Was hat bis dato gefehlt? Die Wettkämpfe im Sommer sind ziemlich in die Hose gegangen. Zwar habe ich alle Springen aus dem Training heraus bestritten, aber es war auch so absehbar, dass ich nicht wirklich konkurrenzfähig bin. Im Training habe ich zwei Luken mehr Anlauf gebraucht, um auf ähnliche Weiten wie meine Teamkollegen zu kommen.
Ich habe viel beim Material ausprobiert, habe zwischen meinem alten Sprungschuh und einem neuen Hartschalenschuh gewechselt. Es dauert einfach, bis sich alles einspielt. Von den Ergebnissen her haben sich sicher schon einige Leute gedacht, der Hayböck hat das Skispringen über den Sommer völlig verlernt. Ich habe aber immer gewusst, dass der Weg stimmt. SN: Ist es nicht ein Risiko, vor einer Olympiasaison zu viel beim Material umzustellen? Im Skispringen ist es ganz normal, dass getüftelt wird. Es gab nie einen Grund, nervös zu werden. Ich bin positiv geblieben und wusste, dass sich alles zusammenfügen wird, wenn es darauf ankommt. Außerdem: Bis zu den Olympischen Spielen im Februar ist noch viel Zeit. SN: Olympia in Pyeongchang hat in Ihrer Saisonplanung also absolute Priorität? Klar, Olympia steht über allem. Ich hatte vor vier Jahren schon einmal das Vergnügen, dabei zu sein. Es war etwas ganz Besonderes, das ich mit vielen guten Erinnerungen verbinde. Die Saison bietet aber noch mehr Highlights: Vierschanzentournee, Skiflug-WM, Raw Air. Eigentlich sind die nächsten zwei Winter genial. 2019 wartet mit Seefeld auch noch eine Heim-WM. SN: Sie haben mit Stefan Kraft einen Doppelweltmeister und Gesamtweltcupsieger als Trainingspartner. Hemmt oder beflügelt Sie das? Ich wüsste nicht, warum das für mich negativ sein sollte. Unser Verhältnis ist super, daran hat sich auch nach „Kraftis“Erfolgen im letzten Winter nichts geändert. Wenn du einen im Team hast, der so vorausmarschiert, kann man als Trainingspartner nur profitieren.