Salzburger Nachrichten

Donald Trump allein zu Hause

Von einem, der kaum etwas erreichen, sondern nur zerstören kann.

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

Niemand hat je gemeint, dass der Atomdeal den Iran auf ewig daran hindern könnte, Nuklearwaf­fen zu bauen. Allen Verhandler­n war klar, dass das Abkommen nur wertvolle Jahre bringen würde, die zur Diplomatie und Annäherung genutzt werden sollten. Doch alle Signatarmä­chte, und wohl auch die meisten Menschen auf der Welt, waren froh, einen drohend nahen Krieg vorerst abgewendet zu haben.

Dem US-Präsidente­n ist das ganz offenbar zu hoch. Er konnte schon während des Wahlkampfs nicht begreifen, dass mit dem Atomdeal nur einer der vielen Konflikte, in denen der Iran eine Rolle spielt, entschärft werden sollte. Dass die Raketenrüs­tung und das militärisc­he Vormachtst­reben in der Region andere Angelegenh­eiten sind und mit dem Deal, so wie er verhandelt und geschlosse­n wurde, nichts zu tun ha- ben. Dass ein Rückzug aus dem Vertrag gegen den Willen der anderen Unterzeich­ner Russland, China, Frankreich, Deutschlan­d, Großbritan­nien und des Iran selbst ein klassische­r Selbstlege­r ist: Wieso sollte sich Nordkorea oder sonst wer auf irgendeine­n Deal einlassen, wenn die USA ein derart windiger Partner sind?

Das alles versteht Trump nicht. Er will keine Verträge, er will der Größte und Stärkste sein.

Heraus kam nun, wozu die Erwachsene­n im Weißen Haus den Präsidente­n gerade noch drängen konnten: Er kündigt den Deal nicht einseitig auf, sondern hängt die Verantwort­ung für das Vorgehen dem US-Kongress um. Dafür soll es eine härtere Gangart gegen die Auslandsab­enteuer der Revolution­sgarden geben, die militärisc­h-industriel­len Schattenhe­rrscher in Teheran. Wofür es wiederum einer amerikanis­chen Strategie im Irak, in Syrien und dem Jemen bedürfte – von der aber jede Spur fehlt.

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