Rechte Verlage machen mobil
Bei der Frankfurter Buchmesse sorgt das Thema Meinungsfreiheit für interne Kontroversen und für Proteste vor einem Messestand.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist unter Rechtfertigungszwang geraten. Als Ausrichter der Frankfurter Buchmesse steht er zur „Meinungsfreiheit, die für uns nicht relativierbar ist“. Damit bekommen heuer „einige rechte bis rechtsextreme Verlage“die Möglichkeit, nicht nur Bücher auszustellen, sondern auch in Veranstaltungen ihre fragwürdigen Ansichten zu verbreiten. Merkwürdig ist das Verhalten des Branchenverbands schon, denn dessen Vertreter protestierten diese Woche vor dem Stand des Antaios-Verlags, dem sie eben noch großherzig einen Platz in der Halle zugestanden hatten, wo seriöse Aussteller wie Rowohlt und Fischer vertreten sind.
Der Antaios-Verlag, der den Identitären zuzurechnen ist, verspürt Aufwind, wenn er das Buch „Das andere Deutschland“mit den Worten ankündigt: „Wir sind nicht allein! Wir leben inmitten eines schillernden Widerstandsmilieus, das sich nun machtvoll zu zeigen und aufzufächern beginnt.“
Hier bekommen all jene eine Heimstatt, die sich gut dazu eignen, als Opfer einer linken Kultur- und Gesellschaftspolitik unter die Räder geraten zu sein. Der türkischstämmige Schriftsteller Akif Pirinçci erreichte mit seinen lieben Katzenkrimis eine breite Öffentlichkeit, bevor er auf einer Pegida-Veranstaltung eine wüste Brandrede gegen die Flüchtlingspolitik hielt, was ihm eine Verurteilung wegen Volksverhetzung einbrachte. Ernst Nolte löste in den 1980er-Jahren einen Historikerstreit aus, als er den Holocaust relativierte und nicht nur die Deutschen allgemein, sondern auch Hitler im Besonderen entlastete. Ein Verlag wie Antaios möchte an verlorene deutsche Größe erinnern und ebendiese zurückholen. Liberalismus gilt als Feindbild. Feminismus und Genderdiskussion werden als Verirrungen der Geschichte weggesteckt.
In einem Flugblatt wehrt sich der Verlag gegen Anschuldigungen der Amadeu Antonio Stiftung, sich in den Dienst des Rechtsextremismus zu stellen. Er entkräftet die Behauptung nicht, geht jedoch in die Gegenoffensive und zeiht die Vorsitzende der Stiftung, Anetta Kahane, inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi in der DDR gewesen zu sein.
Dabei bemühen sich die AntaiosLeute, auf der Messe seriös aufzutreten. Der Stand schmückt sich mit einem Brecht-Zitat, gegen das sich nichts sagen lässt: „Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.“Wie sich Brecht sonst ins Denkgefüge von Antaios fügen soll, ist nicht recht zu verstehen. Gewiss ist, dass das Bemühen um einen intellektuellen Touch vorrangig ist, vor allem Heidegger wird als Vordenker instrumentalisiert.
Die rechten Verlage bilden keine Großmacht, aber sie bekommen jede Aufmerksamkeit. Dass sich nach den Erfolgen rechter Parteien wie der AfD das Klima verändert hat, lässt sich auch daran ablesen, dass das Autorentrio Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn das als Leitfaden gedachte Buch „Mit Rechten reden“(KlettCotta) auf den Markt bringt.
„Wir akzeptieren Verlage, solange sie nicht gegen Gesetze verstoßen.“