Anlageberatung wie für Reiche
Banken wenden sich auf der Suche nach Erträgen stärker den Kunden zu. Die Bank Austria bietet Anlageberatung per Videokonferenz in einer Art, wie es sie bisher nur im Private Banking gab.
SALZBURG. In der Bankenbranche profitieren Kunden von der Digitalisierung schon seit Langem. Was vor mehr als 30 Jahren mit Geldausgabeautomaten begann, endet heute längst nicht an Selbstbedienungsterminals oder beim Online-Banking. Dabei haben Kunden natürlich sukzessive Tätigkeiten des Bankpersonals übernommen, aber in gewisser Weise scheint das Pendeln zurückzuschwingen.
Die Banken, deren Filialnetz stark ausgedünnt wurde, bemühen sich wieder mehr um die Kunden. Der Wettbewerb wurde stärker und auch der Kostendruck der Institute. Denn aus der Spanne zwischen Zinsen für Kredite und jenen für Einlagen lässt sich für die Banken seit Langem fast nichts mehr verdienen.
Die meisten Österreicher setzen auf das Sparbuch. Es ist zwar sicher, das Guthaben verliert wegen der Niedrigstzinsen aber an Kaufkraft. Gegensteuern lässt sich nur mit etwas Risiko. Um die Chancen, die sich dadurch bieten, den Kunden möglichst anschaulich näherzubringen, hat die Bank Austria ein neues Analysemodell erstellt, das nun flächendeckend angeboten wird. Damit beraten insgesamt rund 100 Anlageexperten über Videokonferenz in jeder Filiale in einer Art und Weise, wie es früher nur für betuchte Kundschaft mit Vermögen ab etwa einer halben Million Euro üblich war. Anhand von fünf Modellportfolios werden dem Kunden die Möglichkeiten präsentiert, was er mit seinem Geld tun kann. Die Strategie ist, durch eine möglichst breite Streuung etwa bei Aktienfonds das Risiko niedrig zu halten.
Christian Noisternig, der für Privatkunden und kleine Firmen zuständige Vorstand der Bank Austria: „Wir bieten jetzt eine gemanagte Vermögensverwaltung ab einem Volumen von 50.000 Euro an. Das wird sehr gut angenommen.“Das gilt nicht nur für bestehende Kunden, sondern soll natürlich auch neues Geschäft bringen.
Franz Taicsich, einer der BA-Anlageberater: „Wir machen eine Risikound Ertragsanalyse und setzen das Kundenportfolio rechnerisch einem Stresstest aus.“Der vertraute Bankbetreuer des Kunden ist bei der Videoschaltung stets dabei.
Vor zwei Jahren hatte die UniCredit-Tochter mit Onlineberatung über Videokonferenzen für Hauskredite begonnen. Insgesamt arbeiten in der sogenannten Onlinefiliale der Bank Austria rund 300 Personen, aber nicht alle in der Zentrale in Wien. Zwei der Veranlagungsprofis sind etwa in der Großfiliale in der Rainerstraße in der Stadt Salzburg tätig. Mario Lehner, BAFilialleiter in der Rainerstraße: „Der Sparbuchkunde nimmt sich zu wenig Zeit für Beratung. Bei einer Visualisierung der Entwicklungen geht es besser.“
Im Vorfeld des Weltspartags sagt Noisternig: „Ende der 90erJahre war es möglich, in zwölf Jahren das Sparguthaben zu verdoppeln. Dafür braucht man heute rechnerisch 400 Jahre.“
„Transparenz ist wichtig für die Kunden.“Christian Noisternig Vorstand Bank Austria