Die politische Konferenz
ICHwollte gerade die Wohnung verlassen, da läutete es an der Tür. Draußen stand eine Gruppe von ehemaligen und gegenwärtigen Ministern und begehrte Einlass. Sie müssten, so sagten sie, eine wichtige politische Konferenz bei mir abhalten.
Ich wunderte mich nicht, sondern bat die Damen und Herren herein. Freundlich bot ich ihnen Plätze an und eilte in die Küche, um Erfrischungen zu holen. Als ich mit Getränken und kleinen Imbissen zurück ins Wohnzimmer kam, war bereits über alle Parteigrenzen hinweg eine Erörterung des beliebten Themas „Wer mit wem?“im Gange. Nein, es ging nicht um die Koalitionsfrage.
Als ich mich dazusetzen und meine spärlichen Kenntnisse über den aktuellen Stand der zwischenmenschlichen Beziehungen in Wien beisteuern wollte, läutete es abermals an der Tür. Draußen stand ein bunter Haufen von Politikern, Sekretären und Diplomaten. „Nur herein“, rief ich mit einer einladenden Handbewegung und wunderte mich abermals nicht. Rasch waren Sessel und Gläser für die neu Hinzugekommenen beschafft und der Tratsch ging weiter.
Dass es wenig später ein drittes Mal an der Tür läutete, war überhaupt keine Überraschung für mich. Die draußen stehenden Kameraleute und Journalisten warteten meine Einladung gar nicht erst ab, sondern drängten an mir vorbei ins Wohnzimmer und fielen interviewend und filmend über die bereits leicht illuminierte Polit-Prominenz her. Als sie ihre diesbezügliche Arbeit beendet hatten, machten die Kollegen es sich in der Ecke gemütlich, in dem das Regal mit dem Hochprozentigen steht. Als ich zufällig einen Blick ins Badezimmer warf, konnte ich abermals meine große Erfahrung im Nichtwundern ausspielen. Dort standen eng umschlungen zwei Spitzenkandidaten. Aber ich wunderte mich, wie gesagt, nicht.
In diesem Moment erhob sich die amerikanische Botschafterin von ihrem goldenen Stühlchen (seit wann besitze ich goldene Stühlchen?), schwenkte ein riesiges Rotweinglas und bedankte sich bei allen Anwesenden für diese außerordentlich wichtige politische Konferenz. Dann ging sie.
Ihr Handtäschchen hatte die Form und Farbe einer Trump-Frisur. In diesem Moment wachte ich auf.