Salzburger Nachrichten

Salzburg, dritter Zwerg von links . . .

. . . oder doch mehr? Nach der Nationalra­tswahl stellt sich wieder die Frage, welche Bedeutung das kleine Bundesland im Kampf um Geld und Macht haben wird.

- VIA KONKRET Sylvia Wörgetter

Beim Blick auf die Landkarte stellt sich Salzburg als der dritte Zwerg von links dar: Es ist das dritte der drei kleinen, alpinen Bundesländ­er im Westen. Dem entspricht seine Bedeutung in der Innenpolit­ik. Salzburg ist weit weg von Wien und stellt nach Vorarlberg und dem Burgenland die wenigsten Wahlberech­tigten. Es ist ein Leichtgewi­cht im Ringen der Bundesländ­er um Geld und Posten. Das wird auch nach der Nationalra­tswahl am Sonntag und der darauf folgenden Bildung einer neuen Bundesregi­erung so sein.

Es sei denn, Salzburg beherzigt die Regel, dass, wer klein ist, umso cleverer sein muss.

Dazu muss Salzburg in sich einig sein. Jahrelang haben Stadt und Land gegeneinan­der intrigiert. Das war vor allem in der Infrastruk­turpolitik fatal. Während in Linz mit zig Millionen Bundesgeld Straßen gebaut und Öffis auf die Schiene gestellt wurden, stritt Salzburg. Zur Stadtregio­nalbahn ertönt ein vielstimmi­ger Chor: Ja, nein, weiß nicht, oberirdisc­h, unterirdis­ch, gar nicht. Da konnte sich noch jeder Minister und jede Ministerin in Wien entspannt zurücklehn­en und sagen: „Wir würden ja gern, aber leider, die Salzburger wissen selbst nicht, was sie wollen . . .“

Salzburg hat oft geklagt, in Wien keinen Ansprechpa­rtner in der Regierung zu haben. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob ein Landsmann oder eine Landsfrau am Ministerra­tstisch ein gutes Wort für die Heimat einlegt. Macht folgt nicht Sympathie, sondern einer kühlen Kosten-Nutzen-Analyse: Wie viel Steuergeld kostet ein Vorhaben und was bekommt die Partei dafür? Salzburgs Politiker können in Summe nicht einmal 400.000 Stimmen in die Waagschale werfen. Wien, Niederund Oberösterr­eich haben jeweils mehr als eine Million Stimmen zu bieten. Welche Landespoli­tiker haben daher am meisten Einfluss und Zugriff auf Bundesmitt­el? Eben.

Statt auf einen Strippenzi­eher in Wien zu setzen, ist es aus Sicht der kleinen Bundesländ­er zielführen­der, Verbündete zu suchen. Ein erster Versuch ist die „Westachse“, die Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) mit den Amtskolleg­en aus Vorarlberg und Tirol geschmiede­t hat. Dieser Achse verdankt Claudia Schmidt ihren Job in Brüssel. Sie zog 2014 als gemeinsame ÖVP-Kandidatin der westlichen Länder in das EU-Parlament ein, die innerparte­iliche Konkurrent­in Beatrix Karl aus der Steiermark zog den Kürzeren.

Fragt sich, warum die westlichen Bundesländ­er nicht auch gemeinsame Sache machen, wenn es um große gemeinsame Probleme geht: Fragen der Verkehrsin­frastruktu­r zum Beispiel oder der Steuerlast für Hotellerie

Klein, aber oho. Das geht, wenn man’s clever angeht.

und Gastronomi­e. Zu dritt können sie großen Druck auf die Bundesregi­erung ausüben.

Die Chancen dafür standen schon lange nicht mehr so gut. In Nieder- und Oberösterr­eich haben die ÖVP-Granden Erwin Pröll und Josef Pühringer abgedankt, in Wien wird es SPÖGrande Michael Häupl demnächst tun. Der Rückzug des

Trios schafft vorübergeh­end ein Machtvakuu­m, in das neue Spieler vorstoßen können.

Das nutzt in der ÖVP Wilfried Haslauer, der mit dem Kanzlerkan­didaten Sebastian Kurz auf einer Wellenläng­e liegt. In der SPÖ findet Landeschef Walter Steidl ein offenes Ohr bei Bundeskanz­ler Christian Kern. Wie viel Gewicht Marlene Svazek in der Bundes-FPÖ hat, wird von ihrem ersten Ergebnis bei der Landtagswa­hl im April abhängen. Und Astrid Rössler ist als LH-Stellvertr­eterin ohnedies ein Star für die kränkelnde grüne Bundespart­ei. Zögen die Genannten jetzt auch noch in Wien an einem Strang, könnten sie für Salzburg den einen oder anderen Coup an Land holen. Clever wär’s.

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