Im Derby werden Freunde zu Rivalen
Thomas Hofer und Andreas Fötschl verbindet eine lange gemeinsame Fußball-Laufbahn. Im Spitzenspiel der Westliga zwischen Anif und Grödig muss die Freundschaft 90 Minuten ruhen.
USK Anif gegen SV Grödig, Tabellenzweiter gegen den Ersten oder auch Meister gegen Vizemeister heißt das Spitzenspiel der Fußball-Westliga am Sonntag (Anpfiff 14 Uhr). Zusätzliche Würze bringt der Umstand, dass bei den beiden rivalisierenden Nachbargemeinden ein sehr gut befreundetes Trainerduo aufeinander trifft. Was sich Anifs Meistermacher Thomas Hofer, 47, und Grödig-Trainer Andreas Fötschl, 44, vor dem Match zu sagen haben, welchen Eindruck sie voneinander bei ihrem Kennenlernen Anfang der 1990er-Jahre beim FC Puch gewinnen konnten und auf welches Ergebnis sie tippen würden, erzählten Hofer und Fötschl in einem Doppelinterview.
Herr Hofer, kennen Sie Ihre persönliche Bilanz gegen Andreas Fötschl?
Thomas Hofer: Ja, die ist insgesamt klar positiv. Als er noch Trainer in Eugendorf war, haben wir eigentlich immer gewonnen. Gegen Grödig haben wir die letzten beiden Spiele allerdings verloren (1:2 und 1:3, Anm.).
Und Sie, Herr Fötschl?
Andreas Fötschl: Ich erinnere mich nur an die letzten zwei Spiele mit Grödig, weil die haben wir gewonnen. Mit Eugendorf ist mir gegen ihn nicht viel gelungen.
Warum ist dieses Spiel für Sie besonders?
Thomas Hofer: Es ist immer besonders, wenn Anif gegen Grödig spielt. Die Tabellensituation verstärkt das, der Gewinner steht auf Platz eins. In dieser Saison geht es noch dazu um den Aufstieg in die neue 2. Liga. Grödig will unbedingt dorthin, in Anif ist das noch nicht ganz so klar. Nächste Woche findet ein Workshop der Bundesliga statt. Da sollen alle offenen Fragen geklärt werden. Wir schauen uns dann alle Parameter genau an, erst danach kann der Verein die nächsten Schritte in die Wege leiten. Andreas Fötschl: Etwas Besonderes ist es wohl mehr für die Menschen im Umfeld der beiden Vereine. Für die Trainer und die Spieler macht die aktuelle Tabellensituation das Besondere an der Partie aus. Ein Duell Erster gegen Zweiter birgt natürlich Brisanz. Die lokale Rivalität spielt da aber weniger eine Rolle, weil die wenigsten Spieler selbst aus Grödig oder Anif kommen.
Was wird diese Partie entscheiden?
Thomas Hofer: Es werden Kleinigkeiten sein, die über Sieg und Niederlage entscheiden, womöglich sogar nur die Tagesform. Nicht nur wir Trainer, auch alle Spieler kennen sich sehr, sehr gut. Da wird niemand den anderen überraschen können. Andreas Fötschl: Ich denke auch, dass es auf die Tagesverfassung ankommen wird. Beide Mannschaften haben Qualität. Gewinnen wird, wer seine Chancen nützt und weniger individuelle Fehler macht. Ich kenne die Anifer und die Spielidee vom Thomas, er sieht viele Spiele in Grödig und kennt daher auch uns.
Sie haben einst beim FC Puch zusammengespielt. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Thomas Hofer: Das war anfangs noch in der 2. Division, später in der Regionalliga. Als Andi nach Puch gekommen ist, war sofort klar: Das ist ein sehr guter Fußballer. Deswegen haben wir uns auch noch viele Jahre später, als ich schon Trainer beim USK Anif war, um ihn bemüht. Erst als Spieler, später als Trainer. Er hatte schon immer die Gabe, eine Mannschaft führen zu können. Andreas Fötschl: Die Zeit beim FC Puch war meine schönste als
aktiver Fußballer, egal ob auf dem Platz oder abseits davon. Später war Thomas dann der letzte Trainer meiner Karriere und ich bin danach selbst nahtlos in die Trainertätigkeit gewechselt. Als Spieler war er ein großartiger Konterstürmer. Seinen besonderen Haken kannte zwar jeder, trotzdem hat er damit jeden Verteidiger überspielt.
Und was konnte er weniger gut?
Andreas Fötschl: Was er nicht kann? Verlieren (lacht). Thomas Hofer: Der rechte Fuß war nie seine Stärke (lacht), dennoch war er insgesamt ein sehr kompakter Spieler.
Was zeichnet Ihr Gegenüber als Trainer aus?
Thomas Hofer: Andi hat einen unheimlich guten Draht zu den Spielern, er versteht es, wie vorhin schon gesagt, eine Mannschaft zu führen. Da hat er sich wirklich sehr gut entwickelt. Er hat in Anif bei der 1b angefangen, war dann in Bergheim und Eugendorf und trainiert jetzt den Tabellenführer in der Regionalliga. Das sagt, glaube ich, alles über seine Entwicklung aus. Andreas Fötschl: Er ist ein penibler, akribischer Arbeiter mit großem Fachwissen, der sich eigentlich 24 Stunden am Tag mit Fußball beschäftigt. Und außerdem ein wandelndes Lexikon, das dir jederzeit sagen kann, welcher Stürmer 1968 in irgendeinem Match gegen wen ein Tor erzielt hat und von wem die Vorlage dazu gekommen ist.
Ihr persönlicher Tipp: Wer gewinnt das Derby?
Andreas Fötschl: Wir gewinnen mit 2:1. Thomas Hofer: Ich hoffe, dass wir die Partie knapp für uns entscheiden – ich sage 2:1. Die Torschützen? Da bin ich am Ende doch noch überfragt (lacht).