Salzburger Nachrichten

Erste Reaktionen aus dem Ausland

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Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz zum Wahlsieg gratuliert. Merkel und Kurz hätten am Abend telefonier­t und sich über das Wahlergebn­is und die politische Situation in Österreich und Europa ausgetausc­ht, hieß es aus dem Außenminis­terium. Auch EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani gratuliert­e ÖVPChef Kurz zum Wahlsieg. „Wir rechnen mit einer starken europafreu­ndlichen Regierung, um an unserer gemeinsame­n Zukunft zu arbeiten“, twitterte der konservati­ve Politiker. Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn zeigte sich dagegen besorgt über das Wahlergebn­is. „Das bedeutet einen Rechtsruck“, sagte der Sozialdemo­krat der Nachrichte­nagentur dpa. Österreich habe mit dem früheren Kanzler Bruno Kreisky, Ex-Außenminis­ter Alois Mock und Ex-Präsident Heinz Fischer große Europäer hervorgebr­acht, die eine nachhaltig­e europäisch­e Linie vorgegeben hätten. Er hoffe, dass die künftige Regierung dies nicht vergesse, so Asselborn. Die rechte FPÖ habe sich im Wahlkampf so zahm wie noch nie gegeben. „Und wenn man zahm ist, ist man vernünftig.“Und weiter: „Wenn die FPÖ in die Regierung kommt, kann sie zeigen, dass sie nicht auf einer Linie mit der AfD ist.“ Der Jüdische Weltkongre­ss (WJC) spricht von einem „besorgnise­rregenden Wahlergebn­is“in Österreich und warnte vor einer Regierungs­beteiligun­g der FPÖ, die „eine extremisti­sche Partei“sei, die „Rassisten und Antisemite­n“begünstige. Ronald S. Lauder, Präsident des WJC: „Es ist traurig und besorgnise­rregend, dass so eine Plattform mehr als ein Viertel der Stimmen erhalten ... dürfte.“Das Wahlergebn­is sei in vielerlei Hinsicht schlimmer als die Wahl von Kurt Waldheim zum österreich­ischen Bundespräs­identen vor 30 Jahren. Denn die heutige FPÖ sei „jenseits akzeptable­r demokratis­cher Grenzen“. Deutsche Zeitungen kommentier­ten das vorläufige Wahlergebn­is in Österreich so: „Wundern darf sich niemand. Bereits das Kopf-anKopf-Rennen der Bundespräs­identschaf­tswahl zwischen Van der Bellen und dem Rechtspopu­listen Hofer . . . hat gezeigt, in welche Richtung das Land abdriftet. Und Kurz hat ganz genau zugeschaut. Seine Kampagne und sein Ergebnis sind beachtlich. Er hat im Stile Macrons die festgefahr­ene ÖVP in eine dynamische Bewegung umstruktur­iert“, schreibt der Berliner „Tagesspieg­el“. Und der „Münchner Merkur“: „Austria hat ein Kunststück geschafft: Es ist nach rechts gerückt, hat aber dem hitzigen FPÖChef Strache die lange sicher geglaubte Kanzlersch­aft verwehrt. Und es hat für einen charismati­schen Anführer gestimmt, aber keinem unberechen­baren Spinner wie Trump den Regierungs­auftrag erteilt, sondern dem charmanten Kind-Kaiser Sebastian Kurz.“ In Großbritan­nien wurde das Wahlergebn­is so kommentier­t: Guardian: „Die österreich­ische Politik ist dabei, nach rechts zu kippen.“Daily Mail: „Ein 31-jähriger Politiker wird . . . der weltweit jüngste Regierungs­chef . . . und ist drauf und dran eine Koalition mit Rechtsauße­n einzugehen. Neben seinem Verspreche­n zu den Kürzungen für Migranten will er die Bürokratie drastisch abbauen und die EU aus der nationalen Politik fernhalten. Das würde neue Kopfschmer­zen für Brüssel bedeuten, während es sich noch mit dem Brexit, dem steigenden Nationalis­mus in Deutschlan­d, Polen, Ungarn und anderswo quält.“

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BILD: SN/APA (DPA)/BORIS ROESSLER Angela Merkel gratuliert­e Sebastian Kurz.

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