Salzburger Nachrichten

Wem Kurz und Strache vertrauen

Sowohl in der ÖVP als auch in der FPÖ werden bei der Regierungs­bildung neue Personen mitmischen. Eine ihrer Haupteigen­schaften: Ein guter Draht zum jeweiligen Parteichef.

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Sowohl in der ÖVP als auch in der FPÖ werden bei einer Regierungs­bildung viele neue Personen mitmischen.

WIEN. Die Wahl ist geschlagen, ÖVP und FPÖ sind die großen Sieger. Ob es eine schwarz-blaue Koalition geben wird, steht noch in den Sternen. Es ist auch keine ausgemacht­e Sache. Zum einen, weil es in der FPÖ teilweise große Vorbehalte gegen eine neuerliche Zusammenar­beit mit der ÖVP gibt, zum anderen, weil die SPÖ sich nicht so einfach auf die Opposition­sbank setzen will und bereits über eine Koalition mit der FPÖ nachdenkt.

Wer sind aber nun die Leute in ÖVP und FPÖ, die die Politik in Österreich in Zukunft bestimmen werden oder für ein Ministeram­t infrage kommen? Bei der ÖVP ist es natürlich Sebastian Kurz. Der ÖVPChef hat einen relativ kleinen Kreis an Vertrauten. Er hört zwar jedem gern zu und interessie­rt sich auch für die unterschie­dlichsten Meinungen, wenn es dann aber darum geht, Entscheidu­ngen zu treffen, dann sind nur noch wenige Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r mit von der Partie. Ganz vorn dabei ist Elisabeth Köstinger. Die 38-jährige Kärntnerin, die für die ÖVP im EU-Parlament sitzt, gilt als eine der engsten Vertrauten von Kurz. Dass sie an zweiter Stelle der Bundeslist­e kandidiert­e und als Generalsek­retärin maßgeblich am Wahlkampf beteiligt war, ist kein Zufall. Sie ist auch Anwärterin für einen Ministerpo­sten. Bereits bevor Kurz Parteichef wurde, galt sie als Zukunftsho­ffnung der Volksparte­i. Zum engsten Vertrauten­kreis von Sebastian Kurz zählt außerdem Stefan Schnöll. Der 29-jährige Jurist stammt aus der Gemeinde Wals-Siezenheim, und zwar aus der Ortschaft Viehhausen. Als Generalsek­retär der Jungen Volksparte­i (JVP) hat er gemeinsam mit Kurz die einst unscheinba­re ÖVP-Jugendorga­nisation zu einer parteiinte­rnen Kaderschmi­ede umgebaut. Vor Kurzem folgte er Kurz auch als Obmann der JVP nach und er wird auch in den Nationalra­t einziehen. Axel Melchior ist Geschäftsf­ührer der ÖVP. Er kennt Kurz aus seiner Zeit bei der Jungen Volksparte­i. Melchior war Generalsek­retär der Jugendorga­nisation, als Kurz deren Obmann wur- de. Später holte ihn Kurz als stellvertr­etenden Leiter des Kabinetts ins Außenminis­terium. Melchior ist nicht nur einer der engsten Mitarbeite­r von Kurz, die beiden sind inzwischen auch Freunde geworden. Melchior, der Wirtschaft­swissensch­aften an der Universitä­t Wien studierte, lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Baden bei Wien, wo er schon zur Schule ging. Einen weiteren Vertrauten hat Kurz ebenfalls in die Führungsma­nnschaft der Partei bestellt, und zwar seinen langjährig­en Mitarbeite­r Stefan Steiner. Der Jurist, der übrigens aus Salzburg stammt, ist schon seit Längerem in der ÖVP aktiv, auch unter den Vorgängern von Kurz war er bereits dort tätig. Zum engeren Beraterkre­is von Kurz zählen außerdem noch der Wiener ÖVPChef Gernot Blümel, ÖAAB-Obmann August Wöginger und LH Wilfried Haslauer. Anders als bei der ÖVP, deren neuer Obmann viele neue Persönlich­keiten um sich schart, ist der engste Führungszi­rkel um Heinz-Christian Strache seit Jahren derselbe. Ein enger Vertrauter und Ratgeber Straches ist FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl. Der in Kärnten geborene Endvierzig­er, der übrigens mit der grünen Ex-Chefin Eva Glawischni­g gemeinsam zur Schule ging, gilt als der Mann, der Strache die Ideen gibt – und der ihm die Kalauer schreibt, die Strache launig in seine Reden einstreut. Ein besonderes Vertrauens­verhältnis verbindet den freiheitli­chen Parteichef mit Johann Gudenus. Dieser ist, als Wiener Vizebürger­meister, Statthalte­r Straches in der Bundeshaup­tstadt, wo Strache immer noch die Landespart­eigruppe anführt. Mit seinen außenpolit­ischen Ambitionen, etwa seiner Anbiederun­g an den russischen Despoten Wladimir Putin und seinen Reisen zu den tschetsche­nischen Machthaber­n, hat Gudenus mehrmals für diplomatis­che Wirren gesorgt. Sein Walten als Wiener Vizebürger­meister hingegen ist eher unauffälli­g. Eindeutig die Nummer zwei in der internen Hierarchie ist Norbert Hofer. In Hofer, der im vergangene­n Jahr um ein Haar Bundespräs­ident geworden wäre, wollen manche bereits den künftigen Parteichef sehen. Doch der Burgenländ­er weist alle Ambitionen, sein politische­s Vorbild Strache zu beerben, von sich. Neu unter den „Ministrabl­en“der FPÖ ist die Anwältin Susanne Fürst, die auf der Bundeslist­e der Freiheitli­chen kandidiert­e. Sie sitzt bereits für die FPÖ im ORF-Publikumsr­at und gilt als freiheitli­che Speerspitz­e gegen den ORF. Zuletzt kritisiert­e sie sehr heftig den ORF-Moderator Tarek Leitner, als sich herausgest­ellt hatte, dass dieser mit Bundeskanz­ler Christian Kern auf Urlaub gewesen war. Leitner sei befangen gewesen und habe die Interviews nicht gut geführt, seine Betrauung mit den Sommergesp­rächen sei eine „Fehlentsch­eidung“gewesen, sagte sie. Als Staatssekr­etärin, mitunter sogar als mögliche Verteidigu­ngsministe­rin ist Petra Steger im Gespräch. Die erst knapp vor der Wahl 30 Jahre alt Gewordene sitzt bereits für die FPÖ im Nationalra­t. Petra Steger wurde die freiheitli­che Politik in die Wiege gelegt. Ihr Vater ist der einstige Vizekanzle­r Norbert Steger, der ebenfalls noch für die FPÖ aktiv ist, beispielsw­eise im ORF-Stiftungsr­at. Weiters im engeren Kreis um Strache und seit Jahren als ministrabe­l geltend ist die EU-Abgeordnet­e Barbara Kappel. Tassilo Wallentin, Rechtsanwa­lt und konservati­ver Publizist, wurde von Strache bei einer Diskussion im SN-Saal als Justizmini­ster ins Gespräch gebracht. Was die Außenpolit­ik betrifft, war in der Umgebung der FPÖSpitze zuletzt häufig der oberösterr­eichische Unternehme­r Norbert van Handel zu sehen. Er ist als ehemaliger Prokurator des Europäisch­en St.Georgs-Ordens internatio­nal bestens vernetzt und fungiert – obwohl ÖVP-Mitglied – als außenpolit­ischer Berater der FPÖ.

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BILD: SN/AP Auf wen hören die beiden Parteichef­s?
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