Lob des unbekannten Wahlhelfers
Was haben Venezuela, Kirgistan und Österreich gemeinsam? Sie haben am Sonntag gewählt.
Ja, dieses Wochenende hat ein wahrlich denkwürdiges Ereignis mit sich gebracht. Enorme Einsatzfreude, echter Teamgeist und eine dynamische Führung durch einen unverbrauchten Jungstar führten zu einem sensationellen Ergebnis. Bravo, kann man da nur sagen. Die Rede ist selbstverständlich vom ersten Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker nach der Sommerpause unter dem jungen Dirigenten Andris Nelsons.
Ansonsten war an diesem Wochenende nicht viel los. Schon, es gab eine Reihe von Wahlen – in Venezuela, Niedersachsen, Kirgistan und auch in Österreich. Die Ergebnisse stehen teilweise noch nicht fest. In Niedersachsen haben die Roten gewonnen. Bei uns weiß man noch nicht, ob jetzt die Schwarzen oder die Türkisen die Wahlsieger sind.
Aber ist ja auch egal. Wahlergebnisse sind ohnehin etwas Relatives. Das Ergebnis, für das Sebastian Kurz jetzt überschwänglich gefeiert wird, hätte frühere ÖVP-Obleute umgehend den Kopf gekostet. Sie wurden seinerzeit ja schon bei Ergebnissen um die 40 Prozent gemeuchelt. Auf der anderen Seite sind die Prozente, mit denen die SPÖ am Sonntag recht zufrieden war, nur wenig mehr als die Hälfte dessen, weswegen einst Bruno Kreisky den Hut nahm. Man sieht: Alles ist relativ.
Relativ interessant waren auch die Aussagen der Politiker am Wahlabend. Alle bedankten sich bei ihren Helfern, und diese haben in diesem Wahlkampf tatsächlich Übermenschliches geleistet. Man denke nur an die zu Unrecht unbekannten Fachkräfte, die in den letzten Tagen vor der Wahl Tausende Plakate der ÖVP adaptierten, indem sie im Spruch „Diesmal Kurz. Damit sich etwas bewegt“das große K durch ein großes F ersetzten.
Das klingt jetzt so einfach, dahinter steckt aber großer intellektueller und logistischer Aufwand. Man muss Tausende große F auf ebenso viele kleine Zettelchen malen. Man muss die Tausenden kleinen F-Zettelchen hinten mit Klebstoff bestreichen. Und dann muss man zu jedem einzelnen Wahlplakat hingehen und die F-Zettelchen exakt über das K kleben. Das ist gar nicht so einfach.
Die unbekannten Wahlhelfer hatten damit alle Hände voll zu tun, weswegen sie mit der sonst üblichen Produktion von Hitlerbärtchen und Zahnlücken durch Übermalung des linken oberen Schneidezahns bedauerlicherweise etwas ins Hintertreffen gerieten. Experten führen dies auf die viel zu kurze Dauer des heurigen Wahlkampfs zurück.
Auch konnte die sinnreiche F-Aktion leider nicht mehr auf die Plakate anderer Parteien ausgedehnt werden. Dabei wäre sie bei der Aufschrift „Christian Kern vom Bundeskanzleramt“geradezu prophetisch gewesen. WWW.SN.AT/PURGER