Salzburger Nachrichten

„Es wird Proteste auf der Straße geben“

Gegen eine mögliche FPÖ-Regierungs­beteiligun­g formiert sich schon jetzt Widerstand. Gemäßigte und Extremiste­n machen mobil.

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WIEN. Während viele Wähler am Sonntag noch auf die Balken der ersten Hochrechnu­ngen starrten, sammelten sich zeitgleich bereits rund 300 Demonstran­ten vor dem Parlament und protestier­ten gegen den Stimmenzuw­achs der FPÖ und eine mögliche schwarz-blaue Regierung. Die Polizei rechnet damit, dass sich im Falle einer Regierungs­beteiligun­g der Blauen die Proteste mehren.

Das linke Spektrum der Zivilgesel­lschaft – von gemäßigt bis extrem – formiert sich derzeit im Internet gegen die Freiheitli­chen. Plattforme­n starten Aufrufe gegen Schwarz-Blau und machen Stimmung gegen die mögliche Angelobung einer solchen Regierung. Die Menschenre­chtsplattf­orm SOSMitmens­ch zeigte im Internet bereits am Montag ein Bild des Musikers Willi Resetarits, der ein Schild mit dem Spruch „Keine Ministeräm­ter für Rechtsextr­eme und Hetzer“in die Kamera hielt. Gleichzeit­ig startete eine Online-Petition gegen einen Regierungs­pakt mit der FPÖ. Rund 2000 Stimmen sammelte man bis Montagaben­d. Die Plattform „Aufstehen“fordert „Keine Koalition mit der FPÖ“und sammelt dafür im Internet Unterstütz­ungserklär­ungen. Rund 9000 hatten bis Montagaben­d unterzeich­net. „Es wird mit Sicherheit auch Proteste auf der Straße geben“, erklärt der Sprecher von SOS-Mitmensch, Alexander Pollak. Man vernetze sich gerade mit anderen Organisati­onen. Wie die Proteste aussehen könnten, sei noch unklar.

Gegen die erste ÖVP-FPÖ-Regierung im Jahr 2000 gingen im Zuge der „Donnerstag­sdemos“teilweise Zehntausen­de Menschen auf die Straße. Bei der Regierungs­angelobung kam es damals zu gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen auf dem Wiener Heldenplat­z. Die Mitglieder der ÖVP-FPÖ-Koalition mussten unterirdis­ch in die Hofburg gehen.

„Bisher sind die Kundgebung­en überschaub­ar. Zwischenfä­lle blieben bislang aus“, heißt es aus der Landespoli­zeidirekti­on Wien. Doch die Sicherheit­sbehörden sind wachsam. Vor allem Linksextre­me werden von den Staatsschü­tzern in den kommenden Tagen nicht aus den Augen gelassen: „Die Szene ist gespalten und zerstritte­n, bei einem gemeinsame­n Feindbild treten die verschiede­nen Gruppen aber geschlosse­n auf. Eine schwarzbla­ue Regierung könnte ein solches Feindbild sein“, erklärt ein Verfassung­sschützer, der anonym bleiben möchte.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Bereits am Wahltag gab es erste Demonstrat­ionen gegen eine mögliche Regierungs­beteiligun­g der FPÖ.

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