Zum Geburtstag eine Lehrwerkstätte
Wechselvoll ist die Geschichte des Halleiner Werkzeugmaschinenherstellers Emco. Unter neuem Eigentümer kam er wieder in ruhigere Bahnen, zum 70-Jahr-Jubiläum gibt es eine Investition in die Zukunft der eigenen Fachkräfte.
In der neuen Ausbildungszentrale für die derzeit 17 gewerblichen Lehrlinge bei der Firma Emco in Hallein glänzen sogar noch die Schraubstöcke und die Mistschaufeln. Aber das wird ab Donnerstag, wenn der neue Arbeitsbereich für den Nachwuchs eröffnet wird, nicht lange so bleiben. Rund eine Million Euro investierte das Unternehmen, um den Lehrlingen die besten Bedingungen zu bieten. Emco-Geschäftsführer Stefan Hansch, der den Werkzeugmaschinenhersteller seit neun Jahren leitet, weiß, warum sich das auszahlt: „Früher gab es mehrere Bewerber für jede Lehrstelle. Das ist längst nicht mehr so.“Die Unternehmen können sich nicht mehr so einfach die besten Bewerber aussuchen. Mit der neuen Lehrwerkstätte „wollen wir die Attraktivität der Lehrlingsausbildung erhöhen und wir wollen zeigen, dass wir die duale Ausbildung leben“, betont Hansch. Entscheidend seien die Ausbildung und die fachliche Eignung der jungen Leute.
Erste Gehversuche beim Feilen machen die Jugendlichen an den Schraubstöcken, später geht es zu den Ausbildungsmaschinen für Drehen, Fräsen und schließlich die Programmierung von CNC-Maschinen. Emco bildet junge Menschen zu Metalltechnikern, Werkzeugbautechnikern, Mechatronikern und Zerspanungstechnikern aus. Die Metalltechnik ist praktisch die Grundausbildung, später erfolgt die Spezialisierung. Insgesamt dauert die Lehrzeit dreieinhalb Jahre.
Bei der Jubiläumsfeier werden unter den geladenen Gästen auch Mitarbeiter sein, die unter den ersten Lehrlingen bei Emco waren, denn seit 35 Jahren bildet das Unternehmen den Nachwuchs gezielt aus. Entsprechend ist einer der Redner auch der Halleiner Berufsschuldirektor Peter Rautenbacher, der sich den Anforderungen an erfolgreiche schulische und berufspraktische Ausbildung widmet.
Mit bisher neun Jahren zählt der aus Deutschland stammende Manager Hansch zu den länger dienenden in der durchaus wechselvollen Geschichte des traditionsreichen Halleiner Unternehmens, das heuer 70 Jahre alt wird.
In den vergangenen Jahren, seit der Werkzeugmaschinenhersteller Ende 2011 von der Unternehmensgruppe des Baumaschinenhändlers Günter Kuhn übernommen wurde, stand vor allem die Verstärkung des internationalen Vertriebs im Vordergrund. In Deutschland wurde die Zahl der Vertriebsleute fast verdreifacht. Die weltweit tätige Firma (Exportquote: 85 Prozent) plant als Nächstes eine eigene Vertriebsgesellschaft in Indien. Nach der Pleite des Industriekonzerns A-Tec von Mirko Kovats, der bereits Mitte der 1990er-Jahre bei Emco eingestiegen war, ist die Firma nun wieder in ruhigeren Gewässern und es läuft sehr gut. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (Ende März) standen 155 Mill. Euro Umsatz zu Buche, der Rekord von vor zwei Jahren wurde fast eingestellt. Gewinnzahlen werden traditionell nicht genannt. Für das übernächste Jahr, also bis Frühjahr 2019, sind nun bereits 200 Millionen Euro Umsatz im Visier. „Das werden wir auch schaffen“, sagt Geschäftsführer Hansch. Derzeit laufe es vor allem in Europa besonders gut, auch auf dem Balkan spüre man eine Belebung. In Russland gehe es ebenfalls nicht schlecht, China und die USA seien stabil. Insgesamt verkauft Emco rund 1200 Werkzeugmaschinen an die metallverarbeitende Industrie.
Längerfristige Prognosen wagt Hansch nicht. „Unsere Strategie ist klar: Wir fahren auf Sicht.“Das heißt, bei jeder Entscheidung müsse man sich auch fragen, ob sie in einer Krisensituation Bestand hätte.
Emco beschäftigt rund 700 Mitarbeiter, davon die Hälfte in der Zentrale in Hallein. Weitere Produktionsstätten gibt es in Italien (nahe Genua und in Pordenone) sowie in Russland.
So alt wie das Unternehmen selbst wäre heuer auch der Sohn des Firmengründers Karl Maier geworden. Ernst Alexander Maier, der die auf Drehmaschinen spezialisierte Firma Ende der 1970er-Jahre von seinem Vater übernommen hatte, starb aber bereits 2001 nach langer Krankheit. Unter seiner Führung wurde Emco international erfolgreich. Maier machte sich nicht nur als visionärer Unternehmer einen Namen, sondern auch als Unterstützer von Kulturinitiativen wie der Szene Salzburg sowie als Kunstsammler. Als in den 1990er-Jahren die Maschinenbaubranche in eine ihrer tiefsten Krisen schlitterte, ging Emco in Ausgleich.
Doch der Name bleibt: Emco steht für Ernst Maier Company.
„Wir prüfen bei jeder Entscheidung, ob sie auch einer Krise standhält.“