„Das war es wohl mit Olympia“
Nachdem die Tiroler Olympiabewerbung bei der Tiroler Bevölkerung durchgefallen ist, sieht ÖOC-Präsident Karl Stoss so gut wie keine Chance mehr, Spiele nach Österreich zu holen.
Michael Smejkal berichtet für die SN aus Pyeongchang Die Meldung von der Ablehnung der Tiroler Olympiabewerbung erreichte ÖOC-Präsident Karl Stoss auf einem von Medien begleiteten Lokalaugenschein in Pyeongchang, dem Schauplatz der Spiele 2018. SN: Wie überrascht waren Sie von dem Ergebnis? Stoss: Sehr. Ich habe mit einem knappen, aber doch mit einem positiven Ergebnis gerechnet. Das ist jammerschade, aber es ist in einer direkten Demokratie so zu akzeptieren. Da müssen sich die Leute informieren und nicht von Emotionen leiten lassen. Diese Information haben wir angenommen, aber sie wurde nicht angenommen. Egal: Ich hätte mir gewünscht, dass wir mit einer geglückten Bewerbung den Pioniergeist in Tirol wieder beleben. Den Geist, der Tirol als Wintersportland so groß gemacht hat. SN: Wie schwer sind Sie zugleich enttäuscht? Enttäuscht bin ich über zwei Dinge: Erstens über Innsbruck, wo man mit unglaublichen 67 Prozent dagegen war. Das ist eine satte Zurückweisung. Zweitens von der Ablehnung in Kitzbühel: Das ist ein Wintersportort, der vom Skisport lebt. Aber wahrscheinlich geht es ihnen dort schon zu gut. SN: Heißt das, dass das Kapitel Olympische Spiele für Österreich endgültig geschlossen ist? Na ja, im Sommer kann ich mir ohnedies keinen Politiker vorstellen, der sich da drübertraut. Und wenn Winterspiele, dieses einmalige Angebot von Tirol, wo es alle Sportstätten schon gegeben hätte, abgelehnt werden, dann muss ich sagen: Dann war es das wohl mit Olympischen Spielen bei uns. Aber das ist doppelt bitter, wenn man die Berge, Pardon: Hügel, hier in Südkorea sieht und weiß, was Spiele in Tirol bedeutet hätten. Aber nachjassen, wie wir bei mir daheim in Vorarlberg sagen, bringt nichts. SN: Ist diese Ablehnung nicht auch eine Ohrfeige für das IOC? Innsbruck ist nicht der Nabel der Welt, so ehrlich müssen wir sein. Es wird andere Bewerber geben, aber ich muss festhalten: Der Wunsch, die Spiele in den Alpen auszutragen, der ist vorhanden und der wird nach Pyeongchang 2018 und Peking 2022 immer stärker. SN: Aber passt das nicht auch in das Bild: Im abgelaufenen Wahlkampf war der Sport nicht einmal eine Randnotiz, jetzt gibt es ein klares Nein zu Olympia? Das sehe sich auch so. Der Sport hat in Österreich so wenig Lobby, dass es erschreckend ist. Bei uns bewegen sich 28 Prozent der Kinder regelmäßig, in Schweden 90 Prozent. Wir zahlen in Österreich halt lieber für kranke als für gesunde Menschen. Zur Person