In Hallein sind SPÖ, FPÖ und ÖVP gleich stark
HALLEIN. Ein fast einzigartiges Ergebnis zeigt sich nach der Nationalratswahl in der zweitgrößten Stadt des Landes: SPÖ, FPÖ und ÖVP erreichten fast exakt gleich viele Stimmen.
Die Roten bleiben stärkste Kraft mit 2624 Stimmen (27,9 Prozent), nur acht Stimmen dahinter rangiert die FPÖ (27,8 Prozent) und auf Platz drei liegt die ÖVP mit 2589 Stimmen (27,5 Prozent).
Die große Wahlsiegerin ist – wie fast überall in Salzburg – die Bewegung von Sebastian Kurz. Die ÖVP legte in Hallein um 11,7 Prozent zu. Dementsprechend groß ist die Euphorie: „Wir freuen uns natürlich massiv“, sagt Stadtparteigeschäftsführer Florian Scheicher. Man habe bereits bei den Verteilaktionen im Wahlkampf gespürt, „dass die Leute etwas Neues wollen“. Für den Landtagswahlkampf sei daher kräftiger Rückenwind zu erwarten, obschon man nicht von Bundesauf Regionalebene schließen könne.
Die Halleiner ÖVP kann sich jedenfalls über das beste überregionale Wahlergebnis seit Jahrzehnten freuen. Mit einem zweistelligen Plus ist sie der SPÖ sehr nahe gerückt. Das Wählerpotenzial der Roten liegt bei Nationalratswahlen bei um die 30 Prozent. Die ÖVP kam bei der Nationalratswahl 2013 auf 15,8 Prozent. Sie erhält traditionell im Wahlsprengel Bad Dürrnberg viele Stimmen. Heuer lag sie auch in den Stadtteilen Burgfried Ost, Rehhof, Taxach und Rif vorn.
Bei der SPÖ beeilt sich Vizebürgermeister Alexander Stangassinger zu betonen, dass „wir stimmenstärkste Partei geblieben sind“. Man habe sich natürlich mehr gewünscht, aber man müsse das Ergebnis zur Kenntnis nehmen. „Wir hatten den besten Kandidaten (Christian Kern, Anm.) und das beste Programm. Angesichts der Umstände, wie der Wahlkampf gelaufen ist, können wir zufrieden sein.“
Dass man vom Ergebnis der Nationalratswahl etwas für die kommende Landtagswahl ablesen könne, glaubt Stangassinger nicht. „Jede Wahl ist unterschiedlich, keiner braucht zu glauben, er kann sich auf den Lorbeeren ausruhen, nur weil er jetzt, wie die ÖVP, um elf Prozent zugelegt hat“, gibt er sich kämpferisch. Das Potenzial für die SPÖ sei in Hallein jedenfalls da, mit guten Personen und einem guten Programm könne man es auch abholen. Bei der Landtagswahl führt mit Roland Meisl ein erfahrener Abgeordneter die Bezirksliste an.
Auch bei der zweiten großen Wahlgewinnerin, der Halleiner FPÖ, ist der Jubel groß. „Mir fällt nur ein Wort ein: sensationell. Wir liegen Kopf an Kopf mit den ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP“, sagt FPÖ-Stadtparteichef Oliver Mitterlechner.
Bei der Nationalratswahl 2013 kam die FPÖ in Hallein auf 22,7 Prozent. Von den vielversprechenden Ergebnissen auf Bundesebene lese man sehr wohl Trends für die Landtagswahl im Frühjahr 2018 ab: „Das gibt uns gewaltigen Rückenwind.“Doch Mitterlechner wolle sich vorerst auf die Gemeindewahlen 2019 konzentrieren: „Wir wollen in die Stadtregierung, wir wollen in die Gemeindevorstehung zurückkehren.“Wer sich als Spitzenkandidat der Bürgermeisterwahl stellen werde, sei noch nicht fix.
Hier muss auch die Halleiner ÖVP noch eine wichtige Weichenstellung treffen: Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den amtierenden Bürgermeister Gerhard Anzengruber muss gekürt werden. Noch gebe es keine Entscheidung, sagt Stadtparteigeschäftsführer Scheicher. Anzengruber hat bereits bekannt gegeben, dass er sich Mitte 2018 aus der Politik zurückziehen will.
„Wir haben gespürt, dass die Leute etwas Neues in der Politik wollen.“