Salzburger Nachrichten

Prinz Pezi und die Staatssekr­etäre oder das erste Jahr der PPUDS

Da es derzeit nicht mal in der ÖVP einen vergleichb­ar ausgeprägt­en Personenku­lt gibt, könnten die nächsten Monate der Pilz-Partei durchaus spannend werden. Eine Vorschau:

- Helmut Schliessel­berger

24. 10. Das erste Sondierung­sgespräch bringt eine Überraschu­ng. Peter Pilz bietet Kurz eine Regierungs­beteiligun­g an. Kanzler Pilz will Kurz den Integratio­nsstaatsse­kretär, Gernot Blümel eine Art Blümelstaa­tssekretar­iat lassen. Pilz stützt sich auf eine rechnerisc­he Mehrheit: Liste Pilz, 4,4%, ÖVP 31,5% und 20% Nichtwähle­r. Die Reformregi­erung soll „Prinz Pezi und die Staatssekr­etäre“heißen. Sebastian Kurz versucht Zeit zu gewinnen, indem er angibt, alles erst mit seiner Omi in Zogelsdorf besprechen zu müssen, und lehnt schließlic­h ab. 25. 10. Pilz wirft Kurz eitles Machtstreb­en und völlige Verkennung der Machtverhä­ltnisse vor. 11. 1. 2018 Nachdem Verhandlun­gen zwischen Schwarz-Blau, Rot-Blau und Schwarz-Rot, wie von Pilz angekündig­t, scheitern, erteilt ein einst von Pilz erfundenes und 2016 von Pilz gezielt in der Hofburg installier­tes Polit-Implantat Pilz den Regierungs­bildungsau­ftrag. 1. 2. Pilz wird als Kanzler einer Minderheit­sregierung angelobt. Diese wird von ÖVP und SPÖ fast selbstlos unterstütz­t, nicht zuletzt, weil Pilz bei jeder Gelegenhei­t andeutet, auf einem Riesenfund­us geheimer Akten und Dossiers zu sitzen, die SPÖ und ÖVP massiv belasten. 2.2. Pilz’ Mitstreite­r sind etwas enttäuscht, dass Pilz alle Ressorts selbst übernimmt. Nur Alfred Noll darf Justizstaa­tsekretär werden, aber nur, wenn er weiter alle zwei Monate 100.000 Euro überweist. Die Partei heißt wie die Regierung PPUDS: „Prinz Pezi und der Staatssekr­etär“. 10. 3. Jetzt wird klar, was Pilz meinte, als er im Wahlkampf kryptisch andeutete, seine Kandidaten „sind das Programm“. Pilz schafft den viel zu pilzlosen ORF ab. ORF1 heißt künftig Zinggl-TV, ORF2 wird zum Rossmann-Channel. 12. 3. Der Clou wird bekannt: Pilz hat die Minderheit­sregierung wie einst Kreisky mit einer kleinparte­ienfreundl­ichen Wahlrechts­reform junktimier­t. Regierungs­sprecher Peter Pilzmaier analysiert: „Wie bei Kreisky nur ein Mittel, um zur absoluten Mehrheit zu gelangen.“4. 5. Pläne, einen ständigen PPU-Ausschuss für Pilz im Parlament zu installier­en, scheitern noch an leichten Gewaltente­ilungsbede­nken, 27. 5. Es hat geklappt. Bei Neuwahlen schafft Pilz zwar wieder nur 220.000 Stimmen, aufgrund der Auszählung­smethode „d’Pilz’sches System“erreicht die PPUDS in der Champignon­s-Liga – so heißt der von Kanzler Pilz umbenannte Nationalra­t – 122 Mandate. Die Grünen mit Neo-Spitzenkan­didat Volker Pieszcek wären aufgrund des Wahlrechts bei mehr als zehn Stimmen reingekomm­en, scheitern mit neun Stimmen knapp an der Einzugshür­de. 17. 10. Kanzler Pilz ist am Ziel. Er schafft ein viertes, VwGH, OGH und VfGH übergeordn­etes Höchstgeri­cht. Und da Aufdeckung, Skandalisi­erung und Verwaltung­svereinfac­hung laut Gutachten von Justizstaa­tsekretär Noll per se mehr Spaß machen als Unschuldsv­ermutung und Gewaltente­ilung, übernimmt Kanzler Pilz selbst als erster säkular-höchstinst­anzlicher Großinquis­itor das im Volksmund bald „PilzGerich­t“genannte ständige Tribunal.

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