Der Traum vom friedlichen Nachbarn
Langfristig soll es ein gutes Miteinander auf der koreanischen Halbinsel geben. Kurzfristig rüstet Südkorea erst einmal auf.
WIEN. Im Februar werden in Südkorea die Olympischen Winterspiele stattfinden. In einem der „sichersten Länder der Welt“, wie Kim Yong Hyon, ein Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums, am Freitag bei einer Podiumsdiskussion in Wien erklärte.
Das größte Sicherheitsrisiko liegt ganz offenkundig außerhalb des Landes, im Konflikt mit dem Nachbarn Nordkorea. Langfristig hofft Südkorea auf eine diplomatische Lösung, man wolle keinen zweiten Korea-Krieg, versicherte Kim Yong Hyon. Um das zu erreichen, werde sein Land alle diplomatischen Möglichkeiten ausschöpfen. Dialog, Sanktionen, Abschreckung sind die drei Säulen der südkoreanischen Strategie im Konflikt mit Nordkorea.
Am weitesten ist man bei den Sanktionen gekommen, die auf UNO-Ebene mehrmals verschärft wurden. Lobend erwähnte Kim Yong Hyon in diesem Zusammenhang China, das sich nicht dagegen sperrte. Wirkung haben die Strafmaßnahmen aber noch nicht ge- zeigt. Genauso wenig hat die militärische Abschreckung den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un bis dato zum Abrüsten bewegt – weder verbal, noch was sein Waffenarsenal betrifft. Südkoreas Regierung setzt nun nicht mehr nur auf die Stärke seiner Verbündeten, allen voran auf die der USA, sondern es rüstet selbst auf. 2018 wird das Budget für die Verteidigungsausgaben um 6,9 Prozentpunkte steigen.
Eine militärische Lösung des Konflikts will letztlich keiner der Beteiligten, auch wenn sie von mehreren Seiten angedroht wird. „Wir hoffen, dass sich ein Fenster der Möglichkeit für Verhandlungen auftut“, sagte Kim Yong Hyon in Wien und setzte so weiter auf eine diplomatische Antwort aus Pjöngjang. Im Idealfall gebe es am Ende einen Atomdeal, ähnlich dem mit dem Iran.
Wenig optimistisch zeigte sich diesbezüglich ein anderer Diskussionsteilnehmer. „Ich fürchte, diese Antwort wird es in der nahen Zukunft nicht geben“, meinte David Slinn, der ehemalige britische Botschafter in Nordkorea. Denn selbst für einen Diktator wie Kim wäre es gegenüber dem Volk kaum zu argumentieren, ein Abkommen mit jenen zu schließen, die er seit Jahrzehnten dämonisiert. Noch dazu ein Abkommen, um jene Atomwaffen loszuwerden, in deren Entwicklung Nordkorea jahrelang viel Geld und Ressourcen investiert hat.