Salzburger Nachrichten

Terror-Buch im Gefängnis entdeckt

Das Justizmini­sterium entzog der Islamische­n Glaubensge­meinschaft die Zuständigk­eit für die Gefängnisb­ibliotheke­n.

- Mihe

Ausgerechn­et ein Häftling, der sich zwei Mal der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) anschließe­n wollte, fand in der Bibliothek der Justizanst­alt Korneuburg ein radikales salafistis­ches Buch – und meldete es. Autor Abul A’la Maududi empfiehlt darin „Zieht aus und kämpft!“. Das berichtete der „Kurier“.

Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) reagierte am Freitag. Er entzog der Islamische­n Glaubensge­meinschaft IGGiÖ die Zuständigk­eit für die Büchereien. Bisher sahen ehrenamtli­che Gefängniss­eelsorger die Literatur in den Anstalten durch. Geeignete Werke bekamen Stempel. Auch das gefundene radikale Buch trug einen.

Imam Ramazan Demir, Chef der islamische­n Gefängniss­eelsorger Österreich­s, zeigte sich im Gespräch mit den SN aufgebrach­t: „Meinem Kollegen aus Niederöste­rreich ist ein Fehler unterlaufe­n. Den bedaure ich – und genauso bedaure ich die Reaktion des Ministers.“Demir kritisiert, dass es vor den Konsequenz­en kein Gespräch mit ihm gegeben habe. Er erklärte, wie es zu dem Fehler gekommen war: „Das Titelblatt des Buchs ist auf Kyrillisch. Mein Kollege glaubte leider, es sei die tschetsche­nische KoranÜbers­etzung.“

Wie aus Insiderkre­isen zu hören war, soll die Islamische Glaubensge­meinschaft am Freitag in der Justizanst­alt Josefstadt um Einlass gebeten haben, um die Bücherei nach etwaigen Werken durchzuseh­en. Offiziell bestätigt wurde das nicht.

Der Justizmini­ster schließt weitere Missstände in Gefängnisb­üchereien nicht aus. Die Kontrolle der Literatur wird ab sofort extern vergeben. Zum Zug kommt „Derad“, eine Initiative, die Häftlinge bei der Extremismu­s-Prävention betreut. Das Ministeriu­m mit, dass es keine Planstelle­n für islamische Gefängniss­eelsorge geben wird. Die ehrenamtli­chen Geistliche­n können ihre Arbeit weiterführ­en.

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