„Ich bin fit, gesund und arbeitswütig“
Sabine Postel setzt sich nach 20 Jahren als „Tatort“-Kommissarin neue Ziele. Sie „jammert auf hohem Niveau“, weil ihr neben dem Zweitjob als Anwältin in der ARD-„Kanzlei“kaum Zeit für andere Engagements bleibt.
Sie gehört zu den dienstältesten „Tatort“-Ermittlerinnen: Seit 20 Jahren jagt Sabine Postel als Kommissarin Inga Lürsen in Bremen Verbrecher. Im Dezember 1997 löste sie ihren ersten Fall. Im jüngsten „Tatort: Zurück ins Licht“, in dem Nadeshda Brennicke eine undurchsichtige, erotische Gegenspielerin gibt, ist die 63-Jährige wieder mit Oliver Mommsen im Einsatz. Er wirkt seit 2001 als Lürsens Kollege Nils Stedefreund mit. Doch bald naht das Ende dieser Ära, denn 2019 werden die beiden ihren letzten Fall lösen. SN: Frau Postel, nach 20 Jahren scheiden Sie als Kommissarin Inga Lürsen im „Tatort“aus Bremen bald aus. Ist Ihnen die Figur langweilig geworden? Sabine Postel: Überhaupt nicht. Ich habe nur gemerkt, dass mir überhaupt keine Zeit bleibt, andere Angebote anzunehmen. Ich drehe für die Serie „Die Kanzlei“jedes Jahr sechs Monate am Stück, dazu kamen bisher zwei „Tatorte“, das nimmt mich zusätzlich drei Monate in Anspruch. Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau, aber ich bin fit, gesund und arbeitswütig. Solange es so ist, möchte ich auch noch andere Rollen spielen. SN: Dabei soll es für Frauen ab einem gewissen Alter nicht mehr so einfach sein, überhaupt noch Rollen zu finden. Ab 45, 50 Jahren gibt es weniger Rollen für Frauen. Ich befinde mich zum Glück in einer privilegierten Situation, dafür bin ich dankbar. SN: Sie haben 1997 Ihren ersten Fall als Bremer „Tatort“-Kommissarin gelöst und seitdem in 35 Folgen ermittelt. Wie sieht Ihre Bilanz aus? Die Bilanz ist toll. Wir haben mit einem relativ kleinen Etat eine gute Marke erarbeitet. Wir hatten sehr oft sozialkritische Themen, haben oft den Finger in Wunden gelegt. Deshalb mögen uns die Leute. SN: Für den Abschied des Bremer Ermittlerteams hat der Sender ein spektakuläres Finale angekündigt. Hätten Sie ein Problem damit, wenn die Drehbuchautoren Inga Lürsen in der letzten Folge sterben lassen? Momentan habe ich noch keine Ahnung, wie der letzte Fall aussehen wird, ob Stedefreund und Lürsen beide in die Luft fliegen oder nur einer. Aber ich finde es natürlich grundsätzlich toll, dass das Finale furios werden soll. Sabine Postel kam 1954 im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge zur Welt. Schon als Achtjährige besserte die Tochter eines WDR-Redakteurs ihr Taschengeld auf, indem sie für den WDR Kinderhörspiele aufnahm. Nach dem Besuch der Schauspielschule Bochum und ersten Theaterrollen stand Postel ab 1982 vor Fernsehkameras. Vor allem ihre Rolle in der Serie „Nicht von schlechten Eltern“machte sie in den 1990erJahren bekannt. Seit 2009 spielt sie in der Anwaltsserie „Die Kanzlei“, die bis zum Tod von Hauptdarsteller Dieter Pfaff „Der Dicke“hieß. Sabine Postel ist verwitwet und hat einen erwachsenen Sohn. Die mehrfach preisgekrönte Schauspielerin lebt in Köln. Tatort: Zurück ins Licht, am Sonntag ab 20.15 Uhr in ORF 2 und der ARD.
„Toll, dass das Finale furios wird.“Sabine Postel, Fernsehschauspielerin