Sozialpartner zwischen Watschentanz und Partner-Shopping
Auf offener Bühne liefern sich die Sozialpartner einen Schlagabtausch. Im stillen Kämmerlein gibt man sich einträchtig und versöhnlich.
Es sind bewegte Zeiten – nicht nur für die politischen Parteien, sondern auch für die Sozialpartnerschaft. Die hat in den vergangenen Wochen und Monaten ein paar Schrammen abbekommen. Im Match um die Gunst der Politik und beim Versuch, die eigene Position durchzusetzen, schenkten sich beide Seiten nichts.
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wirft den Arbeitnehmervertretern zwei schwere Fouls vor: Dass sie im Juni die Ausweitung der Arbeitszeit sabotierten. Und dass sie in der Vorwoche im Parlament mit FPÖ und Grünen die Angleichung der Rechte von Arbeitern und Angestellten beschlossen. Für Leitl war das ein Rot verdächtiges Foul, aber einen Sozialpartner stellt man in Österreich nicht so leicht vom Feld. Während man öffentlich einen Watschentanz aufführt, um das Publikum zu erheitern, läuft die Maschinerie der Sozialpartner hinter den Kulissen wie geölt. Das zeigt ein informelles Treffen der Spitzenvertreter in der Woche nach der Wahl, das so abgelaufen sein könnte.
ÖGB-Präsident Erich Foglar betritt mit Arbeiterkammer-Chef Rudolf Kaske den Raum, in dem Leitl auf sie wartet, Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes hat sich entschuldigt. Foglar: „Freundschaft!“Leitl: „Wirtschaft!“Kaske: „Die Arbeit hoch!“Leitl: „Ja, und die Steuern runter. Aber genug gescherzt, kommen wir zur Sache.“Foglar: „Ja, Kurz ist viel gefährlicher als Strache.“Leitl: „Ich wusste nicht, dass du neuerdings unter die Blitzdichter gegangen bist. Aber als Angsthasen kenne ich euch beide gar nicht.“Foglar: „Ich fürchte mich vor niemandem, meistens ist es eher umgekehrt.“ Leitl: „Aber dass ihr den Kurz ausbremsen und am liebsten gar nicht in der Regierung haben wollt, ist nicht okay.“Foglar: „Ich hab ihn nur gewarnt.“Kaske: „Richtig so, ansatzlos eine vor den Latz knallen, eine andere Sprache verstehen die Schwarzen nicht.“Foglar: „Mitterlehner wollte sich auch an der Sozialpartnerschaft vergreifen.“Kaske: „Ja, er wollte, dass wir uns umorientieren.“Foglar: „Man sieht ja, wohin ihn das gebracht hat.“Kaske: „Oder nimm den Schelling, der gesagt hat, die Sozialpartnerschaft sei tot, sie wisse es nur noch nicht.“Foglar: „Den schnupfen wir auch auf, da haben sich schon ganz andere Kaliber verhoben.“Leitl: „Trotzdem, euer Liebäugeln mit Rot-Blau gefällt mir nicht, das ist ein Partner-Shopping der ganz üblen Sorte.“Foglar: „Rot-Blau wäre super. Dann sitzen zwei Arbeitnehmerparteien in der Regierung.“Leitl. „Das würde euch so passen.“Foglar (seufzt): „Es wird eh nicht dazu kommen. Also nichts für ungut, Christoph, ab und zu muss man bei der Mitgliederwerbung eben klotzen.“Leitl: „Ja, aber es muss ja nicht gleich Dirty Campaigning sein. Und die Aktion vorige Woche im Parlament war eine Sauerei.“Kaske: „Ohne uns im Parlament hätte es den Beschluss zur Angleichung von Arbeitern und Angestellten nicht gegeben.“Leitl: „Deshalb habt ihr dort nichts verloren.“Kaske: „Haben wir eh nicht, wir haben ja gewonnen. Im Ernst, eigentlich war es ein Sieg für uns Sozialpartner.“Leitl: „Wenn man es so sieht.“Foglar: „Dann sind wir uns ja einig, zwischen uns passt kein Blatt.“Alle drei im Chor: „Uns ist egal, wer neben uns regiert. Es lebe die Sozialpartnerschaft!“