Ein Schraubenhändler eroberte die Welt
Beim Industrie- und Zukunftsforum im Hangar-7 in Salzburg begeisterte Reinhold Würth mit der Erfolgsgeschichte des deutschen Unternehmens.
Mit nur 19 Jahren änderte sich das Leben von Reinhold Würth schlagartig: Nach dem Tod seines Vaters Adolf im Jahr 1954 musste er den 1945 gegründeten Betrieb mit zwei Mann weiterführen. Über die Jahre baute Würth das regionale, deutsche Schrauben-Handelsunternehmen zum internationalen Marktführer auf, ehe er 1993 aus dem operativen Geschäft ausschied und 2006 den Vorsitz im Beirat der Würth-Gruppe an seine Tochter Bettina übergab. „Vom Zwei-Mann-Unternehmen zum Weltmarktführer“– so lautete der passende Vortragstitel von Reinhold Würth beim Industrieund Zukunftsforum 2017, zu dem Oberbank, die Industriellenvereinigung Salzburg und die „Salzburger Nachrichten“am Dienstagabend in den Hangar-7 in Salzburg luden.
Rund 350 Gäste besuchten diese hochkarätige Veranstaltung – die Moderation bestritt auch heuer SN-Chefredakteur Manfred Perterer. Die zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft ließ sich diesen Event ebenfalls nicht entgehen; darunter waren Bettina Ganghofer (Salzburg Airport), Günter Kuhn mit Gattin Irmgard (Kuhn Baumaschinen GmbH), Cornelius Geislinger (Geislinger GmbH), Marianne Kusejko (Sigmatek GmbH & Co KG), Gerhard Drexel (SPAR) mit Gattin Andrea und Guido Felix (Mayer & Co Beschläge GmbH).
An diesem Abend war bei allen Gästen die Nationalratswahl ein Thema – auch bei Würth, der neben der deutschen die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und einen engen Salzburg-Bezug hat. So engagiert sich der 82-Jährige seit vielen Jahren in Salzburg im kulturellen Bereich.
In seinem Vortrag und im anschließenden Talk mit Moderator Perterer schilderte Würth lebhaft die schwierige Anfangsphase nach dem Krieg und bot Einblicke in Führungstechnik und Führungskultur. Wichtig sind ihm Werte wie Bescheidenheit, Demut und Dankbarkeit. Ein Lob für einen Mitarbeiter, so Würth, sei oft mehr wert als ein 500-Euro-Monatsbonus. In einer eigenen Akademie lernt das dort ausgebildete Mittel- und Top-Management die Unternehmensgrundsätze von Würth von Grund auf kennen. „So können wir die menschliche Seite gut beobachten.“Ebenfalls großgeschrieben wird das Thema Compliance. „Jeder, der Gesetzwidrigkeiten vermutet, hat das Recht und die Pflicht, den Vorgesetzten sofort zu informieren“, schilderte Würth, der zukünftigen Unternehmern folgenden Leitsatz mit auf den Weg gab: „Wachstum ohne Gewinn ist tödlich.“
Trotz des Zeitalters der Digitalisierung ist der persönliche Kontakt durch Außendienstmitarbeiter immer noch immens wichtig. „Die Kunden wollen Menschen sehen, Kunden haben Emotionen.“Als Beispiel führte Würth den erfolgreichen Online-Versandhändler Amazon an, der mittlerweile mehr auf Außendienstmitarbeiter setzt und zunehmend lokale Kundenzentren schafft.
Seine Gedanken über Österreich als Wirtschaftsstandort machte sich Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der das Land prinzipiell auf einem guten Weg sieht: „Anfang des Jahres standen vor allem Negativthemen im Vordergrund, die Flüchtlingskrise, der Brexit, Trump und die Abschottung der US-Wirtschaft, die bevorstehenden Wahlen in Frankreich, die Lage in Italien und der politische Stillstand in Österreich. Jetzt, ein halbes Jahr später, hat sich das Bild doch deutlich gebessert. Die Eurokrise wird Schritt für Schritt ausgepreist, die Wirtschaftszahlen werden nach oben revidiert.“
IV-Salzburg-Präsident Peter Unterkofler zeigte sich ebenfalls optimistisch. Der Industrie gehe es gut, diesen Konjunkturaufschwung gelte es zu nutzen: „Umso mehr sind unsere Salzburger Unternehmen gefordert, Fachkräfte auf allen Ebenen zu rekrutieren – vom Lehrling bis hin zum Uni- und FH-Absolventen. Nur mit den besten Mitarbeitern kann der Industriestandort Salzburg seine Innovationskraft nutzen. Unsere Industriebetriebe sind die Kernsubstanz der Volkswirtschaft und Motor für Forschung und Entwicklung.“