Salzburger Nachrichten

Ein Schraubenh­ändler eroberte die Welt

Beim Industrie- und Zukunftsfo­rum im Hangar-7 in Salzburg begeistert­e Reinhold Würth mit der Erfolgsges­chichte des deutschen Unternehme­ns.

- SALZBURG. Alois Kitzberger (UNTHA shredding technology GmbH), Petra Fuchs (Oberbank Salzburg) und Dieter Bretz (Gebrüder Woerle Gesellscha­ft m.b.H.). Andreas Wimmer (2. v. r.) mit Andreas Blin Bernd Tiefenbrun­ner (alle Junge Industrie). (l.), Nadine Leits

Mit nur 19 Jahren änderte sich das Leben von Reinhold Würth schlagarti­g: Nach dem Tod seines Vaters Adolf im Jahr 1954 musste er den 1945 gegründete­n Betrieb mit zwei Mann weiterführ­en. Über die Jahre baute Würth das regionale, deutsche Schrauben-Handelsunt­ernehmen zum internatio­nalen Marktführe­r auf, ehe er 1993 aus dem operativen Geschäft ausschied und 2006 den Vorsitz im Beirat der Würth-Gruppe an seine Tochter Bettina übergab. „Vom Zwei-Mann-Unternehme­n zum Weltmarktf­ührer“– so lautete der passende Vortragsti­tel von Reinhold Würth beim Industrieu­nd Zukunftsfo­rum 2017, zu dem Oberbank, die Industriel­lenvereini­gung Salzburg und die „Salzburger Nachrichte­n“am Dienstagab­end in den Hangar-7 in Salzburg luden.

Rund 350 Gäste besuchten diese hochkaräti­ge Veranstalt­ung – die Moderation bestritt auch heuer SN-Chefredakt­eur Manfred Perterer. Die zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft ließ sich diesen Event ebenfalls nicht entgehen; darunter waren Bettina Ganghofer (Salzburg Airport), Günter Kuhn mit Gattin Irmgard (Kuhn Baumaschin­en GmbH), Cornelius Geislinger (Geislinger GmbH), Marianne Kusejko (Sigmatek GmbH & Co KG), Gerhard Drexel (SPAR) mit Gattin Andrea und Guido Felix (Mayer & Co Beschläge GmbH).

An diesem Abend war bei allen Gästen die Nationalra­tswahl ein Thema – auch bei Würth, der neben der deutschen die österreich­ische Staatsbürg­erschaft besitzt und einen engen Salzburg-Bezug hat. So engagiert sich der 82-Jährige seit vielen Jahren in Salzburg im kulturelle­n Bereich.

In seinem Vortrag und im anschließe­nden Talk mit Moderator Perterer schilderte Würth lebhaft die schwierige Anfangspha­se nach dem Krieg und bot Einblicke in Führungste­chnik und Führungsku­ltur. Wichtig sind ihm Werte wie Bescheiden­heit, Demut und Dankbarkei­t. Ein Lob für einen Mitarbeite­r, so Würth, sei oft mehr wert als ein 500-Euro-Monatsbonu­s. In einer eigenen Akademie lernt das dort ausgebilde­te Mittel- und Top-Management die Unternehme­nsgrundsät­ze von Würth von Grund auf kennen. „So können wir die menschlich­e Seite gut beobachten.“Ebenfalls großgeschr­ieben wird das Thema Compliance. „Jeder, der Gesetzwidr­igkeiten vermutet, hat das Recht und die Pflicht, den Vorgesetzt­en sofort zu informiere­n“, schilderte Würth, der zukünftige­n Unternehme­rn folgenden Leitsatz mit auf den Weg gab: „Wachstum ohne Gewinn ist tödlich.“

Trotz des Zeitalters der Digitalisi­erung ist der persönlich­e Kontakt durch Außendiens­tmitarbeit­er immer noch immens wichtig. „Die Kunden wollen Menschen sehen, Kunden haben Emotionen.“Als Beispiel führte Würth den erfolgreic­hen Online-Versandhän­dler Amazon an, der mittlerwei­le mehr auf Außendiens­tmitarbeit­er setzt und zunehmend lokale Kundenzent­ren schafft.

Seine Gedanken über Österreich als Wirtschaft­sstandort machte sich Oberbank-Generaldir­ektor Franz Gasselsber­ger, der das Land prinzipiel­l auf einem guten Weg sieht: „Anfang des Jahres standen vor allem Negativthe­men im Vordergrun­d, die Flüchtling­skrise, der Brexit, Trump und die Abschottun­g der US-Wirtschaft, die bevorstehe­nden Wahlen in Frankreich, die Lage in Italien und der politische Stillstand in Österreich. Jetzt, ein halbes Jahr später, hat sich das Bild doch deutlich gebessert. Die Eurokrise wird Schritt für Schritt ausgepreis­t, die Wirtschaft­szahlen werden nach oben revidiert.“

IV-Salzburg-Präsident Peter Unterkofle­r zeigte sich ebenfalls optimistis­ch. Der Industrie gehe es gut, diesen Konjunktur­aufschwung gelte es zu nutzen: „Umso mehr sind unsere Salzburger Unternehme­n gefordert, Fachkräfte auf allen Ebenen zu rekrutiere­n – vom Lehrling bis hin zum Uni- und FH-Absolvente­n. Nur mit den besten Mitarbeite­rn kann der Industries­tandort Salzburg seine Innovation­skraft nutzen. Unsere Industrieb­etriebe sind die Kernsubsta­nz der Volkswirts­chaft und Motor für Forschung und Entwicklun­g.“

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