Das hochkarätige Skigebiet darf auf Dauer keines sein
Nach den Olympia-Abfahrten in Jeongseon wird auf Wunsch der Besitzerin des Bergs alles abgerissen und renaturiert.
Eine der größten Herausforderungen für die kommenden Winterspiele war der Bau geeigneter Abfahrts- und Super-GStrecken für Damen und Herren. Der Schweizer Ex-Abfahrer Bernhard Russi war auch hier (wie schon in Sotschi und Nagano) mit dem Finden und Bau einer geeigneten Strecke beauftragt. Fündig wurde er 50 Minuten vom Alpinzentrum entfernt in Jeongseon.
Der Start ist in 1238 Metern Seehöhe, die Höhendifferenz beträgt nur 693 Meter statt der vorgesehenen 800 Meter, dennoch drückte man beide Augen zu. Doch das Problem: Der Berg ist in Besitz einer „älteren Dame, die sehr im Einklang mit der Natur lebt“, wie der koreanische Stationsmanager sehr blumig umschrieben hat. Die wollte nun partout kein Skigebiet, aber als gute Bürgerin den Spielen auch nicht im Wege stehen. Die Lösung: Man darf ein Skigebiet bauen, aber nach den sechs Olympia-Rennen (Abfahrt, Super G, Kombination für Damen und Herren) wird alles wieder abgerissen und renaturiert.
Es war und ist zugleich eines der umstrittensten Projekte bei den Spielen. Denn man hat bei der Infrastruktur keine Kompromisse gemacht: Es wurden Tal-, Mittel- und Bergstation komplett gebaut, Doppelmayr hat für die Athleten eine kuppelbare Achter-Gondelbahn und für Zuschauer und Serviceleute zusätzlich zwei Sessellifte errichtet. Dazu kamen ein Viersternehotel am Fuße des Berges für FIS und Rennläufer, Flutlichtanlagen, Beschneiungssysteme sowie ein Speicherteich enormen Ausmaßes.
Allein der Bau der Gondelbahn dürfte umgerechnet zirka 20 Millionen Euro gekostet haben. Das alles soll nach den zwei Wochen abgerissen werden, die Trassen werden wieder bepflanzt, nichts wird mehr an Olympia erinnern. Nur für das Hotel diskutiert man eine Nachnutzung.