Männer bleiben in der Forschung lieber unter sich
Studie der Wiener Universität zeigt genau, wie weit der Weg zu einer Gleichstellung der Geschlechter noch ist.
Internationale Forschung unterliegt zunehmend dem Wettbewerb. Dennoch sind Forscherinnen und Forscher gern bereit, ihr Wissen und ihre Arbeit mit anderen zu teilen. Dies gilt allerdings vor allem für den Austausch unter männlichen Kollegen.
Forscherinnen tauschen eher weniger Wissen untereinander aus. Auch zwischen Mann und Frau beziehungsweise Frau und Mann in der Forschung herrscht eher weniger Kooperationsbereitschaft. Das fanden Forscher und Forscherinnen um den Kognitionsbiologen Jorg Massen von der Universität Wien heraus.
Der Austausch von Wissen gilt in der Forschung als besonders wichtig zur Gewinnung neuer Forschungserkenntnisse. Dabei spielt die – oftmals auch uneigennützige – Kooperation unter Wissenschaftern und Wissenschafterinnen eine große Rolle. Prinzipiell geschieht das ja auch. Weil der Mensch auch so angelegt ist: Eine Reihe an Experimenten – etwa mit Kleinkindern – hat mehrfach bestätigt, dass Menschen – im Vergleich zu Tieren – sehr prosozial handeln. Als prosozial bezeichnet man menschliches Handeln, das positiv, konstruktiv und hilfsbereit ist. Aber wie weit geht das?
In einer Untersuchung haben die Kognitionsbiologen 300 internationale, fachverwandte weibliche und männliche Kollegen aufgefordert, ihre wissenschaftlichen Publikationen und weitere Daten mit Jorg Massen und seinem Team ohne jegliche Gegenleistung zu teilen.
Ergebnis: Die Mehrheit der Forscher und Forscherinnen reagierte überraschend positiv und signalisierte Bereitschaft, entsprechende Daten zu teilen. Nichtsdestotrotz zeigten Männer, die von einem Mann kontaktiert wurden, eine 15 Prozent höhere Antwortrate als Männer, die von Frauen gebeten wurden, ihre Arbeiten mit ihnen zu teilen.
Ein ähnliches Verhalten zeigten auch Frauen, die wiederum von Frauen oder Männern kontaktiert wurden – hier war die Rücklaufquote um etwa 15 Prozent geringer als bei Männern, die untereinander ihre Arbeiten austauschten.
„Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern repräsentieren möglicherweise den immer stärker ausgeprägten Konkurrenzkampf unter Wissenschafterinnen, die traditionellen Männergesellschaften in wissenschaftlichen Kreisen und/oder resultieren aus evolutionären Gegebenheiten, in denen Mann-Mann-Bündnisse von Vorteil waren“, sagt Jorg Massen über das Ergebnis.