Salzburger Nachrichten

Flachgauer Hausärzte rücken mit dem Notarzt aus

In den Nachtstund­en soll die Zeit verkürzt werden, bis ein Arzt im Notfall beim Patienten ist. Alle Nächte des Jahres werden aber nicht abgedeckt.

- ANTON PRLIĆ

In der Diskussion um die notärztlic­he Versorgung des nördlichen Flachgaus hat Gesundheit­sreferent Christian Stöckl (ÖVP) nun eine Einigung mit den Allgemeinm­edizinern der Region erzielt. Ab dem 1. November sollen in den Abend- und Nachtstund­en bei Notarztein­sätzen wieder praktische Ärzte alarmiert werden.

Hintergrun­d war die Forderung von Politikern der Region und der Landes-SPÖ nach einer besseren notärztlic­hen Versorgung in jener Zeit, in der der Notarzthub­schrauber wegen Dunkelheit nicht mehr fliegen kann. In dieser Zeit ist das NotarztFah­rzeug aus der Stadt Salzburg für den Flachgau zuständig. Dieses brauche – so die Kritik – in manchen Fällen zu lange bis zum Einsatzort. Einem eigenen Notarzt-Stützpunkt für den nördlichen Flachgau erteilte Christian Stöckl bereits im Vorfeld eine Absage: Dafür gebe es in der Region zu wenige Einsätze. „Die einzig sinnvolle Maßnahme zur Verbesseru­ng der Situation ist ein ärztliches First-Responder-System. Nachdem sich dafür nun genügend Ärzte bereit erklärt haben, kann dieses ab November starten“, sagt Stöckl.

Das jetzige System funktionie­re wie die Zusammenar­beit zwischen Hausärzten und Notärzten im Saalachtal. Es gibt aber einen entscheide­nden Unterschie­d: Eine Abdeckung von allen Nächten des Jahres gibt es im nördlichen Flachgau nicht. Das Problem der Flachgauer Lösung ist: Einige Ärzte der Region wohnen nicht in jenem Ort, in dem sie ordinieren. Sie sind deshalb nicht bereit, unentgeltl­ich Nachtdiens­te zu über- nehmen: Bezahlt wird nämlich nur bei einem Einsatz und nicht für die Bereitscha­ft.

Man wolle deshalb auch nicht von einem fixen Dienstrad sprechen, sagt die Straßwalch­ner Sprengelär­ztin Roswitha Lederer. „Es ist ein freiwillig­es System, um die Versorgung bei Notfällen zu verbessern. Wichtig ist uns, dass sich die Bevölkerun­g nach der Diskussion um die Versorgung wieder sicher fühlt.“Auch wenn man nicht alle Nächte abdecken könne, müsse sich niemand sorgen, dass kein Notarzt käme. „Es geht ja bei der Diskussion nur um die wenigen Fälle, in denen der Notarzt aus der Stadt länger braucht als der Hausarzt aus der Umgebung.“

Kritik kommt von der SPÖ. Die nun präsentier­te Lösung sei ein Schnellsch­uss, sagt SPÖ-Parteichef Walter Steidl. „Christian Stöckl wollte einen politische­n Erfolg, den gibt es aber nicht. Die Bevölkerun­g wird es aber schließlic­h beurteilen, ob dieses System funktionie­rt.“

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Roswitha Lederer, Sprengelär­ztin

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