Legasthenie könnte an den Augen liegen
Französische Forscher haben eine mögliche Ursache für Legasthenie gefunden: die lichtverarbeitenden Zellen im Auge. Bei Legasthenikern sind diese Zellen laut einer in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“veröffentlichten Studie symmetrisch in beiden Augen angeordnet, bei Menschen ohne Lese-Rechtschreib-Störung dagegen asymmetrisch.
Die symmetrische Anordnung der Zellen führe möglicherweise zu „gespiegelten“Bildern im Gehirn, erklärten die Autoren Guy Ropars und Albert le Floch von der Universität Rennes. Bei nicht legasthenischen Menschen würden dagegen die Signale eines Auges von denen des anderen überlagert, sodass im Gehirn ein einheitliches Bild entstehe. „Die Asymmetrie ist notwendig, um das gespiegelte Bild zu löschen, das das normale Lesen behindert“, sagte Ropars. Die fehlende Asymmetrie in den Augen könnte „die biologische und anatomische Grundlage von Lese-Rechtschreib-Störungen sein“, erklärten die Autoren.
Die Forscher testeten auch eine mögliche Behandlung: Sie nutzten eine LED-Lampe, die so schnell flackert, dass es für das Auge nicht wahrnehmbar ist. Damit „löschten“sie eines der von den Augen ans Hirn gemeldeten Bilder. Legasthenische Teilnehmer der Studie hätten von der „Wunderlampe“gesprochen, berichteten die Autoren.
Ob die Methode tatsächlich funktioniert, müsse in weiteren Tests bestätigt werden. Etwa 700 Millionen Menschen weltweit sind Legastheniker. Das sind ungefähr zehn Prozent der Weltbevölkerung.