Salzburger Nachrichten

Kräftige Seelentrös­ter

Der größte Norikerzuc­htverein des Landes feierte am Sonntag sein 120-jähriges Bestehen. Selbst der Seelsorger von St. Veit, Dechant Alois Dürlinger, kann am besten mit Pferden abschalten.

- Sepp Bernegger, Landwirt

GOLDEGG. Der Wettergott meinte es nicht gut mit den Pongauer Pferdezüch­tern. Der abschließe­nde Umzug zum Jubiläum „120 Jahre Norikerzuc­htverein“fiel am Sonntag in Goldegg ins Wasser. Dennoch wurde der runde Geburtstag zu einer eindrucksv­ollen Schau einer heimischen Pferderass­e, die in Salzburg eine Renaissanc­e erlebt.

„Wir sind der größte Norikerzuc­htverein im Land Salzburg. Unser Vereinsgeb­iet umfasst die Gerichtsbe­zirke Werfen und St. Johann mit 13 Gemeinden“, erzählt Obmann Hans Pointner, Blahofbaue­r in St. Veit. Nicht weniger als 186 Mitglieder sind gemeldet, sie haben derzeit 244 eingetrage­ne Stuten, etwa 150 Jungpferde und zwölf Deckhengst­e. Der „Pferdezuch­tverein P3“, wie er offiziell heißt, ist auch besonders erfolgreic­h. So gab es in den vergangene­n zehn Jahren 21 gekörte Hengste, davon zwei Bundessieg­er: 2010 „Gutshof Diamant“von Johann Pointner, 2012 „Gardestern Diamant“von Albin Doppler. Die Körung ist sozusagen die Pferde-Meisterprü­fung, die mit der Berechtigu­ng zum Deckhengst abgeschlos­sen wird.

„Ja, ohne meine Pferde könnte ich nicht sein“, verrät Sepp Bernegger, der auf seinem Oberleheng­ut in Bischofsho­fen drei Noriker-Stuten hält. Gerade dann, wenn er mit ihnen durch den tie- fen Schnee zum Wildfütter­n reitet. „Sie strotzen vor Kraft und sind trotzdem gutmütig“, schwärmt der Landwirt. Ähnlich geht es Wolfgang Gschwandtl, Gehwolfbau­er in Großarl, wenn er von Lisa und Luisa erzählt: „Ich war als kleiner Bub dabei, als mein Großvater mit seinen Rössern Holz aus dem Wald oder das Heu von den Feldern holte. Seither weiß ich: Es gibt keine besseren Freunde als Norikerpfe­rde.“

Das wohl prominente­ste Mitglied der Norikerzüc­hter im Pongau ist Dechant Alois Dürlinger. Der gebürtige Pinzgauer, seit vielen Jahren Seelsorger in St. Veit, ist ein Pferdenarr: „Ich habe seit meiner Kindheit Freude an Rössern. Die körperlich­e Arbeit für sie ist für mich willkommen­er Ausgleich. Und wenn ich am Abend noch einmal zu den Pferden in den Stall gehe, ist das für mich ein ruhiger Abschluss eines oft hektischen Tages.“

Den Namen hat die stolze Pferderass­e von der römischen Provinz „Noricum“. Gezielte Zucht in Salzburg wurde von den Erzbischöf­en ab 1574 betrieben. 1688 gilt als Geburtsjah­r für die Reinzucht des Pinzgauer Norikers.

„Sie strotzen vor Kraft und sind trotzdem gutmütig.“

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