Von der Geburtsstunde eines Lauf-Klassikers
Der vor einer Woche zum 46. Mal ausgetragene Wolfgangseelauf, der seit Jahren mehr als 5000 Beteiligte aus mehreren Erdteilen anlockt, ist es wert, seine Anfänge Revue passieren zu lassen. Zwei Laufbegeisterte und Freunde hatten die Idee dazu: der Einheimische Franz Zimmermann, der in zwei Monaten 80 wird, und der aus Wien zugewanderte, in Ried bei St. Wolfgang heimisch gewordene Hans Breidbach-Bernau, der vor drei Jahren im 94. Lebensjahr verstorben ist.
Breidbach-Bernau war ausgesprochen vielseitig: Er war Schriftsteller (gefördert von Alexander Lernet-Holenia), er war im Zweiten Weltkrieg Fotojournalist, er war 1948 mit seinem Novellenband „Sensenschmied“Olympia-Teilnehmer in London in der damals noch üblichen Kunstsparte Lyrik, er war Sportpädagoge, Laufpionier im Winter (etwa als Loipenerfinder in Seefeld) wie im Sommer.
An einem späten Herbsttag 1971 machten sich BreidbachBernau und Zimmermann auf, ihr Training als Lauf um den Wolfgangsee zu gestalten. Bei der Zinkenbachbrücke, so erinnert sich Zimmermann heute, wurden sie von einem Schäferhund „gestellt“, erst der Hundebesitzer ermöglichte das Weiterlaufen, nicht ohne den beiden nachzurufen „Habt’s leicht was g’stohln, weil’s so rennts.“Nach der 27 Kilometer langen Runde wurde die Idee für den Wolfgangseelauf geboren.
1972 gab es den ersten Lauf, 13 Läufer fanden sich ein, Franz Zimmermann lief mit 2:19 Stunden Bestzeit. 1973 liefen die Union-Salzburg-Langstreckler Walter Aigner und Alois Pichler zeitgleich in 1:47:39 Stunden als Sieger ins Ziel. Salzburger Siege gab es später noch durch Helmut Schmuck 1996 und Gudrun Pflüger 1998. Apropos Frauen: Als diese 1977 erstmals offiziell starten durften, gab es von „Fachleuten“harsche Kritik, 27 Kilometer seien nichts für Frauen – ein Irrtum, wie man heute weiß. 1978 führten die Organisatoren als Erste in Österreich die EDV-Auswertung ein, Ende der Achtzigerjahre wurde der Lauf auch von den Afrikanern entdeckt, 2001 begann die Siegesserie der Kenianer. 2007 gab es den „Super-GAU“mit einer tief verschneiten Region und 40 Zentimetern Schnee am Falkenstein, der eine Schlüsselstelle des Laufklassikers ist. Franz Zimmermann: „Das war die größte Herausforderung für Veranstalter und Starter seit der Premiere.“Seit 2011 ist Franz Sperrer Chef der Organisation. Sein Vorgänger Franz Zimmermann ist weiterhin Ideen- und Ratgeber. Sein Porträt prangt auf der Rückseite der Medaillen 2017 – es ist ein Dankeschön, das in gleichem Maß auch Hans Breidbach-Bernau gebührt.