Salzburger Nachrichten

Temposünde­r: Auch ein Smiley wirkt

Autofahrer nehmen in einer Tempo-30-Zone eher den Fuß vom Gas, wenn sie ihre Geschwindi­gkeit für alle sichtbar auf einer Anzeige sehen. Die Stadt setzt bereits drei Geräte ein.

- KARIN PORTENKIRC­HNER

Ein lachendes Kindergesi­cht mit einem grünen „Danke“oder ein grüner Smiley sind zwei Beispiele, wie Verkehrsze­ichen den Autofahrer­n das Einhalten der vorgeschri­ebenen Geschwindi­gkeit schmackhaf­t machen sollen. Gerade in Tempo-30Zonen kommen diese Geräte mittlerwei­le zum Einsatz. „Es geht darum, in einen Dialog mit dem Autofahrer einzutrete­n“, sagt Aloisia Gurtner vom ÖAMTC. „Man fühlt sich als Person auf einer emotionale­n Ebene angesproch­en.“Daher bewirke ein Smiley mehr als ein Verkehrsze­ichen.

Dazu komme die soziale Kontrolle: „Nicht nur der Autofahrer selbst sieht, ob er die Geschwindi­gkeit einhält, sondern auch die anderen Verkehrste­ilnehmer erfahren, ob es ein Lob gibt oder eine Mahnung. Und: Wer wird nicht gerne gelobt?“

Vor dem Schulzentr­um Saalfelden steht seit 2011 ein Dialogboar­d mit lachendem Kindergesi­cht. Wer zu schnell fährt, liest ein rotes „Langsamer“. Die Firma Wieser Verkehrste­chnik stellt es her. „Wenn man ein Kindergesi­cht sieht, nimmt man eher Rücksicht. Man weiß, warum man langsamer fährt und dass es keine Schikane ist“, sagt WieserVerk­ehrsexpert­e Peter Rettenbach­er.

Die Stadt Hallein hat zuletzt ebenfalls eine mobile Smiley-Anzeige in einer 30er-Zone aufgestell­t. In der Stadt Salzburg kommen drei Anzeigetaf­eln zum Einsatz. Man habe gute Erfahrunge­n damit gemacht, sagt die zuständi- ge Stadträtin Barbara Unterkofle­r (Neos). Doch nach zwei bis drei Wochen stelle sich ein Gewöhnungs­effekt bei den Autofahrer­n ein: „Die Leute schauen irgendwann nicht mehr hin, daher wechseln wir die Standorte.“Hinweise kämen aus der Bevölkerun­g oder von den Beamten der städtische­n Verkehrsab­teilung. Mit drei Tafeln finde man das Auslangen. An „neuralgisc­hen Punkten“werde auch ein mobiles Radargerät aufgestell­t.

Von dieser Kombinatio­n hält der Verkehrssa­chverständ­ige Gerhard Kronreif eher wenig. „Man muss nicht sofort alles strafen.“Es genüge, wenn der Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werde, dass er einen Feh-

„Es muss nicht jede Übertretun­g sofort bestraft werden.“Gerhard Kronreif, Sachverstä­ndiger

ler mache und sein Tempo reduziere. Blinkende Anzeigen hätten „einen sehr hohen Auffälligk­eitswert: Man schaut sofort hin. Den Tacho hat man nicht immer im Auge und beim Wechsel von einer Autobahn ins Ortsgebiet tun sich viele schwer, die Geschwindi­gkeit richtig einzuschät­zen.“Um eine Reizüberfl­utung zu vermeiden, sollten die Tafeln nur bei zu hohem Tempo blinken.

Beim ÖAMTC geht man davon aus, dass in Zukunft im Straßenver­kehr noch mehr mit Anzeigetaf­eln gearbeitet wird, die mit dem Autolenker in einen Dialog treten. „In Deutschlan­d werden dazu bereits Kongresse veranstalt­et“, sagt Aloisia Gurtner.

Ein weiteres Einsatzbei­spiel sind Anzeigen bei Baustellen, die den Countdown bis zur nächsten Grünphase zählen.

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BILD: SN/RATZER Lob für richtiges Tempo.

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