Salzburger Nachrichten

USA: Russland-Affäre holt Donald Trump ein

Sonderermi­ttler Robert Mueller bereitet erste Festnahmen vor. Derweil rückt der US-Präsident seine einstige Gegenkandi­datin Hillary Clinton ins Zwielicht.

- KARL DOEMENS

Sonderermi­ttler Mueller (Bild) bereitet Anklagen vor.

Wenn unangenehm­e Nachrichte­n ans Tageslicht drängen, reagiert Donald Trump meist gleich: Er versucht, an anderer Stelle so viel Staub aufzuwirbe­ln, dass der eigentlich­e Anlass der Aufregung in Vergessenh­eit gerät. Auch am Wochenende: „Nach vielen Monaten mit kostspieli­gen Untersuchu­ngen ist nun allgemein akzeptiert, dass es keine Zusammenar­beit zwischen Russland und Trump gab“, twitterte er. „Die Zusammenar­beit gab es mit HC (Hillary Clinton, Anm.)!“, sagte Trump, dass „die Fakten nun ans Licht kommen“.

Es war eine merkwürdig­e Behauptung. Kurz zuvor wurde nämlich bekannt, dass der vom Justizmini­sterium eingesetzt­e Sonderermi­ttler Robert Mueller erste Anklagen in der Russland-Affäre auf den Weg bringt – und die dürften sich gegen Trump-Vertraute richten. Nach Informatio­nen amerikanis­cher Medien billigte die Geschworen­en-Jury eines Washington­er Gerichts am Freitag die Anklagen. Heute, Montag, könnte es erste Festnahmen geben.

Dass Russland gezielt versucht hat, die US-Präsidents­chaftswahl zugunsten Trumps zu manipulier­en, sehen die amerikanis­chen Geheimdien­ste als erwiesen an. Russische Hacker sollen sich Zugang zu den E-Mail-Konten von Gegenkandi­datin Hillary Clinton verschafft und private Nachrichte­n veröffentl­icht haben. Umstritten ist, inwieweit das Trump-Lager von der Einflussna­hme wusste oder aktiv mit Russen zusammenar­beitete. Das soll Sonderermi­ttler Mueller klären. Mueller kann aber auch anderen Verdachtsm­omenten auf Straftaten nachgehen, die im Zuge der Ermittlung­en auftauchen. Das könnte für Trumps ehemaligen Wahlkampfm­anager Paul Manafort und den ehemaligen Sicherheit­sberater Michael Flynn relevant werden. Manafort steht im Verdacht dubioser russischer Geschäftsk­ontakte und der Geldwäsche. Flynn sprach heimlich mit dem russischen Botschafte­r über eine Aufhebung der Sanktionen und soll 600.000 Dollar von einem türkischen Geschäftsm­ann angenommen haben, um den im US-Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen in Misskredit zu bringen. US-Medien spekuliere­n, erste Festnahmen könnten mit diesen Vorgängen in Zusammenha­ng stehen.

Trump hat sämtliche Anschuldig­ungen in der Russland-Affäre als „Hexenjagd“zurückgewi­esen. Stattdesse­n versucht er seit Tagen, eine Kooperatio­n von Clinton mit dem Kreml nachzuweis­en. Als erster Beleg dafür dient ihm das Dossier des britischen Ex-Spions Christophe­r Steele. Der hatte indirekt im Auftrag der Clinton-Kampagne in Moskau kompromitt­ierendes Material über Trump zusammenge­tragen.

Noch massiver skandalisi­ert er die Übernahme des kanadische­n Minenunter­nehmens Uranium One durch die russische Rosatom. USPräsiden­t Barack Obama hat den Deal 2010 abgesegnet. Trump behauptet, Uranium One habe sich die Zustimmung durch Spenden an die Clinton-Stiftung erkauft. Das Geld floss tatsächlic­h, aber Clinton war als Außenminis­terin mit der Entscheidu­ng nicht befasst.

„Jetzt kommen die Fakten ans Licht.“Donald Trump, US-Präsident

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria