Salzburger Nachrichten

Die „mächtigste Frau Spaniens“soll es in Katalonien richten

Soraya Sáenz de Santamaría wird nicht zum ersten Mal von Premiermin­ister Rajoy eingesetzt, wenn es ernst wird.

- SN-pack, dpa

Stark, ehrgeizig und mächtig – so wird die 46jährige Soraya Sáenz de Santamaría in spanischen Medien beschriebe­n. Und das nicht erst, seit sie in der Katalonien-Krise regelmäßig anstelle von Premiermin­ister Mariano Rajoy vor die Mikrofone getreten ist. Bereits vor den spanischen Parlaments­wahlen 2015 spekuliert­en die Politikber­ichterstat­ter, Sáenz de Santamaría könnte statt Rajoy als Anwärterin für den Posten des Regierungs­chefs in die Wahl gehen. Doch die studierte Juristin wiegelte ab. Sie blieb die Nummer zwei in der konservati­ven Volksparte­i und in der Regierung.

Ihre politische Karriere startete die zierliche Spanierin mit 29 Jahren. Die damalige Landesanwä­ltin fuhr mit dem Bus von ihrer Geburtssta­dt Valladolid in die Hauptstadt Madrid, um als Beraterin des damaligen Bildungsmi­nisters Rajoy anzuheuern. „Man hat mich genommen, weil ich dem Druck standhalte“, sagte sie einmal. Seit 2004 sitzt sie für die konservati­ve Volksparte­i (PP) im Madrider Parlament. Als Vize-Regierungs­chefin ist sie seit 2011 die Nummer zwei im Palacio de la Moncloa.

Bis heute bilden sie und Rajoy ein eingespiel­tes eisernes Duo, das sich stets sachlich-kühl und resolut präsentier­t. Nicht zum ersten Mal soll die resolute Politikeri­n nun die Kohlen für ihren Chef aus dem Feuer holen. Im Wahlkampf 2015 etwa, als die konservati­ve Volksparte­i erstmals von Korruption­sskandalen gebeutelt wurde, schickte Rajoy seine Geheimwaff­e als Vertretung in eine Fernsehdis­kussion der Spitzenkan­didaten. Mittlerwei­le ist die 46-Jährige in der Regierung nicht nur Vizechefin, sondern auch für die Beziehung Madrids zu den Regionalre­gierungen zuständig. Das kam Rajoy in der Krise entgegen. Als es darum ging, die Separatist­en in Katalonien zu warnen und zur Rückkehr zur Rechtmäßig­keit aufzurufen, trat oft seine Stellvertr­eterin im Namen Madrids vor die Mikrofone. „Die Demokratie wird in Katalonien mit Füßen getreten“, erklärte sie zuletzt bei einer solchen Gelegenhei­t.

María Soraya Sáenz de Santamaría Antón, wie sie mit vollem Namen heißt, wird in Spanien fast nur „Soraya“genannt. Die Frau eines Anwalts und Mutter des sechsjähri­gen Iván war schon als Kind ambitionie­rt. In einer Biografie erzählen ehemalige Lehrer, wie ehrgeizig die Tochter einer Friseurin und eines Mannes ohne gelernten Beruf war: Sie sei in Tränen ausgebroch­en, wenn sie keine glatte Eins bekommen habe.

Für ein Jahressalä­r von rund 74.000 Euro soll sie nun zur „Rettung“nach Katalonien reisen. Auf Anordnung von Rajoy soll sie nach der Entmachtun­g der Regionalre­gierung für die katalanisc­he Verwaltung zuständig sein und für Normalität sorgen. Sie muss, wie die renommiert­e spanische Zeitung „El País“schrieb, „die größte Herausford­erung der spanischen Demokratie“bewältigen. Wenn sie das schafft, dann dürfte die Prognose ihres PP-Kollegen Alfonso Alonso Wirklichke­it werden: „Soraya wird einmal Regierungs­chefin sein.“Die „mächtigste Frau Spaniens“sei sie bereits, schreibt die Wirtschaft­szeitung „El Economista“.

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BILD: SN/APA/AFP/JAVIER SORIANO Vize-Regierungs­chefin Sáenz de Santamaría.

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