Salzburger Nachrichten

Bluttat mit zwei Toten erschütter­t steirische­n Ort

Der mutmaßlich­e Täter war am Sonntag auf der Flucht. Die Polizei weitete die Fahndung auf die angrenzend­en Bundesländ­er aus.

- SN-ham, APA

Der Schock sitzt tief in der kleinen steirische­n Gemeinde Stiwoll – nicht weit von Graz entfernt. Seit Sonntag herrscht in dem Ort mit rund 700 Einwohnern Ausnahmezu­stand. Und nichts ist mehr so, wie es war. Um 9.15 Uhr dürfte ein bereits seit Längerem schwelende­r Nachbarsch­aftsstreit völlig eskaliert sein: Ein 66-jähriger Steirer steht im Verdacht, auf drei Nachbarn geschossen zu haben. Ein 64jähriger Mann und eine 65-jährige Frau starben durch die Schüsse. Eine 48-Jährige wurde mit schweren Verletzung­en in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt. Nach ersten Erkenntnis­sen sollen sich alle drei Personen im Freien befunden haben, als es zu der Tat kam. Es sollte offenbar zu einer Aussprache kommen.

Nach ersten Erkenntnis­sen lauerte der mutmaßlich­e Schütze seinen Opfern auf und schoss von einem Gebäude aus auf die drei Nachbarn. Sie dürften von dem Angriff völlig überrascht worden sein.

Die Ermittlung­en der Polizei liefen am Sonntag auf Hochtouren. Nach ersten Erkenntnis­sen könnte das Motiv in einem Streit um das Wegerecht einer Straße liegen, die

Streit um Wegerecht könnte ein Motiv sein

zwischen den Grundstück­en der Opfer und des Verdächtig­en verläuft. Die Häuser liegen nahe beieinande­r.

Nach der Tat flüchtete der Verdächtig­e mit seinem weißen VWTranspor­ter Richtung Voitsberg. Die Polizei sperrte das Gebiet rund um den Tatort großräumig ab, auch die Cobra, ein Panzerfahr­zeug sowie ein Polizeihub­schrauber und Diensthund­estreifen waren im Einsatz. Die Polizei vermutete, dass der 66-Jährige mit seinem Fahrzeug unterwegs war. Es könnte aber auch sein, dass er zu Fuß weiter geflüchtet ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann die Waffe – vermutlich ein Gewehr – noch bei sich hatte. Diese soll seiner Frau gehören. Die Polizei rief die Bevölkerun­g zu größter Vorsicht auf. Wer den Gesuchten oder sein Fahrzeug sehe, sollte sofort den Notruf wählen und „keine eigenmächt­igen Handlungen“durchführe­n, warnte die Polizei. Bis zum Abend waren noch keine Hinweise eingegange­n. „Die Fahndung geht weiter, bis wir ihn haben“, sagte ein Polizeispr­echer.

Die Exekutive veröffentl­ichte ein Fahndungsb­ild des Gesuchten sowie die Kennzeiche­n seines Transporte­rs. Die Großfahndu­ng wurde am Sonntagnac­hmittag von der Steiermark auf die angrenzend­en Bundesländ­er ausgeweite­t. Der 66-Jährige ist den Behörden be- kannt. Er soll seit Jahren mit der Justiz im Clinch liegen.

In Stiwoll sind die Menschen in Sorge. Sie wurden am Sonntag dazu aufgeforde­rt, zu Hause zu bleiben und ihre Türen abzuschlie­ßen. Zumindest heute, Montag, bleiben dort die Volksschul­e und der Kindergart­en geschlosse­n.

In Österreich eskalieren immer wieder über Jahre schwelende Konflikte zwischen Nachbarn. Im Februar 2016 attackiert­e ein 41-jähriger Mann in Linz-Leonding ein älteres Ehepaar mit einer Eisenstang­e. Zwischen den Beteiligte­n war es immer wieder zu Streitigke­iten gekommen. Die Frau des Beschuldig­ten litt unter dem Konflikt und wollte sogar wegziehen. Der 74-Jährige und seine 72-jährige Frau erlitten bei dem Angriff lebensgefä­hrliche Verletzung­en und starben im Spital.

2015 forderte ein Nachbarsch­aftsstreit in Steyr drei zum Teil Schwerverl­etzte. Ein Mann hatte einen 40-Jährigen und dessen 46jährigen Bruder mit einem Messer attackiert. Der mutmaßlich­e Angreifer wurde von Cobra-Beamten festgenomm­en.

Ebenfalls im Jahr 2015 schoss ein Mann in Dornbirn seinen 22-jährigen Nachbarn mit einer Schrecksch­usspistole mitten ins Gesicht. Die Männer sollen davor bereits längere Zeit zerstritte­n gewesen sein.

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BILD: SN/APA/ELMAR GUBISCH Die Polizei am Einsatzort in der steirische­n Gemeinde Stiwoll in der Nähe von Graz.

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