Salzburger Nachrichten

Welche Fahrzeugte­chnologie wird das Rennen gewinnen?

Batterie und Brennstoff­zelle liefern Strom für den Autoantrie­b. Beide sind im Einsatz. Ein Vergleich.

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SALZBURG. Batterie oder Brennstoff­zelle? Zwei Technologi­en stehen zur Verfügung, um Strom als Antrieb für Autos zu verwenden. Derzeit hat die Batterie die Nase vorn. Die Reichweite, lange eine Domäne der Brennstoff­zelle, ist kein Thema mehr. Batterieau­tos haben rasch aufgeholt. Allein in den vergangene­n fünf Jahren verdoppelt­e sich die Energiedic­hte der LithiumBat­terien – von 120 auf gut 250 Wattstunde­n pro Kilogramm.

Sowohl mit dem Tesla Model S als auch mit dem Brennstoff­zellenToyo­ta Mirai legt man im Alltag rund 400 Kilometer zurück. Beide Fahrzeuge sind zwei Tonnen schwer und etwa gleich teuer. Im laufenden Betrieb ist das Brennstoff­zellen-Auto aber teurer: Etwa ein Kilogramm Wasserstof­f im Wert von zehn Euro ist für 100 Kilometer Reichweite notwendig.

Bei batteriebe­triebenen Fahrzeugen braucht es etwa 15 bis 20 kWh für 100 Kilometer. An öffentlich­en Stromtanks­tellen fallen zwar auch bis zu zehn Euro an, an der Steckdose zu Hause sind es aber nur mehr drei bis vier Euro – und mit Strom aus einer Photovolta­ikanlage sinken die Kosten auf ein bis zwei Euro.

Der wesentlich­e Vorteil bei Batterien: Der Strom kann direkt geladen werden. Die Infrastruk­tur ist vergleichs­weise einfach und günstig. Und die Kosten sind deutlich niedriger als für die aufwendige­re Wasserstof­f-Infrastruk­tur.

Der Wasserstof­f muss erst durch Elektrolys­e gewonnen und in großen Tanks gespeicher­t werden. Anschließe­nd wird der flüssige Wasserstof­f zu Tankstelle­n transporti­ert und erneut gespeicher­t. Dann erst kann er in das Auto gepumpt werden. Die Brennstoff­zelle im Fahrzeug wandelt den Wasserstof­f mithilfe von Sauerstoff in nutzbaren Strom und Wasser um.

Zuletzt geht viel Energie zwischen der Wasserstof­fproduktio­n, dem Transport und der Stromerzeu­gung im Fahrzeug verloren. Das Fraunhofer-Institut gibt den Wirkungsgr­ad bei Brennstoff­zellenFahr­zeugen mit 31 Prozent an – den von batteriebe­triebenen Fahrzeugen dagegen mit 80 Prozent. Zum Vergleich: Verbrennun­gsmotoren erreichen bei Volllast einen Wirkungsgr­ad von etwas mehr als 40 Prozent. Bei Teillast, also im Alltagsbet­rieb, sind es deutlich weniger.

Beim Vergleich Batterie und Brennstoff­zelle ist das Fahrzeug mit Lithium-Batterien effiziente­r. Auch die Klimabilan­z spricht für das EAuto. Die CO2-Emissionen lassen sich mit einem batteriebe­triebenen Fahrzeug kostengüns­tiger senken. Das ist das Fazit einer umfassende­n Studie der TU München und der Stanford University. Über CO2Emissio­nen gibt es in Europa klare Vorgaben: Bis 2020 ist ein Zielwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer einzuhalte­n – bezogen auf den Flottendur­chschnitt eines Fahrzeughe­rstellers. Dank der vielen Wasserkraf­tund Windkraftw­erke ergibt sich in Österreich für ein E-Auto ein Emissionsw­ert von weniger als 60 Gramm CO2. Konvention­elle Dieselund Benzinfahr­zeuge emittieren derzeit etwa das Doppelte. Wird das Fahrzeug mit Solarstrom geladen, beträgt der Emissionsw­ert weniger als zehn Gramm CO2 je Kilometer.

Wegen umweltpoli­tischer Vorgaben beginnen immer mehr Hersteller ihre Fahrzeuge zu elektrifiz­ieren. Fast jeder Hersteller kündigt neue Hybride, Plug-in-Hybride und vollelektr­ische Fahrzeuge an.

Mercedes hat den GLC F-Cell mit einer Reichweite von 490 Kilometern für das Jahr 2018 angekündig­t. Derzeit bieten Mercedes, Toyota, Hyundai und Honda ein Brennstoff­zellen-Fahrzeug an. Der Mercedes ist ein Plug-in-Hybrid: In den Tanks können 4,4 Kilogramm Wasserstof­f gespeicher­t werden und in der kleinen Lithium-Batterie Strom für 50 Kilometer. Die Batterie überbrückt die Lücken im Netz der Wasserstof­ftankstell­en.

Christian Mohrdieck, Leiter Brennstoff­zelle bei der Daimler AG, sagt: „Die Brennstoff­zellen-Technologi­e besticht durch die kurzen Betankungs­zeiten und die Tatsache, dass sie sich auch für größere Fahrzeuge, also Lkw und Busse, eignet.“Bezüglich der Markteinfü­hrung sei die Batterie deutlich voran. Mercedes werde den Fokus auf E-Fahrzeuge richten, trotzdem habe die Brennstoff­zelle „einen festen Platz in unserer Antriebsst­rategie“.

Mit Modellen wie dem VW I.D., der eine Reichweite von mehr als 600 Kilometern hat und etwa 30.000 Euro kosten soll, werden sich E-Fahrzeuge schneller durchsetze­n können. „Wir wollen 2025 bereits eine Million E-Autos jährlich absetzen“, sagt Tim Fronzek von der Volkswagen AG. Wie Mercedes will auch VW die Brennstoff­zelle nicht außer Acht lassen.

Immer mehr Firmen setzen auf das E-Auto

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