Das Kreuz mit dem Kreuz
Polen und Frankreich streiten um ein Denkmal für Papst Johannes Paul II., das seit elf Jahren in der Bretagne steht. Grund: Die französische Justiz hat die Entfernung des Kreuzes angeordnet.
Die von der französischen Justiz angeordnete Entfernung eines etwa ein Meter großen Kreuzes an einem Denkmal für Papst Johannes Paul II. (1978–2005) sorgt für politische Irritationen zwischen Warschau und Paris. Polens Regierungschefin Beata Szydło will das Denkmal ihres Landsmanns vor „der Zensur retten“und aus Ploërmel in Nordwestfrankreich nach Polen holen, wie sie laut Kathpress am Wochenende ankündigte.
„Das Diktat der politischen Korrektheit – des staatlichen Laizismus – schafft Platz für Werte, die für unsere Kultur fremd sind und zu einer Terrorisierung des täglichen Lebens der Europäer führen“, sagte sie der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Und weiter: „Unser großer Pole und großer Europäer ist ein Symbol des Christentums und des vereinten Europas.“
Das oberste französische Verwaltungsgericht hatte vergangene Woche in Paris entschieden, dass das Kreuz binnen sechs Monaten von einem Bogen über der Papststatue entfernt werden müsse. Das Kreuz verstoße gegen das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche. Religiöse Symbole seien an öffentlichen Orten verboten. Gegen das Denkmal hatte der Freidenker-Verband geklagt. Der Fall erregte sowohl in Frankreich als auch in Polen viel Aufsehen.
Das insgesamt 7,50 Meter hohe Monument wurde 2006 auf einem Platz der 10.000-Einwohner-Gemeinde Ploërmel errichtet. Der Moskauer Bildhauer Surab Zereteli, Präsident der Russischen Akademie der Künste, schenkte es dem Ort in der Bretagne, nachdem Johannes Paul II. im Jahr 1996 den benachbarten Wallfahrtsort Sainte-Anned’Auray besucht hatte.
Ein Gericht hatte 2015 zunächst entschieden, dass das Denkmal ganz entfernt werden müsse. Ein Berufungsgericht hob das Urteil auf. Die obersten Verwaltungsrichter beanstandeten schließlich nur das prominente Kreuz und ordnete dessen Entfernung an.
Der Bürgermeister von Ploërmel, Patrick Le Diffon, erwägt laut französischen Presseberichten, gegen die höchstrichterliche Anordnung vor den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof zu ziehen. „Das Denkmal ist Teil des Gemeindebilds und stört die Bewohner nicht“, wird Le Diffon zitiert. Es sei vielmehr ein „touristischer Trumpf“für die Gemeinde. Das Denkmal war allerdings schon vor seiner Errichtung Ende 2006 umstritten.
Immer wieder sorgen religiöse Symbole in Frankreich für Diskussionen. 2004 wurden Kopftücher und andere religiöse Symbole an Schulen verboten. 2016 entschied das oberste Verwaltungsgericht, dass Weihnachtskrippen nur unter bestimmten Bedingungen in öffentlichen Gebäuden aufgestellt werden dürfen.