Überrundet, aber Champion
Die Kollision zwischen Vettel und Hamilton bald nach dem Start nahm dem mexikanischen GP und der WM die Spannung. Verstappen fliegt zum dritten Sieg, der Brite ist Weltmeister.
Dass Lewis Hamilton schon im drittletzten Saisonrennen der Formel 1 die Weltmeisterschaft für sich entscheiden würde, kam weder für ihn selbst noch für seine Mercedes-Chefs überraschend. Dass es jedoch mit Platz neun und überrundet gelang, kam doch unerwartet. Der Grand Prix von Mexiko und die WM wurden wenige hundert Meter nach dem Start durch die leichte Kollision der WM-Rivalen entschieden, nach der Sebastian Vettel und Hamilton an die Box mussten. Dabei fiel Hamilton mit einem Reifenschaden weit mehr zurück als der Deutsche. Vettel hätte zumindest Zweiter werden müssen, um die WM-Entscheidung zu vertagen – er hatte dazu aber keine Chance mehr.
Der, der in der heiklen Startphase am wenigsten zu verlieren hatte, blieb im Dreikampf in den ersten beiden Kurven am konsequentesten auf seiner Linie: Der als Zweiter gestartete Max Verstappen setzte sich gegen die Titelrivalen durch – und flog förmlich dem Feld inklusive dem ersten Verfolger Valtteri Bottas (Mercedes), der im Ziel fast 20 Sekunden zurücklag, davon. Sein dritter F1-Sieg war eine Machtdemonstration des 20-jährigen RedBull-Jungstars.
Vettel holte aus dem früh verlorenen Rennen heraus, was möglich war, aber Rang vier hinter seinem Ferrari-Kollegen Kimi Räikkönen, 70 Sekunden hinter Verstappen, war zu wenig. Hamilton kam von Platz 19 auf neun vor und war im Finish nervös: Er erkundigte sich laufend über Vettels Position. Im Ziel war der dritte Vierfach-Weltmeister in 68 Jahren Formel 1 (nach Vettel und Alain Prost) überwältigt: „Viva Mexico!“, fiel ihm nur ein. „So stellten wir uns das Rennen nicht vor, aber, Lewis: Du bist vierfacher Weltmeister, Gratulation“, rief ihm Teamchef Toto Wolff noch über Funk zu. „Das fühlt sich noch nicht wirklich an“, stammelte der jubelnde Brite dann beim Siegerinterview mit David Coulthard. „Nach dem Drama den Titel zu holen, besser geht es nicht“, kommentierte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda.
Es war die 22. von 71 Runden, als Hamilton ein völlig neues Gefühl auskosten musste: Als 19. und Letzter wurde er durch den führenden Verstappen überrundet! Doch mit Rang neun kam Hamilton zu zwei WM-Punkten, entkam der ersten „Nullnummer“in dieser Saison.
Verstappen aber kontrollierte das Rennen wie sonst nur Hamilton: „Der Start war kritisch. Danach musste ich nur auf die Reifen achten. Mein Auto war unglaublich. Nach dem, was vergangene Woche passierte, fühlt sich dieses Ergebnis richtig gut an“, meinte der Niederländer in Anspielung auf die Strafsekunden in Austin, die ihn dort Platz drei gekostet hatten. „Wir versuchten alles, aber Red Bull war heute zu schnell“, sagte der Zweite Bottas – der nur anfügen konnte, dass er stolz sei, „Teil dieses so erfolgreichen Teams“zu sein.
Neuerlich Pech hatte Red-BullPilot Daniel Ricciardo: Vor dem Rennen wegen Tausch von Motorteilen auf Startplatz 16 strafweise zurückversetzt, fuhr der Australier in den ersten beiden Runden bis auf Platz sieben vor, stellte dann aber seinen Wagen in der Box ab: „Vermutlich wieder ein Turboschaden“, erklärte er. Nur wenig länger dauerte das Rennen für Nico Hülkenberg (Renault), Brendon Hartley (Toro Rosso) und Carlos Sainz (Renault), die mit Schäden an ihren französischen Triebwerken ausfielen.
Punktesammler waren erneut die Force-India-Fahrer: Esteban Ocon stahl als Fünfter Lokalmatador Sergio Pérez (Siebenter) die Show. Der österreichische Hauptsponsor des Teams (BWT) unterstützte eine von Pérez initiierte Spendensammlung für die Opfer des jüngsten Erdbebens mit 200.000 Dollar.
„Mein Auto war heute einfach unglaublich.“Max Verstappen, Sieger GP Mexiko