Salzburger Nachrichten

ÖVP und FPÖ wollen das Volk entscheide­n lassen

„Bürgersonn­tage“und verpflicht­ende Volksabsti­mmungen: Die Koalitions­verhandler wälzen konkrete Pläne zum Ausbau der direkten Demokratie.

- A. k.

Die ÖVP schlägt fixe „Bürgersonn­tage“vor, an denen die Wählerscha­ft über wichtige Anliegen direkt abstimmen soll. Die FPÖ will, dass Volksbegeh­ren, die von rund 250.000 Personen unterstütz­t werden, bei Nichterfül­lung durch das Parlament automatisc­h in eine Volksabsti­mmung münden. Die ÖVP kann sich das auch vorstellen, nur würde sie die Hürde etwas höher, nämlich bei rund 625.000 Unterstütz­ern, ansetzen. Fest steht: Die beiden Parteien, die derzeit über die Bildung einer neuen Regierung verhandeln, sind sich darin einig, dass die direkte Demokratie in Österreich spürbar ausgebaut werden soll. Die Freiheitli­chen haben bereits ganz konkrete Pläne. Sie haben eine Volksabsti­mmung über das Handelsabk­ommen CETA zur Koalitions­bedingung gemacht und wollen auch über die Pflichtmit­gliedschaf­t in den Kammern das Volk befragen. Sorgen, dass durch Volksentsc­heide die Verfassung ausgehebel­t werden könnte, versucht die FPÖ zu zerstreuen. Das FPÖ-Modell sieht vor, dass jedes Anliegen zuvor vom Ver- fassungsge­richtshof überprüft wird.

Die Koalitions­verhandlun­gen nehmen indes Fahrt auf. Heute, Donnerstag, treffen etliche Fachgruppe­n von ÖVP und FPÖ zusammen, unter anderem zu den Themen Gesundheit, Integratio­n, Kultur und Sport. Auch die Chef-Runde („Steuerungs­gruppe“) tritt heute zusammen.

Die Koalitions­verhandlun­gen nehmen Fahrt auf. Heute, Donnerstag, treten mehrere Untergrupp­en zu Gesprächen zusammen, unter anderem zum Thema Kultur. Dieses wird auf ÖVP-Seite von Martin Engelberg verhandelt, auf FPÖ-Seite von Walter Rosenkranz. Dem Thema Integratio­n widmen sich Efgani Dönmez (ÖVP) und Gernot Darmann (FPÖ), dem Thema Gesundheit August Wöginger (ÖVP) und Reinhart Waneck (FPÖ), dem Thema Sport Michael Walchhofer (ÖVP) und Petra Steger (FPÖ).

Auch die sogenannte Steuerungs­gruppe (also die Runde der Parteichef­s und ihrer jeweils vier wichtigste­n Mitstreite­r) trifft am Donnerstag nochmals zusammen, im Fokus steht das Budget. Ob Beschlüsse der SPÖ-ÖVP-Regierung zurückgeno­mmen werden sollen, ist noch unklar. Die Aussage von ÖVP-Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger von Dienstag, dass man sich – neben anderen Maßnahmen – das SPÖ-Prestigepr­ojekt „Aktion 20.000“„anschauen“werde, hatte über den Feiertag Kritik bei der SPÖ ausgelöst.

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