„Nicht mit der Gießkanne“
Was sich Michael Walchhofer, Ex-Weltmeister, Unternehmer und Koalitionsverhandler, von der neuen Regierung wünscht.
Bei den Koalitionsverhandlungen heute, Donnerstag, geht es um das Thema Sport. Für die ÖVP nimmt der ehemalige Abfahrtsweltmeister Michael Walchhofer an den Beratungen teil. Den SN verriet der einstige Skistar seine Ideen. SN: Welche Ratschläge werden Sie in die Koalitionsgespräche einbringen? Michael Walchhofer: Der Sport, dessen Wertigkeit heute ziemlich weit unten angesiedelt ist, sollte ein zentrales Thema der neuen Regierung sein. Schon in Kindergärten und Schulen sollte mehr Wert auf Bewegung und Sport gelegt werden. SN: Sollen Schulskikurse verpflichtend sein? Ich glaube, das wird man politisch nicht durchbringen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Versuche der Touristiker, Kinder zum Skifahren zu bringen, nicht ständig behindert würden. SN: Worin bestehen diese Behinderungen? Beispielsweise, dass es als verbotene Anfütterung gilt, wenn Lehrer in ein Skigebiet eingeladen werden, damit sie diese auf ihre Tauglichkeit für die Schulskikurse überprüfen können. Ich bin davon überzeugt, dass nicht nur für die Jugend, sondern auch für den Tourismus Wintersportwochen um einiges wertvoller sind als eine Sprachreise nach London. Und weniger kostenintensiv. SN: Was soll die neue Regierung für den Spitzensport tun? Man sollte sich auf ein paar Kernsportarten konzentrieren und nicht mit der Gießkanne über alle Bereiche drübergehen. Sonst werden wir im Spitzensport in Zukunft keine tollen Erfolge mehr feiern können. SN: Wäre ein eigenes Staatssekretariat für Sport sinnvoll? Das wäre absolut wünschenswert. Das Gleiche gilt übrigens auch für den Tourismus. Die beiden Bereiche sind derzeit definitiv unterrepräsentiert. SN: Sie sind ja hauptberuflich Hotelier. Was raten Sie in dieser Hinsicht den Koalitionsverhandlern? Derzeit hat man das Gefühl, dass die im Osten gar nicht wissen, dass es uns in Westösterreich überhaupt gibt. Die zahlreichen neuen Regeln, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, machen uns das Leben teilweise extrem schwer. Der Betrieb meiner Familie hat aufgrund seiner Größe die Ressourcen, all die Vorschriften zu bewältigen. Aber kleinere Betriebe haben erhebliche Schwierigkeiten. Das „Wirtesterben“hat gewiss nicht zuletzt mit diesem Problem zu tun. SN: Können Sie ein Beispiel nennen? Erst jetzt habe ich wieder ein Informationsschreiben erhalten, wonach die Betriebe verpflichtet sind, einen gewissen Prozentsatz an Personen über 55 Jahren zu beschäftigen. In unserem Betrieb ist das kein Problem, aber grundsätzlich ist das für Tourismusbetriebe gar nicht so einfach.
Derlei Vorschriften verursachen zusätzliche Aufwendungen für die Betriebe – und für den Staat, der das kontrollieren muss.