Salzburger Nachrichten

Eine glamouröse Lösung sieht ganz anders aus

Österreich­s neuer Fußball-Teamchef Franco Foda gibt heute, Donnerstag, seinen ersten Kader bekannt. Und der Noch-Sturm-Trainer braucht gleich viel Fingerspit­zengefühl.

- Franco Foda, ÖFB-Teamchef

Franco Foda ist seit Montag Trainer der österreich­ischen Fußball-Nationalma­nnschaft. Franco Foda ist aber auch noch gleichzeit­ig Trainer von Bundesliga-Tabellenfü­hrer Sturm Graz. Der Deutsche wird die Steirer auch noch bis Ende der Herbstsais­on betreuen. Und nach der Länderspie­lpause gastieren die Grazer im Schlager der Runde am 19. November in Salzburg beim ersten Verfolger Red Bull Salzburg. Das wird pikant.

Fünf Tage zuvor bestreitet Österreich nämlich nach einem Lehrgang im spanischen Marbella das letzte Länderspie­l des Jahres in Wien gegen Uruguay. Jetzt könnte der Noch-Sturm-Trainer Foda als Cheftraine­r der österreich­ischen Nationalma­nnschaft im unbedeuten­den Test gegen die Südamerika­ner vermehrt auf einige Bullen setzen. Diese länger, als es Salzburg-Trainer Marco Rose lieb ist, spielen lassen. Bei den hohen Belastunge­n, denen die Salzburg-Profis in den vergangene­n Wochen schon ausgesetzt waren, wäre das für das Topspiel sicher nicht förderlich. Es entbehrt nicht einer gewissen Kuriosität, wenn Foda in seiner Funktion als ÖFB-Teamchef darüber entscheide­n kann, ob der Sturm-Trainer Foda im Spitzenspi­el auf einigermaß­en ausgeruhte Bullen-Nationalsp­ieler trifft oder nicht. Der 51-Jährige wird daher gleich in seiner ersten Phase als oberster österreich­ischer Fußballleh­rer viel Fingerspit­zengefühl beweisen müssen, um nicht gleich erste Kritiker auf den Plan zu rufen. Einen schalen Beigeschma­ck hätte es sicher, würde Foda „seine“Bullen im ÖFB-Team überstrapa­zieren.

Dass der ÖFB mit der Bestellung von Foda auf eine glamouröse Lösung wie in vielen Jahren zuvor zum Beispiel mit Jahrhunder­tfußballer Herbert Prohaska, Otto Barić, Karel Brückner oder Torjäger-Ikone Hans Krankl verzichtet hat, steht außer Frage. Da hätte man sich schon für den österreich­ischen Rekordnati­onalspiele­r Andreas Herzog, der sich auch als Topstar in der deutschen Bundesliga einen großen Namen gemacht hat, entscheide­n müssen. Aber vielleicht hat letztendli­ch Fodas unspektaku­läres Auftreten den Ausschlag dafür gegeben, dass er Österreich in die nächste EM-Qualifikat­ion führen wird.

Und wie reagierte Herzog, der erneut bei seinem Versuch, Teamchef in Österreich zu werden, scheiterte? Der ehemalige Bremen- und Bayern-Legionär hat in seiner Kolumne auf der deutschen Website Deichstube.de seine Enttäuschu­ng über die Absage vom ÖFB bei der Wahl des neuen Teamchefs kundgetan. „Schade, ich wäre wirklich gerne Teamchef unserer Nationalma­nnschaft geworden. Das ist schon etwas enttäusche­nd. Aber ich wünsche Franco Foda wirklich alles Gute“, schrieb der Wiener. Für ihn werde sich etwas anderes ergeben. „Da bin ich optimistis­ch“, meinte der 49-Jährige. Dass ein Engagement bei seinem Ex-Club Bremen zustande komme, glaube er aber nicht. „Bei Werder würde ich sofort als Trainer einsteigen, das ist ein ganz besonderer Verein für mich.

„David Alaba wird dort spielen, wo ich glaube, dass es am besten ist.“

Ich bin schon oft als Kandidat gehandelt worden, aber es hat nie konkrete Gespräche gegeben. Deswegen rechne ich nicht damit, dass sich das diesmal ändern wird“, betonte Herzog. Bei Werder war am Montag Trainer Alexander Nouri freigestel­lt worden. Herzog ärgere sich, wenn er lese, er habe als Trainer nicht genügend Erfahrung. „Diese Trottelaus­sagen kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören. Ich habe über 100 internatio­nale Spiele als Cheftraine­r gemacht. So viele Spiele haben viele Trainer nicht einmal in der Bundesliga. Ich habe viel erlebt, ich könnte sofort eine Mannschaft übernehmen“, schrieb der Rekordnati­onalspiele­r.

 ?? BILD: SN/GEPA ?? Franco Foda soll Österreich zur nächsten Europameis­terschaft führen.
BILD: SN/GEPA Franco Foda soll Österreich zur nächsten Europameis­terschaft führen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria