Sanieren statt abreißen liegt im Trend
Bei gleich mehreren alten Großbauten ist derzeit eine alternative Nachnutzung geplant. Was neben Geld für den Umbau nötig ist, sind auch gute Ideen.
SALZBURG. Es war einmal ein schöner Gewerbe-Altbau. Doch eine ähnliche Nutzung ist nicht mehr möglich – weil es die Firma oder die Branche vielleicht gar nicht mehr gibt. Was also tun mit dem alten Kasten? Abreißen? Oder sich doch etwas überlegen, etwas umbauen – und das Baudenkmal ganz anders neu nutzen? Aktuell gibt es einige Beispiele in Salzburg, wo genau das gemacht bzw. geplant wird.
1.Alte LandestheaterProbebühne im Rainberg 1988 bewilligte die Stadt Salzburg dem Unternehmer Hubert Neuwirth etwas, was heute naturschutzrechtlich nicht mehr möglich wäre: Er durfte zwei Kavernen in den Rainberg schlagen. Denn das Landestheater brauchte eine Probebühne – und die Stadt stellte den Berg zur Verfügung. Neuwirth investierte 20 Millionen Schilling (umgerechnet 1,4 Millionen Euro) – und hatte das Theater als fixen, langfristigen Mieter. Nur: Mitte 2016 ist das Landestheater nach 27 Jahren in seine neu gebaute Probebühne in Salzburg-Aigen übersiedelt. Seither sucht Eigentümervertreter Josef Karlstätter einen Nachnutzer. Mit der Suche hat er die Immobilienkanzlei von Alexander Kurz beauftragt. Beide betonen, dass das Objekt – eine große Kaverne mit 500 m2 (bis zu 190 Sitzplätze) sowie eine kleinere mit 148 m2 – einzigartig sei, nicht zuletzt wegen der Raumhöhe von 7,80 Metern. Nutzungsideen fallen Kurz viele ein: „ Ideal wäre es für Kunstschaffende. Auch für Ausstellungen und Galerien mit großen Ausstellungsobjekten würde es passen. Denkbar wäre es auch für eine Gastronomie in Kombination mit einem Veranstaltungs- oder Eventbetrieb. Um 22.30 Uhr muss aber aus Rücksicht auf die Nachbarn Schluss sein. Auch eine Nutzung als Tonstudio wäre ideal – oder als Zirkus oder Kindertheater.“
Laut Karlstätter sind Umbauten im Inneren, wie etwa Zwischendecken, denkbar; ebenso wie der Einbau einer Küche mit einem Fenster in einem bestehenden Nebenraum. Und der Preis? Kurz: „Um 590.000 Euro gibt es das immerwährende Nutzungsrecht der Immobilie. Wir wollen aber keine tageweise Vermietung, sondern eine langfristige Nutzung.“
2.Ehemaliges Sanatorium und Curhotel in Parsch Ebenfalls die Kanzlei Kurz kümmert sich um die Revitalisierung des 1889 von Valentin Ceconi errichteten ehemaligen Sanatoriums in Salzburg-Parsch: Das riesige Gebäude unweit des Schmedererplatzes, einst „Curhotel“genannt, soll ab November 2018 in bis zu 21 Luxuswohnungen umgebaut werden. Dazu wird das Haus, in dem nach dem Krieg Wohnungen für US-Offiziere eingerichtet wurden, um umlaufende Balkone ergänzt. Die Wohnungen mit der Adresse Judenbergweg 9 werden je nach Größe zwischen 500.000 Euro (67 m2) und 2,65 Mill. Euro (200 m2) kosten.
3.UniversalversandLager in Bergheim Ein Pionier der Revitalisierung ist Marco Sillaber: Er hat das erfolgreich beim Gusswerk in SalzburgKasern und zuletzt bei der Panzerhalle in Salzburg-Maxglan bewiesen. Sillabers nächster Streich ist das ehemalige Lager von Unito (zuvor: Universalversand) in Bergheim. Er hat den Gebäudekomplex samt Hochregallager, Staplern und Inventar Anfang 2017 erworben.
Derzeit steht der Großteil der Hallen leer: „Nur einige Tausend Quadratmeter werden an Logistiker als Lager vermietet“, sagt Sillaber. Für die nächsten Jahre denke er aber „an mehrere Entwicklungsschritte“, sagt er. Die Pläne dafür will Sillaber noch im Oktober einreichen und hofft auf eine Bauverhandlung bis Jahresende.
Über die geplante Nutzung verrät er nur so viel: „Wir haben 43.000 Quadratmeter und wollen durch innere Verdichtung auf über 50.000 kommen. Großteils wird es als Lager genutzt werden. Auf einigen Tausend Quadratmetern machen wir aber etwas anderes. Auch mehrere Produktionsbetriebe werden dabei sein.“
Geplant sei weiters ein kleines Bistro. Auch zahlreiche Jobs sollen dort entstehen: „Der erste Mieter hat 60 bis 70 Mitarbeiter. Er will 2850 Quadratmeter kaufen. Es ist eine große Firma aus der Werbebranche. Auch ein zweiter Käufer ist schon fix; es ist ein bekannter Name.“
4.Schaukäserei „Käsewelt“in Schleedorf Auch bei zwei der vier ehemaligen Immobilien, die der KäsehofGenossenschaft (mittlerweile: SalzburgMilch) gehörten, gibt es Neuigkeiten: Sowohl die ehemalige Schaukäserei in Schleedorf als auch die Käserei in Seekirchen-Kothgumprechting wurden Mitte 2016 von der Immobilien Bauträger AG (IBT) von Franz Modrian gekauft. In Schleedorf ist die Adaptierung und Sanierung der 2900 m2 großen SchauKäserei geplant. Dort sollten 24 Eigentumswohnungen entstehen, sagt IBT-Projektleiter Sebastian Neumayr. „Der Bestand soll nur optisch adaptiert werden. Die Außenmauern und die Kubatur bleiben, wie sie sind.“Die IBT hat das Projekt im Februar bei der Gemeinde eingereicht – wartet aber noch auf eine Baugenehmigung. Neumayr: „Investiert werden sechs Millionen Euro.“
5.Käsehof-Käserei in Seekirchen-Kothgumprechting Bei der ehemaligen Käserei (Gesamtfläche 2400 m2) in Kothgumprechting ist die IBT AG seit März kräftig am Umbauen. Investiert werden drei Millionen Euro. Eine gewerbebehördliche Genehmigung hat die Bezirkshauptmannschaft bereits erteilt. Projektleiter Neumayr: „Wir wollen das Gebäude revitalisieren und zu einem Gewerbe- und Gastronomieprojekt machen.“
Konkret wird das Haus künftig ein gutbürgerliches Restaurant mit 140 Sitzplätzen innen sowie 70 weiteren Sitzplätzen im Schanigarten beherbergen. Weiters wird ein Schau- und Verkostungsraum gebaut: Geplant ist, hier einen Bauernladen unterzubringen – „möglichst mit Eiern, Käse-, Milch- und anderen Bioprodukten aus der Region“, sagt Neumayr. Auch Veranstaltungen und Hochzeiten sollen dort möglich sein. Im ersten und zweiten Stock werden Büros entstehen, die auch der Wirt nutzen kann. Neumayr: „Noch suchen wir einen Pächter. Unser Wunsch ist, dass der Restaurantbetreiber auch den Bauernladen führt. Wir sind in konkreten Gesprächen.“Die Durchführung des Umbaus obliegt der Obertrumer Baufirma von Winfried Weilhartner: „Es ist eine große Herausforderung, das Gebäude zu sanieren, weil zuvor schon fünf oder sechs Mal umgebaut wurde“, sagt er. Prunkstück des Restaurants wird die Gaststube, in die nachträglich eine Gewölbedecke sowie fünf Konglomeratsäulen eingebaut wurden. Neumayr: „Die Eröffnung soll vor Sommer 2018 erfolgen.“