Neumarkt erhält Abend-HAK
Ab 2018 bietet die Handelsakademie in Neumarkt auch eine Abend-Variante an. Die Erweiterung ist ganz im Sinne der Wirtschaftstreibenden in der Region. Ein Technik-Schwerpunkt soll folgen.
NEUMARKT. Neumarkt fügt seinem Schulcluster einen weiteren Puzzlestein hinzu: Ab Herbst 2018 bietet die Handelsakademie (HAK) eine Abend-Matura an, wie Direktorin Ingrid Wichtl den SN bestätigte: „Die Kosten sind gleich null. Unsere Schule steht ab 18 Uhr leer. Das Kollegium hat sich einstimmig dafür entschieden.“
Die Abend-HAK ist im Flachgau einzigartig. Das Abendangebot an der HAK II in Salzburg sei keine direkte Konkurrenz, meint die Direktorin. „Unser Einzugsgebiet ist sehr groß, das reicht bis nach Unterach, Mattighofen und Frankenmarkt in Oberösterreich. Die Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass in diesem Raum die Leute nicht in die Stadt fahren würden. Der Weg wäre zu weit.“Auch demografische Prognosen seien miteinberechnet worden.
Wichtl rechnet mit 30 bis 40 Abendschülern im ersten Jahr. Das Schulmodell umfasst bis zu acht Semester, Vorbildung wird individuell mit eingerechnet. Das Mindestalter liegt bei 17 Jahren. Die Mischung aus je zwei Tagen Unterricht vor Ort und Fernunterricht per Laptop richte sich an berufstätige Menschen: „Wir sehen die Abend-HAK auch als eine Weiterbildungsoption für Erwachsene an, die sich selbstständig machen oder in die Digitalisierung einklinken wollen.“Man könne sich hier gleichsam „unter dem Glassturz“als Start-upGründer versuchen.
Ein Angebot, das ganz im Sinne der Wirtschaftstreibenden ist: „Personalchefs großer Firmen im Flachgau und in Oberösterreich haben bereits Interesse signalisiert. Die brauchen Fachkräfte und würden teils auch eigene Mitarbeiter zur Aus- und Weiterbildung schicken, um sich digitale oder Wirtschaftskompetenz anzueignen.“
Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) ist großer Unterstützer des Projekts: „Die Gemeinde ist interessiert, den Schulstandort auszubauen und zu verbessern“, sagt Rieger. Die HAK besuchen 500 Schüler, die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW) weitere 450. Der Bund hat seit 2016 rund zehn Millionen Euro in Neubauten der beiden Schulen investiert.
Rieger plant bereits den nächsten Schritt: „Wir arbeiten an einem technischen Schwerpunkt in Neumarkt. Am naheliegendsten wäre eine HTL, aber ich kann mir auch eine Fachschule vorstellen.“2018 will Rieger den Bedarf erheben lassen und die Wirtschaft einbinden. „Es gibt aktuell einen Technikermangel. Ich höre immer wieder von Flachgauer Firmen, die Fachkräfte aus München oder aus Indien holen“, sagt Rieger.
Die nötige Infrastruktur für die Schulerweiterung bringt der Ausbau des Verkehrsknotenpunkts:
„Flachgauer Firmen suchen nach Fachkräften vor Ort.“
Derzeit wird beim Bahnhof eine Park-&-Ride-Anlage mit 246 Stellplätzen gebaut. Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember hält vier Mal pro Stunde ein Zug in Neumarkt. 2019 startet der Bahnhofsumbau: „Wir bekommen einen dritten Bahnsteig und ein Busterminal mit sechs Haltestellen“, sagt Rieger. Dadurch lasse sich auch der Busverkehr aus Thalgau und Mondsee besser bewältigen, der viele Schüler nach Neumarkt bringt.