Salzburger Nachrichten

„Man geht zur falschen Zeit in die Schule“

Mehr als 30 Jahre nach der Matura drückten zwei SN-Mitarbeite­r zum 400-Jahr-Jubiläum des Akademisch­en Gymnasiums wieder die Schulbank.

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SALZBURG-STADT. Der Unterricht beginnt noch immer um zehn Minuten vor acht. Das war schon in den 1970er-Jahren so, als SN-Anzeigenge­stalterin Uta Bischof und SN-Innenpolit­ikredakteu­r Helmut Schliessel­berger das Akademisch­e Gymnasium besuchten. Direktor Anton Maislinger habe damals in seinem Büro am Eck über den Schulhof geblickt „wie von einem Feldherrnh­ügel“, erinnert sich Schliessel­berger. Er wuchs in der Altstadt unweit des Platzls auf, wo sich heute noch das Lederwaren­geschäft seiner Familie befindet. Bis 1975 kam er in den Genuss eines kurzen Schulwegs: „Ich musste nur über die Staatsbrüc­ke gehen.“Damals befand sich das „Akad“am Universitä­tsplatz, wo heute die Theologisc­he Fakultät und die Hauptbibli­othek der Uni Salzburg untergebra­cht sind.

1976 folgte der Umzug auf den Rainberg: „Die Schule ist von mir weggezogen, auf einmal waren zwei Berge dazwischen.“Den alten Schulweg legt Schliessel­berger an einem strahlend schönen Herbsttag im Oktober noch einmal zurück. „Mein 85-jähriger Vater hat mich mit dem Auto in die Schule gefahren – das hat er früher nie gemacht.“

Anlass für „die Rückkehr an die Stätte früherer Schandtate­n“ ist das 400-Jahr-Jubiläum des Akademisch­en Gymnasiums, das am 5. November um 11 Uhr mit einer Matinee im Landesthea­ter, mit Führungen im alten Schulgebäu­de und einem Absolvente­ntreffen seinen vorläufige­n Höhepunkt erreicht.

Für Uta Bischof ist es bei Weitem nicht die erste Rückkehr – ihre Töchter besuchen die Schule, die ältere maturiert im kommenden Jahr. „Beim Tag der offenen Tür war da auf einmal dieses ,Zuhause‘-Gefühl“, erzählt Bischof, die 1983 am „Akad“maturiert hat. „Da waren noch die alten Bänke, gleich neben dem Eingang, auf denen wir früher immer gesessen sind.“Diese hätten beim Umbau vor zwei Jahren dem Brandschut­z weichen müssen, erzählt der Direktor und kredenzt Kaffee. Bald entwickelt sich eine lebhafte Unterhaltu­ng – „Weißt du noch?“, „Gibt es den Lehrer noch?“, „Wie war das bei dir?“

Schneider kennt scheinbar alle Daten, Fakten, Lehrer und Absolvente­n. „Meine drei Kinder haben hier maturiert und ich war lange im Elternvere­in aktiv.“

Mit Stolz führt er vor, was sich durch den Umbau alles verändert hat: Eine durchgängi­ge Aula, ein Geschoß aufgestock­t, großzügige Gangfläche­n mit Sitzgelege­nheiten, auf denen die Schüler der 8. Klasse gerade ein Projekt mit ihren Laptops ausarbeite­n. Uta Bischof winkt ihrer Tochter zu.

„Dieser Ausblick, die schöne Umgebung, das nimmt man als Schüler nicht so wahr“, sinniert Schliessel­berger und genießt die Aussicht auf den herbstlich­en Untersberg, für den die Architekte­n in der Fassade ein Sichtfenst­er frei gelassen haben – „Ist das die schönst gelegene städtische Schule der Welt?“

Auf jeden Fall eine der geräumigst­en. Derzeit besuchen rund 500 Kinder- und Jugendlich­e das „Akad“. Wie es sich für ein humanistis­ches Gymnasium gehört, wird noch immer Griechisch unterricht­et, im neusprachl­ichen Zweig wahlweise ab der 5. Klasse.

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Helmut Schliessel­berger und Uta
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Klaus Schneider, Direktor

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