Virtuelle Währungen fordern Polizei heraus
Die Aufklärung von Verbrechen im Internet fordert die Polizei immer stärker. Auch Bezahlsysteme mit virtueller Währung wie Bitcoins erschweren die Ermittlungen.
Die Aufklärung von Verbrechen im Internet wird immer schwieriger. Grund dafür sind auch Bezahlsysteme mit Kryptowährungen wie Bitcoins.
WIEN. Kryptowährungen, allen voran Bitcoins, sind auf dem Vormarsch und sorgen für Schlagzeilen. Die virtuelle Währung wird nicht über eine Zentralbank ausgegeben, sondern durch ein Computernetzwerk der Nutzer verwaltet.
In der Verbrechensbekämpfung stellt die Verwendung von Bitcoins und anderen Kryptowährungen Ermittler vor einige Probleme – technisch wie rechtlich. Nach Auskunft des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) würden Gewinne und Geldflüsse aus Verbrechen überwiegend auf diese Weise transferiert. Vor allem bei Erpressungsfällen mit Schadsoftware fordern die Täter Bitcoins als Lösegeld. Das erklärt Leopold Löschl, Leiter des Cybercrime Competence Center im BK. In diesen Fällen setzen die Erpresser eine Schadsoftware ein, die elektronische Daten und Systeme verschlüsselt und unbenutzbar macht. Für die Entschlüsselung wird Lösegeld erpresst. Opfer sind meist Klein- und Mittelbetriebe.
Während Befürworter von Kryptowährungen den direkten Geldverkehr positiv sehen, stellt genau das die Ermittler vor Probleme. „Es gibt keine zentrale Ansprechstelle oder verantwortliche Personen, da es sich um ein dezentrales System beziehungsweise um ein Peer-toPeer-Netzwerk handelt. Die Analyse eines solchen Netzwerks ist mög- lich, allerdings technisch äußerst aufwändig und ressourcenintensiv“, erklärt Löschl. „Erpresser im Cybercrimebereich wählen gern Bitcoins als Bezahlmethode, da sie einfach erworben werden können, sei es in Trafiken, in Postämtern, bei Automaten oder ähnlichen allgemein zugänglichen Stellen.“
Aus dem Bundeskriminalamt heißt es dazu weiter: Die rechtliche Einordnung von Krypto-Währungen im europäischen Rechtssystem, die Sicherstellung von virtuellen Gewinnen und die Verfolgung krimineller Geldströme bräuchten Antworten, die auf internationaler Ebene gefunden werden müssten. Virtuelle Währungen seien auch bei Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder der Terrorfinanzierung ein Thema, erklärt Löschl. Auch im Darknet – eine Art verborgener Teil des Internets – spielen Kryptowährungen eine wichtige Rolle. Das zeigte sich etwa bei der internationalen Operation „Bayonet“, die gegen illegale Darknet-Marktplätze vorging. Allein auf der ausgehobenen Plattform Alphabay wurden dabei mehr als 350.000 Verkaufsobjekte angeboten – vor allem Drogen, aber auch gestohlene Kreditkarten, Dopingsubstanzen oder Schadsoftware. „Die Bezahlung erfolgte mit den virtuellen Währungen Bitcoin, Zcash oder Monero“, erklärt Löschl.
Ein Verbot von Kryptowährungen hält der Experte nicht für zielführend. „Für die Polizei ist es wichtig, sich mit der Technologie auseinanderzusetzen und sich auf die Ermittlung im Netzwerk selbst zu konzentrieren.“In jeder Technologie gebe es Schwachstellen.
Die Frage sei nur, ob man im Stande sei, diese auch zu erkennen, erklärt Löschl. Daher setze das Cybercrime Competence Center auch auf Experten aus der Privatwirtschaft, um ergänzend mit eigens entwickelter Software auch Muster bei Bitcoin-Transaktionen zu erkennen und Verbrechen aufklären zu können.