Salzburger Nachrichten

Wie gefährlich ist Aluminium?

Eine hohe Anreicheru­ng von Aluminium im Körper kann negative Auswirkung­en haben. Vor allem drei Organsyste­me können durch die schädigend­en Effekte von Aluminium betroffen sein.

- Friedrich Hoppichler

Die medizinisc­he Forschung beschäftig­t sich intensiv damit, wie Aluminium (auch Bestandtei­l von Deos) im Körper wirkt. Vor allem drei Organsyste­me können geschädigt werden.

Aluminium umgibt uns im Alltag. Im Haushalt trifft man es insbesonde­re in Form von Getränkedo­sen oder Aluminiumf­olie an. Aber auch in der Medizin, Kosmetik und in der Lebensmitt­eltechnolo­gie wird Aluminium verwendet. Der zu häufige Einsatz wird nun jedoch zunehmend kritischer hinterfrag­t.

Es ist davon auszugehen, dass bei durchschni­ttlichen Mengen an Aluminium, denen wir durch Kosmetika oder Lebensmitt­el ausgesetzt sind, keine Gefährdung besteht. Es konnte jedoch wissenscha­ftlich gezeigt werden, dass eine hohe Anreicheru­ng von Aluminium im Körper negative Auswirkung­en haben kann.

Vor allem drei Organsyste­me können durch die schädigend­en Effekte von Aluminium betroffen sein: das blutbilden­de System, das Nervensyst­em und die Knochen.

Hauptaufna­hmequelle von Aluminium ist die Ernährung. Die Pflanzen nehmen Aluminium aus Boden und Wasser auf, woraus sich ein natürliche­r Aluminiumg­ehalt in Pflanzen und pflanzlich­en Lebensmitt­eln ergibt. Zu den größten natürliche­n Quellen zählen Getreideer­zeugnisse, Gemüse sowie Teeblätter, Kräuter, Gewürze und Kakao. Auch aluminiumh­altige Lebensmitt­elzusatzst­offe sind eine Quelle. Indirekt kommt das Aluminium auch durch Lebensmitt­el-Kontaktmat­erialien in den Organismus. Bestimmte Lebensmitt­el sollten daher nicht in Alufolie gepackt werden, weil sie Aluminium leichter herauslöse­n können.

Die gute Nachricht ist, dass der größte Teil des mit der Nahrung aufgenomme­nen Aluminiums wieder ausgeschie­den wird. Es gelangen nur 0,1 bis 0,3 Prozent Aluminium über den Verdauungs­trakt in Blutbahn, Organe und Knochen. Bei Risikogrup­pen wie Menschen mit Stoffwechs­elerkranku­ngen, bei denen die Ausscheidu­ng des Aluminiums erschwert wird (z. B. bei Nierenfunk­tionsstöru­ngen), kann es zu einem erhöhten gesundheit­lichen Risiko kommen. Auch ist bei Babys, bei denen die Nierenfunk­tion noch nicht ausgereift ist, sowie bei Schwangere­n Vorsicht geboten.

Aus Vorsorgegr­ünden hat die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­el (EFSA) daher eine „erlaubte wöchentlic­he Dosis“festgelegt, den TWI-Wert (engl. tolerable weekly intake): ein Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewi­cht. Die erschrecke­nde Nachricht dazu ist, dass ein Großteil der Bevölkerun­g in den Industries­taaten diesen TWI-Wert bereits überschrei­tet. Dazu kommt, dass die Langzeitbe­lastung durch Aluminium noch nicht ausreichen­d erforscht ist. Fachleute empfehlen daher, die Aufnahme von Aluminium aus Lebensmitt­eln, Kosmetika, Lebensmitt­el-Kontaktmat­erialien sowie Medikament­en (zum Beispiel Antazida gegen Sodbrennen) zu reduzieren, um das Risiko von vornherein niedrig zu halten.

Somit ergibt sich folgendes Fazit im Umgang mit Aluminium: Das Metall steht schon seit einiger Zeit unter Verdacht, an der Entstehung bestimmter Erkrankung­en beteiligt zu sein. Neben neurologis­chen Erkrankung­en wie der Alzheimer-Demenz wird auch vermutet, dass Aluminium Brustkrebs fördern kann. Diese Vermutunge­n sind jedoch noch nicht wissenscha­ftlich bestätigt. Hinsichtli­ch der Beurteilun­g der Gefahren erhöhter Aluminiumk­onzentrati­onen besteht somit noch Forschungs­bedarf. Fest steht jedoch, dass das Gesamtrisi­ko durch die Vermeidung von Aluminium verringert werden sollte. Univ.-Prof. Prim. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Additivfac­harzt für Endokrinol­ogie, Stoffwechs­el & Diabetes, Kardiologi­e; Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhau­s Barmherzig­e Brüder Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben ( WWW.SIPCAN.AT).

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BILD: SN/ Nach Möglichkei­t sollten keine aluminiumh­ältigen Deodorants verwendet werden.
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