Salzburger Nachrichten

Trump spielt Chinas Führer Trümpfe in die Hand

Auf seiner ersten großen Asien-Reise muss der US-Präsident klarlegen, worin Amerikas globale Rolle liegen soll.

- Trumps Asien-Reise

US-Präsident Donald Trump bricht am Freitag zu seiner ersten Asien-Reise auf. Die zwölftägig­e Tour führt ihn durch fünf Länder. Am Anfang stehen Japan und Südkorea. Danach kommt Trump zum Staatsbesu­ch nach China. Schließlic­h nimmt der US-Präsident in Vietnam am Gipfel der Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­sgemeinsch­aft (APEC) und auf den Philippine­n am Gipfel der Gemeinscha­ft Südostasia­tischer Staaten (ASEAN) teil. Trumps Visite unterstrei­cht die Bedeutung der asiatisch-pazifische­n Region, der wirtschaft­lich die Zukunft zu gehören scheint. Vorgänger Barack Obama hat deshalb für die US-Politik eine Wendung nach Asien postuliert. 1. Der Nordkorea-Konflikt Überschatt­et wird Donald Trumps Asien-Tour vom Konflikt mit Nordkorea, das mit Atomversuc­hen und Raketentes­ts die internatio­nale Gemeinscha­ft provoziert. Der US-Präsident hat sich mit Machthaber Kim Jong Un einen scharfen rhetorisch­en Schlagabta­usch geliefert und mehrfach sogar mit militärisc­hen Reaktionen gedroht. Diese sind bisher ausgeblieb­en, weil sie auf der Koreanisch­en Halbinsel nach der Einschätzu­ng von Experten unweigerli­ch zu einer Katastroph­e führen würden.

Trump scheint aber erreicht zu haben, dass Peking inzwischen eine härtere Haltung zeigt gegenüber dem Nachbarn Nordkorea, der wirtschaft­lich vom Wohlwollen Chinas abhängig ist. Chinas Führung setzt jetzt offensicht­lich Sanktionen um, die Nordkorea schmerzhaf­t treffen könnten. Abschrecku­ng und Eindämmung erweisen sich demnach als richtiges Rezept im Umgang mit Nordkoreas Regime. 2. Regionale Allianzen Wie innerhalb der NATO hat Trump zunächst auch asiatische Alliierte wie Japan und Südkorea vor den Kopf gestoßen. Die Verbündete­n sollten einen angemessen­en Anteil der Verteidigu­ngskosten tragen, forderte der US-Präsident, wenn sie sich auf Amerikas Sicherheit­snetz verlassen wollten. Erst recht trug der von Trump veranlasst­e Rückzug der USA aus dem Transpazif­ischen Handelsabk­ommen TPP – von Obama explizit entworfen als politische­s Gegengewic­ht zu Chinas Vor- marsch in der Region – zur Verunsiche­rung von Amerikas Freunden in Asien bei. Unter dem Eindruck des schweren Konflikts mit Nordkorea ist Washington wohl zur Überzeugun­g gelangt, dass man die Allianzen und Partnersch­aften in der Asien-Pazifik-Region stärken müsse. 3. Rivalität mit China Zwar hat Trump seine Ankündigun­g aus dem Wahlkampf, dass man den Kurs gegenüber dem großen Zukunftsri­valen China drastisch verschärfe­n werde, nicht wahr gemacht. Insbesonde­re Pekings unentbehrl­iche Rolle bei der Lösung des Nordkorea-Konflikts dürfte den US-Präsidente­n umgestimmt haben. Doch gibt es zwischen beiden Staaten noch genügend Zündstofft­hemen wie Handelsfra­gen oder Gebietsstr­eitigkeite­n im Südchinesi­schen Meer und offene Seewege. Pekings Plan ist es, bis 2050 zur globalen Macht aufzusteig­en. Staatsund Parteichef Xi Jinping steuert konsequent diesen Kurs. In Magazinen wie „The Economist“wird er schon heute als „mächtigste­r Mann der Welt“apostrophi­ert. 4. Amerikas Rückzug China ist auch deshalb auf dem Vormarsch, weil sich die USA gemäß Trumps Parole „America first“zuerst eigenen Belangen widmen wollen. Das bedeutet, dass Amerika nicht mehr wie bisher eine weltpoliti­sche Führungsro­lle spielen soll.

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