„Digitalisierung braucht einen Nutzen“
Seit 1987 hat sich die Salzburger Firma COPA-DATA einen Platz im Spitzenfeld der europäischen Softwareproduzenten für industrielle Automatisierung erarbeitet. Der Familienbetrieb hat jetzt große Pläne.
Viele Anlagen und Maschinen von Weltkonzernen aus der Autobranche, der Nahrungsmittelindustrie und der Pharmazie werden von der Software aus dem Hause COPA-DATA in Salzburg-Maxglan gesteuert. Das erkannte auch Microsoft und ehrte 2017 das Familienunternehmen mit einem besonderen Preis. Firmengründer Thomas Punzenberger (55) nahm sich zum 30-JahrJubiläum Zeit für ein SN-Gespräch. SN: Welche Visionen und Ambitionen hatten Sie vor 30 Jahren, bei der Firmengründung? Punzenberger: Meine persönliche Ambition war, in der Technik wieder mehr zu machen und ein Produkt zu entwickeln, das bei meinem damaligen Arbeitgeber nicht möglich war. Daraus ist die Idee entstanden, das Produkt Zenon (nach dem griechischen Philosophen Zenon von Elea, Anm.) zu entwickeln. Diese Software ist auch heute noch unser Standbein Nummer eins. 1991 brachten wir das erste Release von Zenon auf den Markt, seither haben wir das System kontinuierlich weiterentwickelt. SN: Vor allem entwickelten Sie Software in einer Zeit, in der die Digitalisierung noch eher ein Fremdwort war. Damals steckte das alles in den Kinderschuhen. Ich erinnere mich, wie wir noch belächelt wurden, als wir auf einem normalen PC eine Software entwickelt haben. Und das auf Windows zu entwickeln war auch ein Risiko, weil man nicht wusste, ob sich Windows in der Industrie durchsetzt. Im Endeffekt haben wir auf das richtige Pferd gesetzt. Aber die Zukunftsaussichten waren damals alles andere als sicher. SN: In den Anfängen wurde Ihnen aus Sicherheitsgründen abgeraten, auf das WindowsSystem, das in der Industrie eher unüblich war, zu setzen. Warum haben Sie an Microsoft festgehalten? In puncto Sicherheit war es Anfang der 1990er-Jahre nie so ein Thema wie heute. Damals gab es noch kein Internet, die Bedrohung von außen war nicht gegeben. Heute ist es allerdings ein ganz anderes Szenario und wir müssen einen Gutteil unserer Entwicklung in Sicherheitsmechanismen hineinstecken, damit wir das System so sicher wie möglich machen. Am Anfang gingen die größten Bedenken in Richtung Robustheit, Zuverlässigkeit – viel weniger in Sicherheit, wie man es heute versteht. SN: Wer sind Ihre Kunden und wie läuft ein Entwicklungsprozess ab? Wir beliefern die größten Fertigungsunternehmen und Maschinenbauer weltweit mit unserer Software. Zum Beispiel Autoprodu- zenten oder Hersteller von Abfüllanlagen. Zenon bedient, steuert und überwacht die Anlagen und Prozesse. Alles, was Mensch-Maschine-Kommunikation ist, wo es notwendig ist, Maschinen zu bedienen oder einzugreifen – das ist unsere Aufgabe mit unserer Software. In der Pharmabranche sind vor allem die Nachvollziehbarkeit und Protokollierung wichtig. SN: Das heißt aber am Ende: Durch die verbesserte Digitalisierung werden bei einem Kunden Arbeitskräfte wegrationalisiert. Natürlich ist es so, dass man einsparen kann. Aber uns geht es vielmehr um den Komfort für den Mitarbeiter. Ein Beispiel: Ein Anlagenbauer hat einmal gemessen, dass der Maschinenbediener vor unserer Software am Tag zwölf Kilometer zurückgelegt hat. Mit dem Aktivieren unserer Software waren es nur noch 1,5 Kilometer. Das heißt auch, dass der Mitarbeiter Zeit für anderes hat. SN: Microsoft hat Sie mit einem besonderen Preis geehrt: Unter 2800 Unternehmen aus 115 Ländern wurden Sie in der Kategorie „Internet of Things“als „Partner des Jahres“ausgezeichnet. Was bringt COPA-DATA ein Preis dieser Art? Das Feld unter den Mitbewerbern war für diesen Preis sehr international, noch dazu bewerben sich sehr große Firmen. Die Digitalisierung der Fabriken ist zurzeit das beherrschende Thema. Smart Factory, Industrie 4.0 sind die Schlagwörter. Zum einen sehen wir mit dem Preis, dass wir international so konkurrenzfähig sind, dass wir uns bei einer hochkarätigen Jury durchsetzen können. Die internationale Beachtung hilft uns auch, global noch erfolgreicher zu sein. Die großen Kunden merken: Das ist nicht eine Garagenfirma, die irgendetwas zusammengebastelt hat. Marketing ist mittlerweile unerlässlich. Vor 20 Jahren haben wir gesagt: Wir sind Ingenieure und unser Produkt ist so gut, wir brauchen kein Marketing. Da hatten wir uns getäuscht. Heute haben wir zwölf Mitarbeiter dafür. SN: Wo steht zurzeit die Welt mit der zunehmenden Digitalisierung? Wir stehen im Grunde komplett am Anfang. Es sind eigentlich die ersten Gehversuche. Zurzeit geht die Diskussion in die Richtung, dass man die Digitalisierung fortschreibt, weil man im Trend liegt, aber weniger den Nutzen im Auge hat. Man darf den Nutzen und den Zweck des Ganzen nie aus den Augen verlieren. Im Grunde soll es dem Endkunden nutzen, dass er wettbewerbsfähiger ist, dass er mehr Transparenz hat, dass er mehr Qualität liefern kann. SN: Gibt es Wachstumsprognosen von COPA-DATA? Wir wollen in den nächsten fünf Jahren den Umsatz auf rund 60 Millionen Euro verdoppeln. Außerdem wollen wir in der Branche in den Top 3 in Europa bleiben. Am Standort Salzburg-Maxglan werden laufend neue Arbeitskräfte (derzeit 230, Anm.) eingestellt. SN: Die Digitalisierung schreitet zügig voran. Welche Prognosen haben Sie für eine Welt in 30 Jahren? Die permanente Präsenz von allen möglichen Daten ist sicherlich etwas, was uns in der Zukunft begegnen wird. Man wird, ob man es will oder nicht, ständig alle Informationen parat haben. Das wird im privaten Bereich und im produzierenden Gewerbe so sein, dass die Präsenz der Daten und die Vorausschau omnipräsent sein werden.
Thomas Punzenberger (55): Der Softwareentwickler hat 1987 in Salzburg die Ing. Punzenberger COPADATA GmbH. gegründet. Heute ist der dreifache Familienvater CEO und einer von drei Geschäftsführern des Unternehmens.