Studie zeigt, dass der Pinzgau benachteiligt wird
Gejammert wurde schon oft. Aber im Pinzgau wollte man Zahlen und ließ eine Studie über die Benachteiligung anfertigen.
Diskussion in Saalfelden „Leben im Pinzgau – unsere Nachteile, unsere Chancen“
ist der Titel der Podiumsdiskussion im Congress Saalfelden am 7. November. Diskussionsleiter ist SN-Redakteur Heinz Bayer. Auf dem Podium: Landesrat Josef Schwaiger, Bürgermeister Erich Rohrmoser, Margit Pfatschbacher (AK), Dietmar Hufnagl (WK) und Georgia Winkler-Pletzer vom Regionalverband Oberpinzgau. Auch das Publikum ist eingeladen, mitzureden. Beginn ist um 20 Uhr. Schon ab 19 Uhr präsentieren die Saalfeldener Stadträte an Informationsständen aktuelle und zukünftige Projekte der Gemeinde. SAALFELDEN. Schlechtere Verkehrsverbindungen, lückenhaftere medizinische Versorgung, weniger Arbeitsplätze und niedrigere Löhne: Oft wird über Benachteiligungen des ländlichen Raums gegenüber den Zentralräumen geklagt. Andererseits bietet das Land eine hohe Lebensqualität: Man hat die Natur vor der Haustür, es gibt oft noch einen sozialen Zusammenhalt und weniger Kriminalität.
Wie es wirklich ist, darüber wird am kommenden Dienstag ab 20 Uhr im Saalfeldener Kongresszentrum diskutiert. „Leben im Pinzgau – unsere Nachteile, unsere Chancen“lautet der Titel.
Auf dem Podium sitzen Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP), Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ), Margit Pfatschbacher (Bezirksleiterin der Arbeiterkammer), Dietmar Hufnagl (Bezirksleiter der Wirtschaftskammer) und Georgia Winkler-Pletzer vom Regionalverband Oberpinzgau.
Winkler-Pletzer wird als Anstoß für die Diskussion die Studie „Quantifizierung der Benachteiligung im Pinzgau“vorstellen. Bisher gab es österreichweit keine Daten, die eine eventuelle Benachteiligung des ländlichen Raums wissenschaftlich belegen. Deshalb ließen der Regionalverband Oberpinzgau und das Pinzgauer Regionalmanagement diese Studie anfertigen. Der Auftrag ging an die Universität Wien und das VID (Vienna Institute of Demography).
Um eine eventuelle Benachteiligung einer Region oder eines Ortes objektiv veranschaulichen zu können, verwendeten die Forscher den Multiplen Benachteiligungsindex (MBI). In ihn flossen zahlreiche Daten wie durchschnittliches Einkommen, Baulandpreis, Zahl der Ärzte pro 1000 Einwohner, Anzahl der Bewohner mit Matura und Anteil der Asylbewerber an der Bevölkerung ein. Insgesamt waren es 19 Zahlen in den sechs Bereichen „Einkommen & Wohnen“, „Be- schäftigung“, „Gesundheit“, „Bildung“, „Soziales & Versorgung“sowie „Finanzen“. Der Landesschnitt bei diesen Daten wird als Vergleichswert hergenommen und erhält den MBI null. Sind die Daten eines Ortes besser, kommt man auf einen positiven MBI, sind sie schlechter, kommt man auf einen negativen.
Die Ergebnisse zeigen, dass etwa der Oberpinzgau vor allem in den Bereichen Einkommen & Wohnen, Beschäftigung, Finanzen und Gesundheit einen negativen Index – also eine Benachteiligung der Region – aufweist. Im Bereich von Bildung, Sozialem und Versorgung ergab sich aber ein gleicher bzw. besserer Wert im Vergleich zur Stadtregion. Was ein klares Plus ergibt.
Auf sehr positive Weise hebt sich die Gemeinde Maishofen ab. Sie ist die einzige der 28 Pinzgauer Gemeinden, die in allen Bereichen in der Pluszone liegt. Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser: „Die gute zentrale Lage, starke Betriebe und die Möglichkeit, dass Maishofen auch von der nahen Infrastruktur in der Nachbarschaft profitiert – etwa vom Krankenhaus Zell am See –, wirken sich optimal aus.“
Interessante Details: Als Einpendlergemeinden erwiesen sich Orte wie Kaprun, Maishofen, Zell am See oder Hollersbach. Und ein Beschäftigungsniveau wie im städtischen Bereich weisen Unken, St. Martin, Maishofen, Stuhlfelden und Hollersbach auf.
Alarmierend ist der Umstand, dass Arbeitslosigkeit und Abwanderung Themen sind, die vor allem Frauen betreffen. Georgia Winkler-Pletzer: „Aber: Wenn es um Familiengründung und Kinder geht, rückt die Heimkehr in die Region wieder in den Mittelpunkt.“
Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser: „Wir müssen deshalb gemeinsam gute Rahmenbedingungen im Bezirk schaffen. Wir brauchen leistbaren Wohnraum, flexible Arbeitszeiten im Sinne der Familien, qualifizierte Arbeitsplätze und vor allem höhere Einkommen.“
„ Geht’s um Gründung einer Familie, zieht’s die Jungen heim.“