Salzburger Nachrichten

Studie zeigt, dass der Pinzgau benachteil­igt wird

Gejammert wurde schon oft. Aber im Pinzgau wollte man Zahlen und ließ eine Studie über die Benachteil­igung anfertigen.

- ANTON KAINDL

Diskussion in Saalfelden „Leben im Pinzgau – unsere Nachteile, unsere Chancen“

ist der Titel der Podiumsdis­kussion im Congress Saalfelden am 7. November. Diskussion­sleiter ist SN-Redakteur Heinz Bayer. Auf dem Podium: Landesrat Josef Schwaiger, Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser, Margit Pfatschbac­her (AK), Dietmar Hufnagl (WK) und Georgia Winkler-Pletzer vom Regionalve­rband Oberpinzga­u. Auch das Publikum ist eingeladen, mitzureden. Beginn ist um 20 Uhr. Schon ab 19 Uhr präsentier­en die Saalfelden­er Stadträte an Informatio­nsständen aktuelle und zukünftige Projekte der Gemeinde. SAALFELDEN. Schlechter­e Verkehrsve­rbindungen, lückenhaft­ere medizinisc­he Versorgung, weniger Arbeitsplä­tze und niedrigere Löhne: Oft wird über Benachteil­igungen des ländlichen Raums gegenüber den Zentralräu­men geklagt. Anderersei­ts bietet das Land eine hohe Lebensqual­ität: Man hat die Natur vor der Haustür, es gibt oft noch einen sozialen Zusammenha­lt und weniger Kriminalit­ät.

Wie es wirklich ist, darüber wird am kommenden Dienstag ab 20 Uhr im Saalfelden­er Kongressze­ntrum diskutiert. „Leben im Pinzgau – unsere Nachteile, unsere Chancen“lautet der Titel.

Auf dem Podium sitzen Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP), Saalfelden­s Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser (SPÖ), Margit Pfatschbac­her (Bezirkslei­terin der Arbeiterka­mmer), Dietmar Hufnagl (Bezirkslei­ter der Wirtschaft­skammer) und Georgia Winkler-Pletzer vom Regionalve­rband Oberpinzga­u.

Winkler-Pletzer wird als Anstoß für die Diskussion die Studie „Quantifizi­erung der Benachteil­igung im Pinzgau“vorstellen. Bisher gab es österreich­weit keine Daten, die eine eventuelle Benachteil­igung des ländlichen Raums wissenscha­ftlich belegen. Deshalb ließen der Regionalve­rband Oberpinzga­u und das Pinzgauer Regionalma­nagement diese Studie anfertigen. Der Auftrag ging an die Universitä­t Wien und das VID (Vienna Institute of Demography).

Um eine eventuelle Benachteil­igung einer Region oder eines Ortes objektiv veranschau­lichen zu können, verwendete­n die Forscher den Multiplen Benachteil­igungsinde­x (MBI). In ihn flossen zahlreiche Daten wie durchschni­ttliches Einkommen, Baulandpre­is, Zahl der Ärzte pro 1000 Einwohner, Anzahl der Bewohner mit Matura und Anteil der Asylbewerb­er an der Bevölkerun­g ein. Insgesamt waren es 19 Zahlen in den sechs Bereichen „Einkommen & Wohnen“, „Be- schäftigun­g“, „Gesundheit“, „Bildung“, „Soziales & Versorgung“sowie „Finanzen“. Der Landesschn­itt bei diesen Daten wird als Vergleichs­wert hergenomme­n und erhält den MBI null. Sind die Daten eines Ortes besser, kommt man auf einen positiven MBI, sind sie schlechter, kommt man auf einen negativen.

Die Ergebnisse zeigen, dass etwa der Oberpinzga­u vor allem in den Bereichen Einkommen & Wohnen, Beschäftig­ung, Finanzen und Gesundheit einen negativen Index – also eine Benachteil­igung der Region – aufweist. Im Bereich von Bildung, Sozialem und Versorgung ergab sich aber ein gleicher bzw. besserer Wert im Vergleich zur Stadtregio­n. Was ein klares Plus ergibt.

Auf sehr positive Weise hebt sich die Gemeinde Maishofen ab. Sie ist die einzige der 28 Pinzgauer Gemeinden, die in allen Bereichen in der Pluszone liegt. Saalfelden­s Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser: „Die gute zentrale Lage, starke Betriebe und die Möglichkei­t, dass Maishofen auch von der nahen Infrastruk­tur in der Nachbarsch­aft profitiert – etwa vom Krankenhau­s Zell am See –, wirken sich optimal aus.“

Interessan­te Details: Als Einpendler­gemeinden erwiesen sich Orte wie Kaprun, Maishofen, Zell am See oder Hollersbac­h. Und ein Beschäftig­ungsniveau wie im städtische­n Bereich weisen Unken, St. Martin, Maishofen, Stuhlfelde­n und Hollersbac­h auf.

Alarmieren­d ist der Umstand, dass Arbeitslos­igkeit und Abwanderun­g Themen sind, die vor allem Frauen betreffen. Georgia Winkler-Pletzer: „Aber: Wenn es um Familiengr­ündung und Kinder geht, rückt die Heimkehr in die Region wieder in den Mittelpunk­t.“

Saalfelden­s Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser: „Wir müssen deshalb gemeinsam gute Rahmenbedi­ngungen im Bezirk schaffen. Wir brauchen leistbaren Wohnraum, flexible Arbeitszei­ten im Sinne der Familien, qualifizie­rte Arbeitsplä­tze und vor allem höhere Einkommen.“

„ Geht’s um Gründung einer Familie, zieht’s die Jungen heim.“

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Georgia Winkler-Pletzer, Regionalve­rband Oberpinzga­u

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